Der Hamburger Fotograf Klaus Frahm zeigt Theater- und Opernbühnen, wie sie sonst nur jemand sieht, der dort arbeitet.

Wie gerahmt sehen die Sitzreihen aus. Der Kontrast ist hart – im Licht des Zuschauerraums das noble Rot des Gestühls und die Stil-Ideen der Architekten, die von Zuckerbäcker-Schnörkeleien an den Balkonen bis zu kühler Geometrie reichen. Doch auf der anderen Seite der unsichtbaren „vierten Wand“, die zwischen dem Stück und seinem Publikum steht, ist Technik. Der Maschinenraum des Theaters ist enttarnt, ungeschminkt und spektakulär unspektakulär. Die Wände sind schwarz, damit nichts den Blick oder das Licht von der Kunstproduktion ablenkt.

Seit 2010 dokumentiert der Hamburger Fotograf Klaus Frahm Theater und Opernhäuser, wie sie normalerweise niemand sehen kann, der nicht dort arbeitet. Mit einer Großbildkamera aus Ebenholz hat er seit 2010 etwa 40 Häuser im deutschsprachigen Raum por­trätiert. Kleine, große, alte, neue, weltbekannte wie das Bayreuther Festspielhaus und jene, die nur für die Menschen in ihrer Region da sind und Fantasien ins Rampenlicht stellen. Kultur-Antiquitäten wie das St. Pauli Theater mit dem Mahn-Schild „Rauchen ist nicht erwünscht“ ebenso wie moderne Häuser. Frahm hat seine Kamera nicht nur auf das Parkett gerichtet, sondern auch in den Bühnenhimmel blicken lassen, in den Schnürboden, dorthin, wo Kulissen baumeln, bis sie gebraucht werden, und von wo aus Scheinwerfer Stimmungen zaubern.

Nur sehr selten sind Requisiten mit in die Standbilder geraten. Die Bühnen sind sich selbst genug. Diese „Erfahrung von Räumen“ reizte Frahm an der Idee, „das Schauen hinter die Kulissen“. Ein Großteil seiner Arbeit in den letzten Jahrzehnten bestand aus Architekturfotografie, dazu kamen aber immer wieder auch Langzeitbeobachtungen – vom Hamburger Kiez oder dem Dom, von Hinterhöfen und neuerdings auch vom Hauptstadtflughafen BER, der als stillhaltendes Motiv offenbar noch längst nicht ausgedient hat.

Spektakulärste Ausnahme in seiner Bildersammlung ist der Blick in die Neue Flora, auf deren Bühne der Musical-Kronleuchter aus „Phantom der Oper“ liegt, stolz auf seinen nächsten Absturz wartend, auf den alle gespannt sind, die den Entertainment-Klassiker gerade wegen dieser Spektakel-Schrecksekunde mögen. Frahm erinnert diese Pose an Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“, der der Welt hinter sich den Rücken zudreht. Wie der Jazztrompeter Miles Davis, der gehört, aber nicht frontal beobachtet werden wollte, behält er sein offenkundiges Geheimnis für sich.

Infos im Internet: klaus-frahm.de