Hamburg. Der Kabarettist feierte mit „Jetzt noch deutscherer“ Premiere in Alma Hoppes Lustspielhaus. Alfons sorgte auch für stille Momente.
Es hat schon etwas von Ironie: Kaum ist Alfons deutscher Staatsbürger, sind seine Shows inklusive fast aller Zusatzvorstellungen im Voraus ausverkauft. „Jetzt noch deutscherer“ hat Deutschlands liebster Fernsehfranzose („extra 3“, „Puschel TV“) sein sechstes Bühnenprogramm genannt. Es basiert auf der wahren Geschichte seiner Einbürgerung im Herbst durch den damaligen Bürgermeister Olaf Scholz im Hamburger Rathaus. Schon dafür heimst Alfons bei der Premiere in Alma Hoppes Lustspielhaus Applaus ein.
Zwar hängt über der Bühne des Eppendorfer Kabarett-Theaters eine Leinwand – anders als früher wird Alfons an diesem Abend darauf jedoch keinen einzigen seiner beliebten Umfragefilme zeigen (müssen).
Abgebrannt: Der Einbürgerungsbrief hing am Kühlschrank
Wie im gelungenen Vorgängerprogramm, „Das Geheimnis meiner Schönheit“ geht Emmanuel Peterfalvi, so der bürgerliche Name des Alfons-Darstellers und Wahlhamburgers, von seiner Biografie aus. Erzählt in seiner orangefarbenen Trainingsjacke Marke „VEB unkaputtbar“ humorvoll von Kindheitserfahrungen in Paris und dessen Peripherie – vor allem von seiner Großmutter Erica. Die Erinnerung an die „grand-mère“ und ihre versöhnliche Haltung dem einstigen Kriegsgegner Deutschland gegenüber haben Alfons bestärkt, außer der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Als Alfons indes schildert, wie Erica als junge Frau das KZ Auschwitz überlebt hat, ihr jüdischer Schwiegervater hingegen nicht, wird es mucksmäuschenstill im Saal.
Im Video: Deutschtest mit Alfons
Mit seiner neuen Klavierbegleiterin, der Hamburger Sängerin Julia Schilinski, holt Alfons das Publikum aus diesem Tal – und amüsiert es dann mit Klischees aus Alltag und Kino über Deutsche und Franzosen. Da liegt der Kalauer vom „boche“ (gesprochen: „bosch“), der herablassenden Bezeichnung für Deutsche, hin zu einem führenden Haushaltsgeräte-Hersteller nah: Weil sein Kühlschrank mitsamt des daran angehefteten ersten Einbürgerungsbriefs von Scholz abbrannte, dauerte Alfons’ Deutschwerden etwas länger.
Auch auf der Bühne. Dem Franko-Hamburger gelingt es jedoch, mit theatralen Mitteln, Koautor Ralf Schulze sowie Regisseur Tommi Zeuggin dies zu einem ungewöhnlichen Satire-Abend zu verschmelzen. Alfons, dieser postmoderne Clown, hat sich zum veritablen Geschichtenerzähler entwickelt. Ein Programm, an dem auch Olaf Scholz seine Freude haben dürfte.
„Jetzt noch deutscherer“ wieder Mo 19.11., dann St. Pauli Theater, Karten: Telefon 47 11 06 66