Hamburg. Der Produzent und Musiker ist zu Gast beim bunten Festival in Hamburg. Er spricht über seine Solokarriere und seinen Musikstil.

Seine Bedeutung übersteigt seinen Bekanntheitsgrad bei Weitem: Daniel Lanois (71) ist Produzent und Musiker. Der Kanadier hat für die ganz Großen im Musikgeschäft gearbeitet, die ihn jeweils ihren Kollegen weiterempfohlen haben: U2, Brian Eno, Peter Gabriel, Bob Dylan, Emmylou Harris. Für all diese Musiker saß er bei Tonträgeraufnahmen an den Reglern.

Auch als Musiker konnte er seit seinem ersten Soloalbum „Acadie“ (1989) überzeugen. Jetzt ist er zu Gast beim Reeperbahn Festival, und sein neues Album erscheint an diesem Freitag. Auf „Player, Piano“ spielt er, der mit Rock groß geworden ist, erstaunlicherweise Klaviermusik. Komponiert hat er sie in seinem Studio in Toronto, einem ehemaligen buddhistischen Tempel.

Hamburger Abendblatt: Hat die Musik der vielen Stars, die Sie im Laufe Ihrer Karriere produziert haben, Ihren eigenen Stil beeinflusst?

Daniel Lanois: Total. Ich hatte das Glück, mit wirklich großen Künstlern arbeiten zu können. Ich hoffe, dass man davon etwas auf meinem Klavieralbum merkt.

Als Sie Ihre Solokarriere begonnen haben, waren Sie mehr in Richtung Gitarrenmusik orientiert …

Lanois: Ach, wir haben so viel ausprobiert. Die Ideen kommen immer aus einer sehr privaten Situation heraus. Mein Studio in Kanada habe ich gerade schalldicht gemacht und dabei eine Vorliebe für „tote“ Räume ohne Persönlichkeit entwickelt. Ich bin sehr aufgeregt, denn das Label BMG hat gerade meinen Backkatalog gekauft. Alles beginnt mit Aufregung. Ich bin übrigens mehr an neuer Arbeit interessiert als daran, Klassiker neu zu begutachten.

Wie sind Sie zum Klavier gekommen? Haben Sie das Instrument klassisch erlernt?

Lanois: Nein ich bin Autodidakt. Ich hatte sogar lange Zeit Angst vor Klavieren. Aber man braucht nur vier Töne für eine Melodie. Das reicht, um sich in das Instrument zu verlieben. Ich habe aber viele Gitarrenstunden genommen und kenne mich in der Musiktheorie aus. Ich habe auch in mehreren Orchestern gespielt. Ein Klavier ist weniger geheimnisvoll als eine Gitarre, weil du alle Töne direkt vor dir hast. Diese Klarheit mag ich.

Produzieren Sie neben der eigenen Musik noch immer für andere?

Lanois: Ja. Früher konnte man nur in Studios aufnehmen, jetzt fast überall. Ich habe gerade zehn Tage lang mit dem Jazzschlagzeuger Brian Blade gearbeitet. Und dann habe ich mich um Micah Nelson gekümmert, den Sohn von Willie. Sieben Songs haben wir schon im Kasten.

Große Künstler haben gelegentlich ziemlich aufgeblasene Egos. War das für Sie mal ein Problem?

Lanois: Der schwierigste Künstler, mit dem ich es bisher zu tun bekam, heißt Daniel Lanois.

Daniel Lanois: „Player, Piano“erscheint am 23. September