Hamburg. Habgier, Rache und Eitelkeit: Die Altkanzlerin spricht in einem SWR-Podcast über Wagners „Ring“ – ein Stück, dass sie sehr gut kennt.
Habgier, Rache und Eitelkeit sind nicht unbedingt die ersten drei Charakterzüge, die einem zu Angela Merkel einfallen würden. Bei den Bayreuther Festspielen gehörte sie als Kanzlerin zum Promi-Inventar. Aber ganz sicher nicht, weil sie stundenlang neben Markus Söder oder einem anderen Regionalfürsten von der CSU sitzen wollte, sondern weil sie immer wieder neugierig war, was dort intellektuell geboten wird.
Ahnung hat Merkel von Oper und insbesondere von Wagner, das ist bekannt, doch sie sprach bislang nicht darüber. Die Pflicht ging ja immer vor. Jetzt, als Pensionärin, ist das anders. Da hat sie Zeit, da kann sie sich, neben dem Schreiben ihrer Memoiren, die eine oder andere Angebots-Rosine aus der Fanpost herauspicken. In einem True-Crime-Podcast allerdings hätte man sie nicht vermutet.
Angela Merkel zu Gast beim SWR
Der SWR schaffte es, Merkel für drei – leider viel zu kurze – Sonderfolgen von „Sprechen wir über Mord!?“ über Habgier, Rache und Eitelkeit vors Mikro zu bekommen, neben einen Ex-Bundesrichter. Denn Diebstähle von Wertgegenständen und diverse Tötungsdelikte gibt es bekanntlich satt in Wagners „Ring“, zur Freude von wagnerverknallten Juristen; dazu Verrat und Intrigen genug für gleich mehrere Berliner Legislaturperioden.
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Doch anders als Wotan oder Alberich ist Merkel so ganz und gar nicht nachtragend. Mit sanft ironischer Ruhestands-Milde erklärt sie auch ihre ehemalige Gemütslage: „Wenn man von Rache oder Vergeltungssucht so stark geprägt ist, dass man das nicht mehr aus dem Kopf kriegt, dann sollte man mit der Politik aufhören.“ Sonst nämlich, klar: Götterdämmerung.