Hamburg. Der Schauspieler Christoph Bantzer wurde bei einer Matinee am Sonntag in Hamburg-Mitte feierlich zum Ehrenmitglied ernannt.
Was hat Christoph Bantzer eigentlich davon, dass er jüngst zum Ehrenmitglied am Thalia Theater in Hamburg ernannt wurde? Einen Blumenstrauß aus den Händen des Aufsichtsrats. Lebenslangen freien Eintritt. Vor allem: eine ganz wunderbare Matinee am Sonntagvormittag, ausgerichtet vom Theater, in deren Zentrum ein Gespräch mit dem Ensemblekollegen Jens Harzer stand.
Theater Hamburg: Zwei Schauspieler im Gespräch
Sowohl Harzer als auch der Geehrte spielten einst die Titelrolle in „Peer Gynt“, das sollte einen Anknüpfungspunkt für einen Austausch geben – aber Bantzer übernahm erst einmal das Gespräch vollkommen, indem er die gesamte Handlung referierte, gereimt, als eigenen Text. Worauf Harzer erst einmal nicht wusste, wie er weitermachen sollte.
Aber: Schauspielerei ist (auch) Lüge, in „Peer Gynt“ heißt es „Peer, du lügst“, vielleicht war das Nach-vorne-Stürmen Bantzers ja doch abgesprochen, und Harzers Verunsicherung nur gespielt, wer weiß? Jedenfalls erwies sich das Gespräch zwischen dem 86-Jährigen und dem 50-Jährigen so als zutiefst unterhaltsam – und sei es nur, weil es ein Vergnügen war, Harzer dabei zu beobachten, wie er sich durch Nicht-Fragen kämpfte, die Bantzer mit der Grandezza des Großschauspielers zu beantworten wusste.
Theater Hamburg: Auch im Fernsehen war Bantzer zu sehen
Der gebürtige Oberhesse Bantzer, der an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin Schauspiel studierte, hat nach seinen ersten Engagements in Wuppertal einen Großteil seines Künstlerlebens in Hamburg verbracht: Seit 1972 spielte er am Schauspielhaus, 1985 wechselte er zu Jürgen Flimm ans Thalia, sein Bruder Claus (der die Matinee musikalisch rahmte) war in der Hansestadt Organist.
- „Iphigenia“ am Thalia Theater: ambitioniert gescheitert
- Wenn Mutter und Tochter im selben Theaterstück mitspielen
- Dörte Hansen zeigt: Vergangenes lässt uns nie ganz los
Auch auf der Leinwand und im Fernsehen war Bantzer präsent, zum Beispiel im Fernsehfilm „Asche des Sieges“ (1969), im TV-Zweiteiler „Heinrich Heine“ (1978), in „Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution“ (1990) und in fünf „Tatort“-Folgen, zuletzt 2018 in „Anne und der Tod“. Hörbüchern und Synchronisationen lieh er seine Stimme.
Theater Hamburg: Harzer will Bantzer zurück ans Theater holen
Über weite Strecken war die Ehrung im Thalia natürlich ein Austausch von Freundlichkeiten, die darin gipfelten, dass Harzer das Fehlen älterer Schauspieler in den Theatern bemängelte und so versuchte, Bantzer zum Rückzug vom vor einigen Jahren vollzogenen Rückzug zu bewegen. Als er allerdings dem Älteren ein konservatives Theaterverständnis in den Mund legen wollte, verbat dieser sich das: „Wenn wir nur das Museale pflegen würden, dann würde man dem Theater viel Lebenskraft nehmen.“