Hamburg. Das Ausstellungshaus will sich mit einem Atelierbau für die freie Szene und Angeboten künftig noch mehr zur Stadt hin öffnen.
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Vielstimmigkeit – das sind die Themen, mit denen sich das Team um Intendant Dirk Luckow und Bert Antonius Kaufmann, kaufmännischer Geschäftsführer der Deichtorhallen, aktuell auseinandersetzt. ,,Wir fragen uns, welche Themen relevant sind, wie Kunst unsere Lebenswirklichkeit bereichern kann, was wir von ihr lernen und mitnehmen können. Sie macht Dinge sichtbar, auf die wir vielleicht nie den Blick gelenkt haben, komprimiert Ideen, Gefühle, gesellschaftliche Zustände“, so Luckow.
Um sich noch mehr der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner hin zu öffnen, soll der Offspace des Klub der Künste (KdK) 2023 durch einen größeren Containerbau erweitert werden. Der Ort ist als Treffpunkt für die (junge) freie Szene Hamburgs gedacht und fungiert sowohl als Atelier und Werkstatt als auch als Klubhaus und Veranstaltungsort. Auch seine Vermittlungsangebote hat das Ausstellungshaus ausgebaut: So wird es künftig noch mehr Artist Residencies, Workshops, Führungen mit Expertinnen und Experten sowie ein LAB (Kreativ-Labor) geben.
Deichtorhallen: Ausstellungsprogramm dreht sich auch um Krieg
Inhaltlich wird sich das Ausstellungsprogramm um die gesellschaftlich bestimmenden Aspekte Krieg, Klimawandel, Urbanität und Identitätskonstruktionen drehen. Den Anfang macht der isländische Fotograf Ragnar Axelsson, dem die große Retrospektive „Where the World is Melting“ (ab 17. März) gewidmet wird. Darin werden seine eindrucksvollen Bilder arktischer Landschaften und Lebensräume gezeigt.
Am 4. Mai eröffnet in der Halle für aktuelle Kunst die bisher umfangreichste Überblicksausstellung der britischen Künstlerin Sarah Morris (55). Seit den 1990er Jahren hat Morris ein umfangreiches Werk an Gemälden, Filmen, ortsspezifischen Wandmalereien und Skulpturen geschaffen, die ihr Interesse an Netzwerken, Typologien, Globalisierung, Architektur und Urbanität widerspiegeln.
Auch Albernheit und Peinlichkeit in der Kunst ist Thema
In „Dix und die Gegenwart“ (ab 29. September) wird das Spätwerk des Moderne-Malers Otto Dix (1891-1969) präsentiert und in Bezug zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gestellt. Die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“ (ab 13. Mai), eine epochenübergreifende Gruppenausstellung mit rund 100 Werken namhafter Künstlerinnen und Künstler, verspricht zum inspirierenden Vergnügungspark von Albernheit und Peinlichkeit zu werden. Humoristische Seiten zeigt auch das Werk der bedeutendsten Gegenwartsfotografin Cindy Sherman, das ab 7. Oktober in der Ausstellung „Anti-Fashion“ in der Sammlung Falckenberg zu sehen sein wird.
- Sammlung Falckenberg: Humor, Ekel und Lust auf Regelbruch
- Vom breiten Fluss zur Autobahn: Hamburg und der Verkehr
- Deichtorhallen: Schau zeigt den Alltag im Kriegszustand
Das Phoxxi stellt die Ikone der Schwarz-Weiß-Fotografie Ralph Gibson, Jahrgang 1939, in der Ausstellung „Secrets of Light“ ab 23. April vor. Anschließend gibt „gute Aussichten“ einen Überblick über die junge deutsche Fotografieszene (ab 1. Juli). In „A Glamour and a Mystery“ (ab 14. Oktober) wird die Fotografin Kathrin Linkersdorff (Jahrgang 1967) präsentiert.
Deichtorhallen: Brücke zwischen Fotokunst und Wissenschaft
Ihre ästhetisch betörenden Arbeiten schlagen eine Brücke zwischen Fotokunst und Wissenschaft. Im direkten Austausch mit der Mikrobiologin Regine Hengge von der Humboldt Universität ist ihr aktuelles Projekt entstanden, das die Ergebnisse von natürlichen Stoffkreislaufprozessen von Bakterien visualisiert. Das komplexe Zusammenspiel von Werden und Vergehen in der Natur wird so direkt sichtbar gemacht.