Hamburg . Der “Faust“ von Bob Wilson und Herbert Grönemeyer ist nur ein Highlight. Beim Hamburger Theaterfestival geht es um Macht und Ohnmacht.
Das spektakuläre „Faust“-Musical von Robert Wilson und Herbert Grönemeyer vom Berliner Ensemble ist einer der Höhepunkte beim diesjährigen Hamburger Theaterfestival. „Es ist atemberaubend zu sehen, wie sich die Bilder innerhalb von Sekunden abwechseln und wie sich Wilson auch inhaltlich mit dem Werk auseinandersetzt“, sagte Festivalleiter Nikolaus Besch am Freitag. Insgesamt sind zehn wegweisende Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum vom 5. Oktober bis zum 11. November auf verschiedenen Bühnen in Hamburg zu sehen, zum ersten Mal ist das neue Mehr! Theater am Großmarkt dabei. „Faust I und II“ von Goethe hatte am 22. April Premiere in Berlin gefeiert.
„Die Themen Macht und Ohnmacht ziehen sich wie ein roter Faden durch die Produktionen“, sagte Besch. „Dieses Thema brannte nicht nur den Autoren der damaligen Zeit unter den Nägeln, sondern es ist frappierend, wie dieses Thema heute unsere Gesellschaft beschäftigt.“ Von gegenseitigen Abhängigkeiten erzählt unter anderem das Stück „Herbstsonate“ nach dem Film von Ingmar Bergman. In der Koproduktion des Deutschen Theater Berlin und des Schauspiel Stuttgart glänzen Corinna Harfouch als Mutter und Fritzi Haberlandt als Tochter in den Hauptrollen. Schauspielstars wie Stefan Kurt und Johann Adam Oest sind auch in Tschechows „Drei Schwestern“ (Regie: Barbara Frey) vom Schauspielhaus Zürich zu sehen.
Als „Nathan der Weise“ von Lessing steht August Zirner auf der Bühne (Münchner Volkstheater, Regie: Christian Stückl). „Nach den Anschlägen auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo zeigt das Stück, wie wichtig das Thema Toleranz unter den Religionen ist“, meinte Besch. Daneben ist auch Lessings frühes Werk „Die Juden“, eine ältere Produktion vom Berliner Ensemble unter der Regie von George Tabori, zu sehen. Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, ist mit seiner Inszenierung von Shakespeares „Richard II.“ vertreten.
Die junge amerikanische Regisseurin Lydia Steier zeigt auf Kampnagel das szenische Oratorium „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel, das bereits bei den Wiener Festwochen gefeiert wurde. Außerdem auf dem Programm: Schillers „Kabale und Liebe“ vom Schauspielhaus Bochum (Regie: Anselm Weber) und die Schauspieler und Kabarettisten Michael Quast und Philipp Mosetter mit Goethes „Faust I“. Eröffnet wird das Festival mit „Fast ganz die Deine“ von Marcelle Sauvageot, ein musikalisch-literarischer Abend von und mit Johanna Wokalek. (dpa/HA)