Der Metal von Doro Pesch mag altmodisch klingen, aber die Leidenschaft, die „Germany’s Metal Queen“ bei ihrem Konzert in der Großen Freiheit 36 zeigt, ist alles andere als alltäglich.

Hamburg Kaum betritt Doro Pesch die Bühne in der Großen Freiheit 36, da sind wir schon im Jahr 1985, als die Düsseldorferin noch Frontfrau von Warlock war. Der erste Song „Out Of Control“ ist Metal der ganz alten Schule, wie es auch Doro nennt, und genau das wollen ihre Fans im leider eher mäßig gefüllten Saal hören. Da spielt es keine Rolle, ob ein Lied 30 Jahre auf dem Buckel hat wie „Burning The Witches“ oder nur zwölf Monate wie „Revenge“ – die „German Metal Queen“ drückt sowohl Midtempo-Hardrock als auch hastigen Speed-Metal-Galloppern ihren unverkennbaren Stempel auf.

„British Steel“ hieß ein Album von Judas Priest, von denen Doro immer wieder gern „Breaking The Law“ covert. Sie hingegen schmiedet rheinisches Eisen, das mit den Jahren patiniert, aber nicht rostet. Klassischer Heavy Metal inklusive alberner Bandnamen und kitschiger Albumcover erobert schließlich immer neue Fan-Generationen, so dass auch eine erst 2004 gegründete Band wie Powerwolf im Jahr 2013 von der Spitze der deutschen Albumcharts heulen kann. Und Doro, die Ahnin aller deutschen Eisenbrüder und -schwestern, sieht mit Wohlgefallen auf ihre Kinderchen.

Sie will, dass es allen gut geht, wetzt zwei Stunden lang im selbst geschneiderten Kunstlederdress über die Bretter und tanzt den „Metal Tango“, bis sie jeden Fan angestrahlt hat – das genaue Gegenteil von Motörhead-Lemmy, der immer stinksauer wirkt und das Publikum auch mal anraunzt. Doro hingegen bedankt sich sogar bei den Fotografen und entschuldigt sich dafür, dass sie nach drei Liedern aus dem Graben weichen müssen. Wo gibt es so etwas noch heutzutage?

Sich drei Jahrzehnte lang durch gute und – die 90er-Jahre – schlechte Zeiten Freude, Hingabe und „Herzblut“ zu bewahren und „All We Are“ oder „Für immer“ mit einer Leidenschaft zu präsentieren, als wäre es das erste Mal, nötigt höchsten Respekt ab. Und wie wird der gezeigt? Mit erhobener Faust und dem Wissen: Mutti ist die Beste.