Hamburg. Bass Wilhelm Schwinghammer erlitt vor der Vorstellung einen Schwächeanfall. Im Betriebsbüro hatte man nur noch eins im Sinn.
Es gibt am Theater ein unumstößliches Gesetz, das unter allen Umständen gilt. Es lautet „Der Lappen muss hochgehen“, sprich: Die Vorstellung muss stattfinden, komme was da wolle. Dieses Gesetz musste sich das künstlerische Betriebsbüro der Hamburgischen Staatsoper am Dienstag ins Gedächtnis rufen, als der Bass Wilhelm Schwinghammer, der die Partie des Figaro in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Le Nozze di Figaro“ singen sollte, kurz vor der Vorstellung einen Schwächeanfall erlitt.
Der Theaterarzt wurde herbeigerufen und Schwinghammer, der seit 2003 Mitglied des Opernensembles ist, vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Im künstlerischen Betriebsbüro hatte man nur noch eins im Sinn, nämlich den rumänischen Bass Alin Anca ans Telefon zu kriegen, der die Partie alternierend mit ihm singt, die Inszenierung kennt und am Dienstag eigentlich frei hatte.
Anca raste per Taxi vor
Per Taxi raste der Sänger kurz nach dem Telefongespräch in die Oper, und mit halbstündiger Verspätung sang Alin Anca, der zuvor aufwendig geschminkt und kostümiert werden musste, den Figaro. Wilhelm Schwinghammer geht es inzwischen wieder gut. Und das Publikum, so Pressesprecher Michael Bellgardt, hat auf die spontane Umbesetzung „mit großem Verständnis“ reagiert.
Erst vor zwei Wochen hatte die Elbphilharmonie einen ähnlichen Schreckmoment erlebt, als kurz vor dem Eröffnungskonzert nacheinander die etatmäßigen Sopranistinnen Anja Harteros und Camilla Tilling erkrankt ausfielen. Schließlich musste mit Hanna-Elisabeth Müller die zweite Ersatz-Sängerin aus dem Winterurlaub eingeflogen werden.