Hamburg. Die Kulturbehörde vergibt zum zweiten Mal den Buchhandlungspreis. Zehn Hamburger Läden sind in der Vorauswahl.

Die Buchhandlung Christiansen erreichten zuletzt immer mal wieder und immer noch Glückwünsche. Sogar aus anderen Ländern. Außerdem hat sie (noch) mehr Bücher verkauft als sonst. Und es gab, kein Witz, sogar Buchhandlungstouristen, die bei den Christiansens in Ottensen einen Abstecher machten.

Warum das so ist? Die Buchhandlung Christiansen gewann vor zwei Jahren den ersten Hamburger Buchhandlungspreis. „Er hat enorm viel bewirkt“, sagt Nicole Christiansen – was einmal mehr unterstreicht, wie gut die Idee ist, die Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos), die den von der mächtigen Internetkonkurrenz bedrängten Buchhandel stärken will, vor zwei Jahren hatte. Nun sucht die Kulturbehörde zum zweiten Mal Hamburgs beste Buchhandlung. Ausgezeichnet werden soll erneut ein inhabergeführter Laden mit maximal drei Geschäften. Für den mit 10.000 Euro dotierten Preis sind auch diesmal zehn Buchhandlungen nominiert, die aus insgesamt 39 Vorschlägen ausgewählt wurden. Zahlreiche Hamburger Buchkäufer waren in den vergangenen Wochen dem Aufruf der Kulturbehörde gefolgt und hatten mit teilweise liebevoll verfassten Begründungsschreiben für ihre Lieblingsbuchhandlung votiert.

Siegerkür am 3. September

John Cohen Buchhandlung steht auf der Shortlist
John Cohen Buchhandlung steht auf der Shortlist © Bertold Fabricius | Bertold Fabricius

Die Jury besteht aus der Hamburger Literaturreferentin Antje Flemming, Carola Markwa (Börsenverein des Deutschen Buchhandels), Hella Schwemer-Martienßen (Hamburger Öffentliche Bücherhallen), Literaturhaus-Chef Rainer Moritz, Buchhändlerin Nicole Christiansen und Abendblatt-Redakteur Thomas Andre. Bevor sie vor der Langen Nacht der Literatur am 3. September den Sieger kürt, hat sie nun die Shortlist bestimmt sowie die drei Finalisten für den Förderpreis (dotiert mit 2000 Euro).

Für den Hauptpreis sind in diesem Jahr folgende Buchhandlungen nominiert:

Die Buchhandlung Kortes in Blankenese, die einst in der Uckermark gegründet wurde und seit 1946 in Hamburg ansässig ist. Seit 2006 wird sie von Hiltrud Klose geleitet: Sie kennt den literarischen Geschmack der Blankeneser am besten.

Die Buchhandlung Lüders in Eimsbüttel, sie gibt es seit 1956. Ein schönes Geschäft, das die gleichzeitige Enge und Weite einer inhabergeführten Buchhandlung idealtypisch abbildet. Hier finden oft Lesungen mit namhaften Autoren statt.

Cohen + Dobernigg im Karoviertel, ein Geschäft, das noch verhältnismäßig jung ist (gegründet im Jahr 2002), sich mit regelmäßigen Autorenlesungen hervortut und über einen sehr aufgeräumten Internet-Auftritt verfügt. Erste Anlaufstation des jungen Schanze-Volks!

Stories!, das es zweimal gibt: in Hoheluft und in der City. Auch noch ziemlich jung, ein Schwerpunkt bilden englische und weitere fremdsprachige Bücher. Fest im Terminkalender stehen für viele Kunden die sogenannten „Abendbrot“-Termine: Bücher shoppen nach Büroschluss, sehr praktisch.

Die Buchhandlung Felix Jud am Neuen Wall. 1923 gegründet, damals noch an den Colonnaden als „Hamburger Bücherstube“. Eine echte, atmosphärische Bücherstube mit angeschlossenem Kunsthandel und Antiquariat – vielleicht die berühmteste Buchhandlung der Stadt, geführt von Wilfried Weber und Marina Krauth.

Das Büchereck Niendorf-Nord, das von der Erfinderin der Langen Nacht der Literatur, Christiane Hoffmeister, geleitet wird und wie so viele Quartiersbuchhandlungen viel für die kulturelle Nahrungszufuhr in einem Stadtteil leistet. Und auf der Homepage gibt es Buchempfehlungen satt – mit Anschluss an die Bloggerszene und vielen „Testlesern“.

Der Lesesaal in der Lappenbergsallee, der wie jede moderne Buchhandlung im Internet aktiv ist, regelmäßig Autoren- und Verlagsabende veranstaltet und wie viele Orte der Literatur eine rundum angenehme Erscheinung ist: Bücher in Regalen und auf Auslegetischen entfalten immer ihren Reiz.

Der Buchladen Osterstraße – in Eimsbüttel ist, scheint’s, die Dichte an patenten Literaturverkäufern derzeit besonders hoch. In der Osterstraße „rudern wir weiter gegen den literarischen Mainstream“, wie es auf der Homepage heißt – im Kampf gegen die großen Buchhandlungsketten bestehen sie wie viele andere Buchhandlungen bestens.

Die Buchhandlung Klauder in Duvenstedt, in der Inhaberin Heike Klauder Buchvorstellungsabende abhält und nicht nur so „das gute Buch“ an der Hamburger Peripherie unter die Leute bringen will. Die Buchhandlung gibt es seit 2003, und sie ist aus Duvenstedt nicht wegzudenken.

Die Buchhandlung Samtleben, die sozusagen an der Quelle sitzt. Stephan Samtleben, ein Mann von erlesenem Geschmack, verkauft Bücher im Literaturhaus auf der Uhlenhorst – im schönsten Literaturgebäude der ganzen Stadt also. Samtlebens Büchertisch steht auf jeder Literaturhaus-Veranstaltung: Keiner kommt so vielen Dichtern so nahe. Da kann man ihn wohl beneiden.

Für den Förderpreis ist der KibuLa auf der Uhlenhorst nominiert: Der Kinderbuchladen versorgt vor allem die jungen Leser mit Lesestoff – und lädt auch zu Workshops und Lesungen ein. Hoffnung auf den Förderpreis kann sich auch das auf Comics und Graphic Novels spezialisierte Geschäft Strips & Stories auf St. Pauli machen, das Bücher verkauft, in denen Illustrationen und Bilder genauso wichtig sind wie der Text, wenn nicht wichtiger.

Konzentration auf ein bestimmtes Segment der Literatur herrscht auch in der Krimi-Buchhandlung Jussi vor, die in Hoheluft-Ost beheimatet ist. Hier werden skandinavische Kriminalromane verkauft – und skandinavisches Naschwerk. Die Buchhandlung ist gleichzeitig ein Café.

Die Dritte Lange Nacht der Literatur findet am 3.9. in vielen Buchhandlungen statt. Neben den Lesungen ist der Buchhandlungspreis Hauptprogrammpunkt: Er wird diesmal in den Räumlichkeiten der Kunsthalle vergeben. Das übrige Programm findet sich unter www.langenachtderliteratur.de