Hamburg. Theaterautorin Ewelina Benbenek wird aus dem Fonds Darstellende Künste gefördert. Rund 80 Kampnagel-Künstler werden so unterstützt.

Wer aktuell mit Künstlern spricht, bekommt häufig Ähnliches zu hören: Bedrückend sei die Situation in der Pandemie, die fehlenden Auftrittsmöglichkeiten zerstörten Perspektiven, zudem seien die finanziellen Einbußen existenzbedrohend.

Bei Ewelina Benbenek wirkt das erst mal weniger drastisch: Die 1985 im polnischen Kamienna Góra geborene Künstlerin schreibt, und das Schreiben ist per se eine einsame Profession, da hat der Lockdown wenig Einfluss.

Kurzfristig keine Geldsorgen

Allerdings ist Benbenek Theaterautorin, jüngst wurde ihr am Schauspielhaus Wien uraufgeführtes Stück „Tragödienbastard“ zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Und Theater existiert in Form von Aufführungen – die aktuell nicht stattfinden können.

Immerhin, Geldsorgen hat sie kurzfristig keine: Benbenek bekommt ein Stipendium über das „Take Care“-Programm des Fonds Darstellende Künste, zwei Monate lang jeweils 2500 Euro. Wichtig dabei: Anders als andere Kunstförderprogramme ist „Take Care“ nicht an ein konkretes Ergebnis gekoppelt.

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Rund 80 an Kampnagel angedockte Künstlerinnen und Künstler werden aktuell so gefördert, auch Benbenek ist der Kulturfabrik verbunden: In den vergangenen Jahren arbeitete sie hier im dramaturgischen Bereich, außerdem war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Hamburg beschäftigt.

Das merkt man ihren Stücken auch an: Sie sind stark recherchebasiert, an der Schnittstelle von (Theater-)Literatur und Wissenschaft. „Das Feld der künstlerischen Forschung ist in den letzten Jahren sehr wichtig geworden“, meint Benbenek. „Da hat man Leute, die in beiden Bereichen Expertise haben. Und die können auch überlegen, was Darstellformen und Darstellbarkeiten von Recherche sein können.“

Benbenek arbeitet an „Brief an Deutschland

„Take Care“ finanziert in diesem Sinne die Recherche zu ihrem jüngsten Projekt, einem „Brief an Deutschland“, ausgehend von den Gedichten der 1982 verstorbenen Hamburger Lyrikerin Semra Ertan, weiter zu künstlerischen Strategien, die aus postmigrantischen Kämpfen entstanden sind. „Das ist nicht komplett neu, aber wenn man sich die Literatur- und Kulturwissenschaften anschaut, stellt man fest, dass das eigentlich immer noch relativ unerforscht ist.“

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Dass der Blick weg geht vom konkreten Ergebnis, hin zur Recherche, ist für Benbenek ein Gewinn. „Ich finde, das ist ein sehr interessantes Modell: Leute zu fördern und dabei nicht auf ein paar Monate zu gucken, in denen alle ein sichtbares Produkt abliefern müssen“, lobt sie das „Take Care“-Modell. „Stattdessen macht man eine Förderung, die kleine Feuer legt. Kleine Feuer, von denen man lange profitieren kann.“