Hamburg. Alma Hoppe feiert im kompletten März und April das 25. Jubiläum seines Lustspielhauses. Kabarettduo spottet bereits seit 35 Jahren.

Ihr Name Alma Hoppe erinnert an eine Apfelsaft-Marke aus ihren Kindheitstagen. Seit 1984 sind die Kabarettisten Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen künstlerisch vereint; sie bilden neben ihren Hamburger Kollegen Herrchens Frauchen (Lisa Politt/Gunter Schmidt) das dienstälteste deutsche Satire-Duo. 1994 waren Loenicker und Petersen innerhalb Eppendorfs vom Brettl Mon Marthe ins Lustspielhaus (zuvor Probebühne des Ernst Deutsch Theaters und Malsaal des Thalias) umgezogen, um am 25. März ihr eigenes, privat finanziertes Kabarett-Theater zu eröffnen.

Das ist heute ein mittelständisches Unternehmen mit neun Festangestellten und fast 20 freien Mitarbeitern sowie Anlaufpunkt für Zuschauer und Künstler aus nah und fern. Das 25. Jubiläum des Theaters und das 35. als Duo feiert Alma Hoppe im März und April mit dem bisher größten Kabarett-Fest (s. Infokasten).

Helmut Kohl hat die Namen der Geldgeber in der CDU-Spendenaffäre mit ins Grab genommen – Sie beide sind schwarzer Kassen bisher unverdächtig. Wie haben Sie Ihr Kabarett-Theater eigentlich finanziert?

Nils Loenicker: Vor der Eröffnung haben wir es gründlich unterfinanziert. Die Entwicklung des Umbaus und der Baukosten verlief ähnlich wie die der Elbphilharmonie – nur nicht so verzögert: Wir konnten das Lustspielhaus zum geplanten Termin tatsächlich eröffnen, nicht so hoch – und nicht so dicht an der Elbe, sondern an der Alster.

Jan-Peter Petersen: Mithilfe der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg und der Holsten-Brauerei konnten wir die notwendigen Kredite aufnehmen, immerhin 1,8 Millionen D-Mark. Upps, dachten wir, das will erst mal gestemmt sein. Aber nach zwei Jahren hatten wir unsere schwarze Null und nach acht Jahren die Kredite abgezahlt.

Und heute? Seit der Spielzeit 2017/18 bekommen Sie ja sogar pro Jahr 74.000 Euro Förderung von der Kulturbehörde!

Petersen: Ganzjährig liegt unsere Auslastung bei über 65 Prozent. Positiv ist, dass auch die Gastspiele vom Publikum immer besser angenommen werden. Klar, wir bieten inzwischen eine große Anzahl hochkarätiger Gastspiele. Die Förderung durch die Kulturbehörde ist quasi Schlechtwettergeld. Denn nach wie vor gilt: Schietwetter ist Hochsaison, hohe Temperaturen gleich Grillen und Chillen. Da kommen nur die Harten in unseren klimatisierten Bühnen-Garten.

Loenicker: Dass die Stadt inzwischen die Off-Theater mehr fördert und auch wir daran teilhaben, begrüßen wir natürlich.

In Ihrem jüngsten Best-of-Programm „Kassensturz“ steckt eine 25 Jahre alte Nummer, die den Handelskrieg USA – China zuspitzt. Bestätigt einen das als Kabarettisten eher oder erschreckt es, wenn solche Themen noch immer aktuell sind?

Petersen: Wenn ältere Nummern von uns noch brandaktuell erscheinen, liegt das weniger an unseren seherischen Fähigkeiten als daran, dass sich eben viele grundsätzliche Dinge leider nicht grundsätzlich verändert oder verbessert haben. Klimawandel, soziale Schere etwa. Mit Nazis und Rechtspopulisten haben wir uns auch schon vor Jahren auf der Bühne auseinandergesetzt. Dass dieses Thema heute mehr als früher brisant und aktuell ist, hatten wir allerdings nicht zu befürchten gewagt.

Alma Hoppe steht von jeher für Typen- und Nummernkabarett. Erklärt das Ihren Erfolg insbesondere im Großraum Hamburg und in Schleswig-Holstein?

Loenicker: Die Mischung aus politischem Nummernkabarett und komödiantischen Anteilen, der entschlossene Mix aus gedrechselten satirischen Texten und der Lust am Blödsinn war von Anfang an unser Konzept: intelligente Unterhaltung mit Haltung. Damit haben wir uns ein breitgefächertes Publikum erspielt. Das wurde erst von manchen Kritikern müde belächelt, hat sich im Kabarett aber allgemein durchgesetzt.

Und warum sind Sie nicht weiter satirisch gen Süden vor- und durchgedrungen?

Petersen: Dass wir unsere Tournee-Tätigkeit weitgehend auf den Norden beschränkt haben, hat vor allem familiäre Gründe. Ich hab vier Söhne und Nils einen Hund. Selbst wenn man alle an der langen Leine hält, sind dem doch Grenzen gesetzt. Das war uns immer wichtig.

Was schätzen Sie an Ihrem Bühnenpartner eigentlich am meisten?

Loenicker: Jan-Peter ist für mich der beste Dialog-Schreiber aller Zeiten!

Petersen: Nils ist ein toller und filigraner Spieler. Er ist auf natürliche Art sehr komisch. Das bringt einfach Laune, überträgt sich auf mich und aufs Publikum.

Und was mögen Sie am anderen gar nicht?

Loenicker: Dass er Raucher ist.

Petersen: Und er ist ‘ne Plaudertasche.

Was war das bisher größte Kompliment Ihrer Gastkünstler?

Loenicker: „Euer Theater ist mehr als eine gut geführte Bühne. Es ist ein Zuhause.“ Wer hat das noch mal gesagt? Ach ja: Jochen Malmsheimer, Reiner Kröhnert, Martin Buchholz, Werner Koczwara, Volker Pispers und …

Petersen: … Henning Venske, der viele Jahre bei uns Regie geführt hat, meinte mal: „Jungs, ihr seid klasse. Ihr solltet tanzend durchs Leben gehen.“

Ihr Kölner Kollege und Co-Autor Thomas Reis hat indes schon vor 15 Jahren geätzt: „Kabarett ist auch humoristische Altenpflege.“ Gilt das heute nicht umso mehr?

Petersen: Die Tatsache, dass wir seit 35 Jahren zusammen auf der Bühne stehen, bedeutet eben auch, dass wir selbst 35 Jahre älter geworden sind. Kannst eben nix bei machen.

Loenicker: Das Publikum ist mit uns älter geworden, klar. Aber inzwischen gibt es eine Vielzahl an jüngeren Kollegen, die auch ein wieder jüngeres Publikum anziehen. Sieht nach gleitender Altersteilzeit und Generationswechsel aus.

Wie lange wollen Sie das Lustspielhaus noch leiten und selbst auf der Bühne spotten?

Loenicker: Warum aufhören, solange es Spaß macht?!

Petersen: Nils vergisst hin und wieder Text. Aber das ist keine Alterserscheinung. Das hatte ich auch schon vor 20 Jahren perfekt drauf.

Loenicker: Zurzeit planen wir unser neues Programm, das Ende April Premiere haben wird. Den Titel hab ich drauf:­„Immer Ärger mit den Nachbarn.“

Petersen: Darin geht es um jede Menge Konflikte und Missverständnisse. Als wäre das Programm ein Teil von uns.