Hamburg. Das Kabarett-Theater in Eppendorf startete mit sieben Gästen in seine 25. Spielzeit

    Von wegen „Witz lass nach, du bist umzingelt“. Ginge es nach dieser alten Weisheit, dann hätte Alma Hoppe sein Lustspielhaus im März 1994 wohl gar nicht erst eröffnet. Am Sonnabend nun startete das unter jenem Namen firmierende Kabarettduo Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen mit einer Gala in die 25. Spielzeit seines Hauses. „Kaum geht die Theatersaison los, ist der Sommer vorbei“, freute sich Loenicker nicht nur über kühle Temperaturen, sondern auch über einige neue Kollegen im Lustspielhaus.

    Helene Bockhorst aus Hamburg spielt mit Kontrasten

    Allen voran Nils Heinrich. Der Berliner Kabarettist und Vater zweier Kleinkinder ätzte über Eltern, die ihre Körper mit Tattoos und Piercings malträtiert hätten, ihren Nachwuchs jetzt aber nur mit Helm auf dem Kopf aufs Kinderfahrrad lassen. In seinem simplen, aber treffenden Gitarrensong „Ich hab Angst“, schlug Heinrich, der am 12./13. Januar 2019 als Teil des Ensembles Die Schlachtplatte wieder Gast im Lustspielhaus sein wird, in die gesamtgesellschaftliche Kerbe. Die Hamburgerin Helene Bockhorst spielte – wie bei ihrem Sieg beim Hamburger Comedy Pokal Ende Januar – frech mit dem Kontrast ihrer schüchtern-biederen Erscheinung und ihrer zügellosen Dating-Erfahrungen, sollte indes bis zu ihrer Solopremiere „Die fabelhafte Welt der Therapie“ am 18. Oktober im Polittbüro ihr Themenspektrum erweitern.

    Anka Zink hat deutlich mehr Bühnen- und Lebenserfahrung als die 30-Jährige. Die Kölnerin („Mein Körper passt nicht mehr zu meinem Gefühl“) zeigte einmal mehr, wie sie Zeitgeistauswüchse nicht nur für die Generation Ü60 satirisch brillant auffächert: diesmal am Beispiel des Themas Schrittzähler. Männliches Imponiergabe mit Hund respektive Schwanz betrachtet sie ähnlich komisch – Stichwort „DickPic“. Das Publikum tobte.

    Da konnten auch ihre voll im Saft stehenden Kollegen nicht ganz mithalten. Auch wenn der Hamburger Kabarett-Zauberer und Jung-Ehemann Marcel Kösling mit seinen Einblicken ins Schwiegersohn-Dasein mit vermeintlich frauenfeindlichen Schwiegermutter-Witzen Zink den Teppich gelegt hatte und beste Werbung für seinen Muttertagsauftritt am 12. Mai 2019 betrieb. „Der Schuldige an der Hitze? Natürlich Mesut Özil“, kombinierte Kabarettist Jens Neutag die Sommeraufreger. Klavierkabarettist Felix Oliver Schepp (35) spielte in seinem Song „Individuell“ auf die Geltungssucht seiner Generation an und warb so auch fürs „Spendenkabarett“ am 20. Oktober im Lustspielhaus.

    Unverständlich nur, dass Hans-Hermann Thielke, am 14. Mai 2019 in Eppendorf zu Gast, aus seiner Paraderolle als Postbeamter nicht mehr machte und stattdessen schale Arzt-Witze auftischte. Da war Nils Loenickers spontane Ergänzung doch lustiger: „Kommt ein Mann zum Arzt: ,Ich hab ’nen Frosch auf dem Kopf.‘ – Sagt der Frosch: ,Ich bin da in was Ekliges reingetreten ...‘“