Hamburg. Hübner spielt in Dörte Hansens „Mittagsstunde“ eine Hauptrolle. Er spricht über die „norddeutsche Einöde“ und seinen Wacken-Film.
In der Verfilmung des Dörte-Hansen-Bestsellers „Mittagsstunde“ spielt Charly Hübner eine der Hauptrollen. Und der Heavy-Metal-Fan hat noch weitere Eisen im Feuer.
Hamburger Abendblatt: In „Mittagsstunde“ spielt Heimat eine große Rolle. Was halten Sie von diesem vielfältig belegten Begriff?
Charly Hübner: Heimat scheint mir eine idealisierte Fiktion von: Wo man es sich schön vorstellt. Man kann sich aber auch heimatlich fühlen, wenn man ein Umfeld hat, das einen so beschützt, dass man loslassen kann, sich aufgehoben und nicht bedroht fühlt. Aber zu sagen „Das ist meine Heimat“ ist mir total fremd.
Mit welcher Sorte von Regisseuren und Regisseurinnen arbeiten Sie am liebsten?
Hübner: Wenn Spielintuition, Bildobsession und Teamfreude zusammenkommen, bin ich gern auf Arbeit.
War Ihnen die norddeutsche Einöde, in der „Mittagsstunde“ spielt, vertraut?
Hübner: Na klar! Und es ist schöne Einöde. Wo nichts ist, kann ich was hinzudenken – das ist guter Zeitvertreib.
Regisseur Lars Jessen war die Werktreue gegenüber der Romanvorlage sehr wichtig. Ihnen auch?
Hübner: Kommt darauf an, ob man etwas illustrieren will oder einer Intention in einem anderen Medium Raum gibt. Es bedeutet etwas anderes, wenn man in einem Buch schreibt „Der Tod steht vor der Tür“, und im Film steht dann ein Mann im Eingang und sagt: „Ich bin der Tod.“ Im Film muss man die Dinge oft anders anrühren.
Ihr Spielfilm-Regiedebüt „Sophia, der Tod und ich“ nach dem Roman von Thees Uhlmann ist abgedreht, hat aber noch keinen Starttermin. Was erwartet uns da?
Hübner: Ein Roadmovie und ein lässiger Film. Wir sind noch lange nicht fertig.
Sie drehen zurzeit einen Wacken-Film. Wird der auch für Nicht-Metalheads interessant?
Hübner: Da sind in den 80er-Jahren zwei Typen, die auf eine extreme Musik setzen, die eine Weltmacht geworden ist. Die Leute kamen in diesem Jahr aus 83 Ländern zum Festival. Es geht auch darum, ob die beiden Gründer eigentlich noch Freunde sind. Es gibt auch eine Geschichte über ein Mädchen, das unter krassen sozialen Umständen groß und durch diese Musik geheilt wird.
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Sie sind aus dem „Polizeiruf 110“ ausgestiegen. Verspüren Sie da Phantomschmerzen?
Hübner: Nein. Die Entscheidung habe ich schon vor vier Jahren getroffen. Figuren entwickeln ihre eigene Kraft. Man muss sich dann manchmal fragen: Reicht dieses Format noch für sie? Als Schauspieler habe ich da aber viel rausholen dürfen. Aber ich dachte auch: Ich bin zu jung, um das noch 17 Jahre zu machen. Bukow ist vor zwölf Jahren auf fragwürdige Weise aufgetaucht, und genau so ist er wieder verschwunden. Das ist sein Wesen, wie bei einem Wolf.