Hamburg. “Für viele war er ein Kritiker. Ich habe ihn kennen und schätzen gelernt als Komiker.“ Eckart von Hirschhausen über Hellmuth Karasek.

Für das Hamburger Abendblatt hat der Mediziner, Humorist und Moderator Eckart von Hirschhausen einen persönlichen Nachruf auf den verstorbenen Hellmuth Karasek geschrieben. Lesen Sie hier diesen besonderen Text:

Hellmuth Karasek ist gestern gestorben. Für viele war er ein Kritiker. Ich habe ihn kennen und schätzen gelernt als Komiker. Das meine ich als ein Kompliment. Hellmuth kam in das beneidenswerte Alter, in dem man niemandem mehr etwas beweisen musste. Und so konnte er sich in den letzten Jahren mit kindlicher Freude einer seiner großen Leidenschaften hingeben: dem Witz in all seiner Vielfalt, vom Kalauer bis zum Zeitzeugen, von der Anekdote bis zum Gedicht.

Er liebte es, Menschen zu unterhalten, dann lief er zu Höchstform auf. Das hielt ihn jung und ungeheuer produktiv. Und so haben wir uns auch vor Jahren über das Witze erzählen lieben gelernt und hatten wunderbare improvisierte Abende auf den Bühnen dieser Republik. Dass er schlau war, wussten alle. Wie witzig er sein konnte, erlebte man am besten live. Dann lernte man eine Seite kennen, jenseits des Hochkulturquartettspielers.

„Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist.“ Das hat Shakespeare gesagt. Hellmuth Karasek hatte nicht nur immense Bildung und Lebenserfahrung, er hatte auch ein großes Herz. Denn aus unseren Witzeabenden entstand ein Hörbuch, dessen Erlös er der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN für heilsame Stimmung im Krankenhaus spendete. Ein verbreitetes Vorurteil verbannt das Lachen ins Reich des Oberflächlichen. Und deshalb wird uns Hellmuth auch so fehlen, als einer, der über Genregrenzen ging, getreu seinem Motto: „Eine gute Pointe ist besser als eine schlechte Welt“.

Und so viele Geistesblitze er auch zum Thema Altern und Sterben zu zünden wusste, verneigen und verstummen wir heute. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Kindern und allen, die ihn kannten und verehrten. Unsere Abende beschloss er immer mit einem seiner Lieblingsgedichte von Wilhelm Busch, hier zu hören als seine „Zugabe“.

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,

Er flattert sehr und kann nicht heim.

Ein schwarzer Kater schleicht herzu,

Die Krallen scharf, die Augen gluh.

Am Baum hinauf und immer höher

Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt : Weil das so ist

Und weil mich doch der Kater frisst,

So will ich keine Zeit verlieren,

Will noch ein wenig quinquilieren

Und lustig pfeifen wie zuvor

Der Vogel, scheint mir, hat Humor.