Hamburg. In der Laeiszhalle feierte die traditionsreiche Bühne vom Spielbudenplatz ihren 175. Geburtstag. Udo Lindenberg sandte Video-Botschaft.

Wie es kam, dass während der Geburtstagsgala zum 175. Jubiläum des St. Pauli Theaters nicht ein einziges Mal die Füße vibrierten, weil die S-Bahn unter der Bühne entlang ruckelte? Ganz einfach – die Feier fand gar nicht im zu ehrenden Haus selbst statt, sondern ein paar Kilometer entfernt in der deutlich größeren (und mit 108 Jahren übrigens auch jüngeren) Laeiszhalle. So viele Freunde, Wegbegleiter, (Kultur-)Politiker, Fans, Künstler, Mitarbeiter und Musiker wollten den beiden Hausherren Thomas Collien und Ulrich Waller gratulieren, dass diese vorab weise entschieden hatten, die Geburtstagsgala und den zuvor stattfindenden Senatsempfang am Johannes-Brahms-Platz statt am Spielbudenplatz zu begehen.

Fünf verschiedene Namen (und noch viel mehr Direktoren) hatte das St. Pauli Theater in seiner Geschichte, noch immer steht (auch) „Ernst Drucker Theater“ an der Fassade. Seit 46 Jahren leitet nun die Familie Collien das Haus, das Innensenator Andy Grote während des Senatsempfangs zum „Symbol für die Beständigkeit der guten Unterhaltung“ und „Aushängeschild für Kultur auf St. Pauli“ erklärte.

„Wir sind hier heute mit 1600 Gästen ausverkauft, in unserem Theater hätte jeder von Ihnen noch zwei Gäste auf den Schoß nehmen müssen, und was das etwas erschwert, ist die Tatsache, dass Sie und ihre beiden Schößlinge auf dem Boden hätten sitzen müssen, da die Bestuhlung bereits vollständig ausgebaut ist“, erklärte Thomas Collien, dem die Immobilie seit 2007 gehört, augenzwinkernd in seiner Begrüßung. Denn die umfangreichen Sanierungsarbeiten des Theaters haben begonnen, am 5. September findet bereits die nächste Gala statt, dann zur Wiedereröffnung und dann natürlich auch, wie es sich gehört, am Spielbudenplatz.

"Ich würde es kaufen" – Was die Künstler sagen

 

Ulrich Tukur: Was einhundertfünfundsiebzig Jahre währt, hat mehr auf dem Buckel als jede deutsche Revolution (wenn man den Bauernkrieg einmal außen vor lässt). Und darum wird die alte Tante Urania-Theater/Actien-Theater/Ernst-Drucker-Theater und schließlich St. Pauli Theater auch jeder weiteren gesellschaftlichen Umwälzung mit Bravour widerstehen. Das muß man erst mal hinkriegen! Ich stoße an auf ein WEITER SO mit einer Spätlese Kröver Nacktarsch von 1841!

 

Esther Ofarim: Nachdem ich seit 1998 wieder regelmäßig in Deutschland auftrete, ist das St. Pauli Theater zu so etwas wie einer Heimat für mich geworden. Mindestens einmal im Jahr - meist zu Beginn des Neuen Jahres - gebe ich dort ein Konzert. Ich habe schon in vielen Häusern gesungen, aber es gibt es kaum ein Theater mit einer solchen Atmosphäre, in dem man so eins wird mit dem Publikum. Ich freue mich auf viele weitere Konzerte in diesem schönen Haus mit diesem wunderbaren Publikum. Herzlichen Glückwunsch zum 175.Geburtstag.

 

Stefan Gwildis: Das St. Pauli Theater - hellleuchtender Stern am Hamburger Theaterhimmel - und seit 175 Jahren Garant für beste Unterhaltung - lustig, kritisch, tiefgründig und geradeaus!

 

Gustav Peter Wöhler: Wenn ich einmal reich wär... dann würde ich mir das St. Pauli Theater kaufen ! Das schönste Theater Hamburgs und es so wieder herstellen, wie vor 175 Jahren. Ohne Stühle, nur Stehplätze und Biertische und Bänke und Shakespeare spielen, alle Stücke... ...wie gesagt, wenn ich einmal reich wär! Der große Will Shakespeare hat dieses Jahr auch ein Jubiläum: seinen 400. Todestag. Aber das soll natürlich dem guten, alten St. Pauli Theater noch lange erspart bleiben. Darum: Happy Birthday St. Pauli Theater und all Deinen guten Geistern hinter und vor der Bühne und viel Spaß mit dem neuen Gestühl!

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Senator Grote jedenfalls machte den Intendanten Mut, dass dieses Hamburger Bauprojekt pünktlich zur Eröffnung fertig sein werde: „Ich bin sicher, das wird die spannendste Spielzeitpause des Theaters werden!“

Zunächst aber rockten Stefan Gwildis, Bill Ramsey, Gustav Peter Wöhler, Ulrich Tukur und andere ihre Geburtstagsständchen, Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Udo Lindenberg wurden per Videobotschaft dazugeschaltet.

Der Eröffnungsabend vor 175 Jahren (damals als Urania-Theater) soll übrigens fünf Stunden gedauert haben.

Buchtipp „Broadway auf dem Kiez – 175 Jahre St. Pauli Theater“, hrsg. von Claus G. Budelmann, Thomas Collien und Ulrich Waller , 240 S., 25 Euro. Erhältlich in der Geschäftsstelle des Hamburger Abendblatts, Großer Burstah 18–32, und unter www.abendblatt.de/shop (Preis zzgl. Versandkosten)