Hamburg. Nach dem klassischen Beginn des Quatuor Ebène fand man sich unversehens in einer Bearbeitung von Miles Davis’ „Milestones“ wieder.
Musikhörer sind in Flirtlaune. Weil es die Räume der Elbphilharmonie kennenlernen möchte, ist das als eher solide bekannte hanseatische Konzertpublikum im Moment zu fast jedem musikalischen Abenteuer bereit. Und so war auch zur Premiere des Konzertformats „Blind Date“ am Dienstag der Kleine Saal der Elbphilharmonie (fast) bis auf den letzten Platz gefüllt. Und das, obwohl keiner der Erlebnishungrigen ahnen konnte, was ihn erwartete. Programm und Interpreten blieben streng geheim.
Es waren vier sympathische junge Männer, die an diesem Abend die Bühne betraten und als Erstes eine fein ausgehörte, sensible Interpretation von Maurice Ravels Streichquartett F-Dur zu Gehör brachten. Der charmante Akzent des Cellisten bei der ersten Ansage verriet, dass es sich wohl um Franzosen handelt. Oh, là, là.
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Doch der Überraschungen war damit noch nicht genug, denn nach dem klassischen Beginn fand man sich unversehens in einer Streichquartett-Bearbeitung von Miles Davis’ „Milestones“ wieder. Klassik und Jazz in einem Programm zu kombinieren, nicht zu mischen, ist das Markenzeichen des Quatuor Ebène. Echte Jazz-Fans werden in manchen etwas vorhersehbar strukturierten Arrangements wohl die große Freiheit der Improvisation vermisst haben, aber der klassische Konzertgänger sog den frischen Wind dankbar ein.
Genau die Richtigen
Um die bislang so spröde Hammonia rumzukriegen, waren die vier vom Quatuor Ebène jedenfalls genau die Richtigen. „Wir machen das zum ersten Mal, so etwas hat’s noch nie gegeben“, versicherte Cellist Raphaël Merlin hoch und heilig, als sein Kollege sich für ein Selfie vor einem Saal begeistert klatschender Hörer in Positur stellte. Echte Flirtprofis eben.
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Und wenn ein „Blind Date“ richtig gut und eindrücklich war, muss es ja auch nicht beim „One Night Stand“ bleiben. Heute um 19.30 Uhr spielt das Quatuor Ebène erneut im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.