Rostock/Hamburg. Der Schlagerstar kommt mit gigantischer Show ins Volksparkstadion. Zum Tour-Auftakt von Helene Fischer gab es auch kritische Stimmen.

Es knallt, es kracht, Flammen durchzucken die Luft – und die Farbe der Saison ist Gelb: Deutschlands Superstar Helene Fischer hat zum Auftakt ihrer Farbenspiel-Stadion-Tournee in Rostock ein Feuerwerk an Hits und Showelementen abgebrannt. Vergessen der Ärger um ihre Musik im NDR und die vermeintlichen Knebelverträge für Fotografen. In einem knallgelben Kleid wirbelte la Helene über die Bühne und begeisterte das Publikum. Diese grandiose Show können auch die Hamburger erwarten, wenn sich die Lieblingssängerin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstag und Freitag auf die Bühne des Volksparkstadions begibt.

In Rostock gabe es nach zwei Stunden Show keine offenen Wünsche mehr. Mit „Das ist unser Tag“ und „Morgenfrüh küss' ich dich wach“ ging's los. Das Feuerwerk beschloss den lauen Abend. Wie zu erwarten war die Show gespickt mit technischen Tricks und spektakulären Stunts, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen herausfordern. Bei „Von hier bis unendlich“ schwebt Helene Fischer zehn Meter teils kopfüber über dem Publikum. Sie nutzt dabei den ganzen Raum über dem Stadion und singt dabei ebenso sicher wie auf der riesigen Bühne. Zudem gibt es in Rostock die Premiere ihrer Handy-App. Im dunklen Stadion glühen dann Tausende Lichter im Takt von „Ich will immer wieder dieses Fieber spüren“.

Wie Fischer auch sagt, ist diese Tour die zweite Runde von „Farbenspiel“ – nach den Hallen-Konzerten nun also die „Cabrio-Version“ im Stadion. Mit kleinen Tricks gewinnt die bestens aufgelegte 30-jährige Sängerin die Herzen der Menschen. So stellt sie sich vor eine Leinwand und macht ein Selfie mit Besucherin Doreen. Diese steht allerdings 125 Meter weit entfernt am anderen Ende der Arena und kann das Glück kaum fassen, gemeinsam mit „ihrer“ Helene auf einem Video zu sein.

Ebenso wie die rund 40 Tänzer und Musiker scheint Fischer an diesem Abend perfekt. Die Anstrengung ist ihr in keiner Sekunde anzusehen, selbst bei den Nahaufnahmen auf einem der riesigen Bildschirme. Sie macht mit vielen Gesten deutlich, dass sie im Moment der Star der deutschsprachigen Schlagerszene ist. Auch, wenn sie auf Songs von Tina Turner oder Herbert Grönemeyer zurückgreift.

Nach Ansicht des Schlagerforschers von der Universität Bochum, Ingo Grabowsky, arbeitet Fischer zusammen mit ihrer Band auf einem „wahnsinnig hohen Niveau“. Das sei "einfach liebevoller erarbeitet als bei manchen anderen, bei denen die Musik vom Band kommt“, betont er.

Aber bei aller Begeisterung für ihr perfektes Auftreten müsse sie mehr auf ihre künftige Entwicklung achten. „Das Repertoire ist nicht tragfähig genug, um sie über die nächsten zehn Jahre zu bringen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Sie muss mehr in die Tiefe gehen.“ Denn Schlager erreiche immer noch nur eine kleine Nische der Bevölkerung.

Um den Erfolg dauerhaft zu halten, sollte sich Fischer nach Meinung Grabowskys neu erfinden, aber ohne sich untreu zu werden. Sie müsse dazu Kontakt zu Produzenten suchen, die für „nachhaltige Qualität“ stehen. Er denke dabei an die Wandlungen, die beispielsweise Udo Lindenberg durchlaufen hat. Auch Udo Jürgens habe es glänzend geschafft, sich in den 1970er Jahren mit sozialkritischen Texten ein neues Image zu verschaffen. (HA/dpa)