Hamburg. Preisverleihung als Höhepunkt der Langen Nacht der Literatur, es gibt 10.000 Euro. Zusatzlesung von Saša Stanišić.

Bei Lüders kaufe man Bücher, von denen man gar nicht wusste, dass man nach ihnen gesucht hat – so stand es in einer Fan-Mail. Eine andere sprach originell vom „Refugium der fröhlichen Bildung“, die die Buchhandlung am Heußweg in Eimsbüttel darstelle. In einer anderen Mail wurde dagegen darauf abgehoben, wie hervorragend die ­Umgangsformen der Lüders-Leute seien. Sie grüßen ihre Kunden nämlich auch auf der Straße, Potzblitz!

Nicht nur wegen derlei literarischer Soforthilfe oder umfassender Freundlichkeit ist die Buchhandlung Lüders in Eimsbüttel nun Hamburgs Buchhandlung des Jahres. Die Kulturbehörde hatte die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung zum zweiten Mal ausgelobt, im Werner-Otto-Saal der Kunsthalle wurde das Geheimnis nach einem mehrere Monate währenden Auswahlverfahren am späten Sonnabend gelüftet. Alle zehn zunächst von den Hamburger Buchkunden vorgeschlagenen und einer Jury beurteilten Finalisten waren in der Kunsthalle vertreten. Die Preisverleihung war als Schlussteil in die Lange Nacht der Literatur eingebunden, in der an mehr als 30 Orten (und zumeist in Buchhandlungen) Autoren wie Eugen Ruge, Michael Kumpfmüller und Mirko Bonné lasen. Die Literatur feierte sich in der gesamten Stadt – und gefeiert wurde auch das Bücherverkaufen.

Lob für alle nominierten Buchhandlungen

Wie wunderbar passte in diese Preisverleihung, zu der auch die ­Bekanntgabe des Förderpreisträgers ­KiBuLa („Kinderbuchladen“) gehörte, eine kleine Zusatzlesung von Saša Stanišić. Der Hamburger Schriftsteller („Fallensteller“, „Vor dem Fest“) hatte zunächst im Büchereck Niendorf im Rahmen der Langen Nacht der Literatur gelesen, ehe er in der Kunsthalle seine Hommage an alle Buchhändler vortrug. Bücher als „Stoff“, Lesen als Sucht, der Buchhändler als „Buchdealer“, der einen anfixt, der einen in euphorisierte ­Zustände versetzt mit der Ware, der nur er so überzeugend neue Besitzer, nein: Genießer vermitteln kann – Stanišićs Text ist eine ungewöhnliche Liebeserklärung. Sollte der ein oder andere Buchhändler Stanišić bislang tatsächlich noch nicht geschätzt haben, er wird es jetzt tun. Und wie es der Zufall so will, ist es mit Thomas Bleitner ausgerechnet der Mitinhaber der Buchhandlung Lüders, dem Stanišić in seinem Text speziell ein Denkmal setzt.

Jenem „Buchdealer“ Thomas Bleitner und Ragna Lüders, der anderen Mitinhaberin, wurde anschließend die Siegerurkunde überreicht. „Hamburgs Buchhandlung des Jahres 2016“ also, ein Ehrentitel, der zu guter Arbeit im Sinne von Unterhaltung, geistiger Nahrung und literarischer Erbauung anspornen sollte. Hans Heinrich Bethge, Leiter des Kulturamts in der Kulturbehörde, lobte alle nominierten Buchhandlungen: ­„Jede hätte ihn verdient. Deswegen soll dieser Preis ein Zeichen setzen und die wichtige Arbeit würdigen, die jede Buchhandlung täglich leistet.“ Neben der 1956 gegründeten Buchhandlung Lüders, die auch ein Antiquariat führt, waren die Buchhandlung Kortes, Cohen + Dobernigg, Stories!, Felix Jud, Büchereck Niendorf, Lesesaal, der Buchladen ­Osterstraße, die Buchhandlung Klauder und die Buchhandlung Samtleben nominiert. Für den Förderpreis (2000 Euro) waren neben KiBuLa Strips & Stories sowie Jussi nominiert.