Hamburg. Die traditionsreiche MK&G-Messe wird in diesem Jahr von der “Contemporary Craft“-Ausstellung der Koreanerin Young-Jae Lee flankiert.

Young-Jae Lee ist ein Fan des Museums für Kunst und Gewerbe. Wenn die Keramikerin in Hamburg aus dem Zug steigt, dann isst sie als Erstes im Museumsbistro, erzählt die 71-Jährige, weil die Räumlichkeiten so liebevoll seien, so schlossartig und beeindruckend. Weswegen sie sich umso mehr freut, am Rande der jährlichen MK&G-Messe eine Ausstellung im Haus zu haben, mit rund 600 Keramikobjekten: „Die schönsten Räume, in denen ich je ausgestellt habe“, jubelt sie.

Museum für Kunst und Gewerbe: Messe wird von Ausstellung flankiert

Und tatsächlich, die Räume sind wirklich schön, gerade der zweite, in dem die 1951 in Seoul geborene, seit 1972 in Deutschland arbeitende Künstlerin Schalen nach koreanischer Tradition miteinander verbindet und so hochformatige Vasen herstellt. Weil nämlich hier der Blick in den Innenhof geht, in dem Gingkobäume stehen. „Wir sind eins geworden, bleiben aber dennoch zwei“, meint Young-Jae Lee und beschreibt damit einerseits ihre eigene Arbeit, andererseits die Symbolik des Gingko. Ja, ihre Keramik ist hier wirklich am richtigen Ort.

Dass die traditionsreiche, seit 135 Jahren veranstaltete MK&G-Messe von der Ausstellung flankiert wird, ist Teil des Konzepts, die Messe stärker in der Gegenwart zu verankern. Die neue Kuratorin Erika Pinner hat entsprechend ein Ausstellungsformat namens „Contemporary Craft“ entwickelt und betont so, dass es hier einerseits weiterhin das Ziel ist, Kunsthandwerk zu verkaufen, andererseits aber das Haus auch als Ort der künstlerischen Präsentation und Avantgarde zu positionieren. „Es geht bei der Messe um nachhaltige Objekte, die den Menschen über Jahrzehnte hinaus begleiten“, beschreibt Museumsleiterin Tulga Beyerle den eigenen Anspruch.

Museum für Kunst und Gewerbe: Objekte für die kommenden Jahrzehnte

Wobei auch die Objekte auf der Messe zwar gekauft werden wollen, gleichzeitig aber auch Kunstcharakter haben. Es gibt Holzarbeiten, Keramik, Glasobjekte und Schmuck, freilich immer mit avantgardistischen Hintergrund. Zum Beispiel die metallisch-industrielle Tischdeko des Hamburgers Jan Wege. Die Möbel von Hendrike Farenholtz, ein Schreibtisch etwa, der auch als konstruktivistisches Gemälde durchgehen würde. Oder die seltsam leuchtenden, an Unterwassertiere erinnernden Objekte von Xihan Zhai. Alles Kunst, keine Gebrauchsobjekte.

Die zudem in die Zukunft weist, mit den Nachwuchsarbeiten aus dem Bereich „Young Talents“: die düsteren, organisch wirkenden Vasen von Vlastimil Šenkÿr. Oder die weichen Stoffschalen von Jamila Wallentin. Das sind Objekte für die kommenden Jahrzehnte, um mit Museumsdirektorin Beyerle zu sprechen.

Den mit 7500 Euro dotierten Hauptpreis der Messe erhält Aino Nebel, den mit 2500 Euro dotierten Förderpreis Jiun-You Ou.

MK&G-Messe 23. bis 27. November, Contemporary Craft: Young-Jae Lee 23. November bis 23. April, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, www.mkgmesse.de