Hamburg. Der Gewinner des Debütpreises steht nun fest. In einer Erklärung appellieren die Juroren an den ehemaligen Namensgeber.

Der Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2022 geht an Behzad Karim Khani und seinen Roman „Hund Wolf Schakal“. Das gab das Festival bekannt. „Dieses Buch haut uns um. Die Geschichte von Saam, der mit seinem Vater und seinem Bruder den Wirren der islamischen Revolution im Iran entkommt und in Berlin kriminell wird, hat uns nicht losgelassen“, heißt es in der Jurybegründung. Behzad Karim Khani wurde 1977 in Teheran geboren und kam mit knapp zehn Jahren nach Deutschland. Er wuchs im Ruhrgebiet auf und betreibt heute in Berlin eine Bar und ist Autor.

Der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals wird in diesem Jahr zum 13. Mal vergeben und hieß bis Anfang der Woche noch Klaus-Michael Kühne-Preis. Nach Teilnahmeverzichtserklärungen einer Autorin und eines Autors und der nachfolgenden Debatte um den Umgang des Konzerns Kühne + Nagel mit der NS-Vergangenheit hatte die Kühne-Stiftung eine Namensänderung gefordert. Die Festivalleitung kam dem Ersuchen nach. Finanziert wird der Preis in diesem Jahr allerdings weiterhin von der Stiftung. Hauptförderer des Festivals sind inzwischen, wie im Zuge der Querelen bekannt wurde, die Hapag-Lloyd-Stiftung und die Bodo-Röhr-Stiftung.

Jury: Literatur lasse „sich nicht getrennt von der Gesellschaft denken“

Die fünfköpfige Jury des Ex-Kühne-Preises ging in einem Statement zur Preisvergabe ausführlich auf die Vorgänge der vergangenen Wochen ein. Literatur lasse sich nicht getrennt von der Gesellschaft denken, in der sie entstehe und rezipiert werde, heißt es da. Und weiter: „Wir würden uns wünschen, dass Kühne + Nagel sein unternehmerisches Handeln in der NS-Zeit durch Historiker*innen unabhängig untersuchen lassen und die Forschungsergebnisse öffentlich machen würde.“

Gleichzeitig sprach die Jury Sven Pfizenmaier und Franziska Gänsler, die ihre Teilnahme mit Blick auf Kühne + Nagel abgesagt hatten, ihren „Respekt“ für deren Entscheidung aus. Zur zukünftigen Förderung des Festivals kann dieses nach eigenem Bekunden derzeit „nichts sagen“. Was die NS-Vergangenheit von Klaus-Michael Kühnes Logistikunternehmen angeht, sieht die Festivalleitung ebenfalls „Diskussionsbedarf“, wie sie vergangene Woche nach den Autorenabsagen erklärte.