Hamburg. Der Autor, der das Sams erfand, kam zu einer Matinee ins voll besetzte Theater und erzählte auch von seiner eigenen Kindheit.

Wie wunderbar zeitlos Geschichten, Poesie und vor allem Witz sein können, das zeigte sich am Sonntag bei der Matinee zum 85. von Kinderbuchautor Paul Maar aufs Allerschönste. Etwa, wenn es um den feinen Unterschied ging, ob nun Beeren oder Bären auf den Geburtstagskuchen kommen.

Die vielen Kinder im voll besetzten Thalia Theater schrien vergnügt. Darunter auch einige mit zauseligen Perücken sowie Wunschpunkten und kurzrüsseligen Nasen im Gesicht. Denn eine der tollsten und aberwitzigsten Figuren des Jubilars ist und bleibt das Sams. Und von dem las Paul Maar dann auch die Geschichte mit dem blauen Drachen vor.

Paul Maar im Thalia: Die Kinder schrien vor Vergnügen

Aber was heißt da lesen? Er erzählte sie vielmehr mit spürbarer Freude. Der Blick verschmitzt hinter der Brille. Die grauen Haare derart gelockt, als könne der Kopf den ganzen Schabernack nicht bei sich behalten. Der Tonfall herzlich und locker bis trockenhumorig. Mit dem leichten weichen Zungenschlag seiner fränkischen Heimat. Und immer wieder musikalisch begleitet von Konrad Haas an Keyboard und Querflöte sowie Wolfgang Stute an Gitarre und Percussion.

Mit großer Zugewandtheit führte Moderator Ralph Caspers durch diesen kurzweiligen Vormittag zwischen Gedichten, Gesprächen und viel Gelächter. Und er übte mit dem Publikum extra einen „Flüsterapplaus“ ein für einen besonders sensiblen Gast: Zaghaft wagte sich der Angsthase aus Maars Fantasiewelt hinter der Sofalehne hervor (fein geführt von der Puppenspielerin Heidrun Warmuth).

Paul Maar und seine beste Geburtserinnerung

Was denn seine beste Geburtserinnerung sei, wollte der plüschige Besuch gern wissen. Und als Maar dann von seiner Kindheit im Zweiten Weltkrieg sprach, von den Bombardements im industriellen Schweinfurt und von dem Glück, zum achten
Geburtstag bei Verwandten auf dem Land keinen Fliegeralarm erleben zu müssen, da wurde es kurz ganz still im Saal. Allerdings nicht lange.

Denn in grandiosem Slapstick brachten Oda Thormeyer und Tilo Werner aus dem Thalia-Ensemble eine Szene aus „Kikerikiste“ auf die Bühne, einem höchst populären Theaterstück Maars, das 1973 an gleich drei Häusern parallel uraufgeführt wurde und seitdem von den USA bis nach Korea gespielt wird.

Paul Maar und eine besondere Geburtstagsfeier

Die Geschichte von Kümmel und Bartholomäus, die ständig streiten, aber eigentlich doch dicke Freunde sind, sei nach wie vor aktuell, betonte Verlegerin Julia Bielenberg in ihrer herrlich anschaulichen und kindgerechten Laudatio. Gemeinsam mit der Thalia Buchhandlung und dem Thalia Theater hatte die Verlagsgruppe Oetinger zu dieser sehr besonderen Geburtstagsfeier geladen. Seit 1968 veröffentlicht Paul Maar bei dem Hamburger Traditionshaus.

„Unterschrieben hat er seinen ersten Vertrag noch bei meinem Großvater Friedrich Oetinger“, sagte Julia Bielenberg und dankte Paul Maar von Herzen für den gemeinsam zurückgelegten Weg. Der Gepriesene saß derweil freundlich lächelnd auf dem Sofa, nachdem zuvor bereits Fotos die Stationen seines Lebens zeigten: Erstkommunion und Hippiezeit, mit Tochter Anne am Zeichentisch und umringt von Kindern bei einer seiner zahlreichen Lesungen. Drei Wochen lang habe er nur Geburtstagspost beantwortet, erzählte Maar. Und zwar handschriftlich. Eine freudvolle Arbeit, für die er offenbar keine Wunschpunkte brauchte.