Eine der berühmt-berüchtigten sieben Plagen hat es geschafft: Sie ist die Hauptschlagzeile der gestrigen Wochenendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ geworden und lautet biblisch-gewichtig „Die große Dürre“. Dass in Süddeutschland das Wochenende früher begann, liegt nicht an der Hitze, sondern an Mariä Himmelfahrt. Dennoch erinnere ich mich, dass wir als Kommunionsunterrichts-Schüler den alttestamentlichen Satz „Und Gott schickte eine große Dürre“ mit der kalauernden Frage gekontert haben: „Warum nicht eine kleine Dicke?“

Aber im Ernst: Wir haben, während ich das schweißtreibende Thema tropfend zu Papier bringe, eine Hitzewelle in Deutschland, die gleich an zwei Tagen den höchsten Wärmewert gebracht hat, der seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen 1881 regis­triert wurde: 40,3 Grad. Auch hier war Bayern vorn, denn der Wert wurde am 5. Juli und am 7. August in Kitzingen erreicht. Die Welt ist aus den Hitzefugen geraten. In Frankfurt weichten vor ein paar Tagen die Schienen auf, so dass Züge umgeleitet werden mussten. Zeitungen malen die Klimakatastrophe an die Wand, die den Wassermangel bringt, so dass wir auf der Erde, obwohl wir von 71 Prozent Meer umgeben sind, zu verdursten drohen.

Wer abends in die Wetterberichte guckt, bekommt das übliche Schreckensszenario. Kalifornien wird von schrecklichen Waldbränden heimgesucht, und in Asien treten die Flüsse über sämtliche Ufer – so als wollten sie uns zeigen, dass wir nach dem Motto „Nach uns die Sintflut!“ leben. Es war der Chefredakteur der „Süddeutschen“, Kurt Kister, der letzte Woche vor einer weiteren Plage warnte. Neben den Heuschrecken und Fluten, sozusagen als achte Plage: die Sandalenplage. Unter der Überschrift „Oh Zeh!“ war da verzeichnet, wie die touristischen Sandalenschwärme alles, was ästhetisch ist, niedertrampeln.

In der Tat ist die Sandale die hässlichste Fußbekleidung, insbesondere, wenn sie von Männern mit Socken getragen wird. Ich saß letzte Woche zwischen Köln und Hamburg im IC, der Zug war übervoll, die Klimaanlage schwächelte und röchelte vor sich hin. Da fuhr ein Mann, der mir schräg gegenüber saß, aus den Sandalen und legte seine besockten Füße auf die Bank. Auf einmal wurde mir klar, warum Rom an seinen Sandalen-Legionen untergegangen ist, und ich dachte in der fiebrigen Hitze: So riecht der Untergang des Abendlandes.