Hamburg. Zwei Hamburger standen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Jetzt gab die Jury die Shortlist mit sechs Titeln bekannt.

Die Hamburger Schriftstellerin Kristine Bilkau steht im Finale des Deutschen Buchpreises. Das gab die Jury am Dienstag bekannt. Auf der Shortlist stehen außerdem Fatma Aydemir („Dschinns“), Daniela Dröscher („Lügen über meine Mutter“), Jan Faktor („Trottel“), Kim de l’Horizon („Blutbuch“) und Eckhart Nickel („Spitzweg“). Nicht ins Finale hat es damit Heinz Strunk geschafft, dessen Bestseller „Ein Sommer in Niendorf“ noch auf der Longlist gestanden hatte.

„Nebenan“ spielt, wahrscheinlich die einzige Gemeinsamkeit mit „Ein Sommer in Niendorf“, in Schleswig-Holstein. Wobei man natürlich das Großthema „Sinnsuche“ immer einer Handlung aufstülpen kann. Was bei Strunk oft grell ist, erklärt sich bei Bilkau, die 1974 in Hamburg geboren wurde, in leisen Worten. Es sind in der Hauptsache weibliche Figuren, die ihr nordisches Erzähltableau bevölkern. Zum Beispiel Julia, die Exhamburgerin, die die Metropole hinter sich lässt, um am Nord-Ostsee-Kanal mit ihrem Lebensgefährten neu anzufangen. Dafür macht sie einen Keramikshop auf. Aber eine Kleinstadtgemeinschaft entsteht nicht, wo sie und die anderen Figuren zwar nebeneinander leben, aber nicht zwangsläufig zueinander finden.

Deutscher Buchpreis: Verleihung am 17. Oktober

Als Favorit auf den Preis darf Kim de l’Horizon aus der Schweiz mit seinem literarischen Debüt „Blutbuch“ gelten. Die Erzählerfigur in diesem Buch identifiziert sich wie ihr Schöpfer/ihre Schöpferin als non-binär, fühlt sich also keinem Geschlecht zugehörig. „Blutbuch“ behandelt einen intensiven Erzählstoff, in dem es um genderfluide Erzählwelten geht und die Suche eines Menschen nach denen, die vor ihm da waren: der Mutter und der Großmutter. Beider Erfahrungen müssen von der Hauptfigur freigegraben werden, weil sie ihr eigenes Sein bestimmen. Als Kim de l’Horizon kürzlich im Hamburger Literaturhaus anlässlich der Longlistlesung seinen Text vorstellte, überzeugte er auf ganzer Linie.

„Alle sechs Titel der Shortlist 2022 konnten uns in ihrer ästhetischen Eigenheit überzeugen. Mit sprachlicher Brillanz und formaler Innovationskraft beschreiben sie soziale Realitäten und Phantasmen, vermessen Mitte und Ränder, umkreisen Trauer und Komik“, sagte Jurysprecherin Miriam Zeh. Die Jury hatte insgesamt 233 Titel gesichtet.

Deutscher Buchpreis: 25.000 Euro für den Sieger

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 verliehen und ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. 2021 ging der Preis an Antje Rávik Strubel für ihren Roman „Blaue Frau“. Der Gewinner wird am 17. Oktober, am Vorabend der Frankfurter Buchmesse, verkündet.