Musikpreis Hans wurde auch an die Bands Tonbandgerät, Deichkind, an das Label GHvC und die Macher des “Fraktus“-Films verliehen.
Hamburg. „Impulsive Menschen kennen keine Grenzen“, rappt Deichkind in „Krawall und Remmidemmi“ und beschreibt so auch gut die Hamburger Musikszene: Sie erfindet sich jährlich neu, ohne den Rückblick zu vergessen. Sie ist fest mit ihren Bands und Künstlern, Labels und Veranstaltern, Klubs und ihren Betreibern in der Stadt verwurzelt und wirkt doch weit über die Grenzen hinaus.
So ist der seit 2009 jährlich von der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM) verliehene Musikpreis Hans immer nur ein Augenblick, in der sich die impulsive, kreative Szene versammelt, um so herausragende wie ungewöhnliche Leistungen zu honorieren, so auch am Montag mit einer Gala vor 500 geladenen Gästen im Gruenspan.
Und da sind wir wieder bei Deichkind. Das Electro-Kollektiv mit den markanten Pyramidenhelmen nahm schließlich - in Tourabwesenheit, aber mit Grußvideo - über die Managerin den Hans als Hamburger Künstler des Jahres entgegen. Deichkind machte dieses Jahr mit dem neuen Album „Befehl von ganz unten“ und orgiastischen Arena- und Open-Air-Konzerten „ihre Millionen Fans ganz einfach glücklich“, so das Urteil der 16-köpfigen Jury, zu der auch die Moderatoren des Abends, Rapper Das Bo und Johanna Leuschen vom NDR, gehörten.
Millionen Fans hat die Band Tonbandgerät noch nicht, ist aber bereits auf einem guten Weg – als „Hamburger Nachwuchs des Jahres“. „Geradeaus, ohne die Ecken und Kanten zu vergessen“, das war einen Hans wert, der bei starker Konkurrenz – nominiert waren auch Y’Akoto, Cäthe und Matteo Capreoli – nicht leicht zu gewinnen war. Der dotierte Nachwuchspreis spülte 2000 Euro in die Bandkasse für eine neue Gesangsanlage. Der Weg der Band wird auch vom Hamburger Abendblatt begleitet. Im August gab die Band beim Abendblatt einNewsroom-Konzert.
Schmerzlich vermisst wurde Nils Koppruch. Der im Oktober gestorbene Vollblutkünstler hatte nicht nur 2009 die erste Hans-Trophäe gestaltet (dieses Jahr war es Thomas Baldischwyler), sondern auch mit Gisbert zu Knyphausen und Produzent Swen Meyer das fantastische Kid-Kopphausen-Album „I“ aufgenommen: „Produktion des Jahres“.
„Pop ist Stil, ist Ästhetik, ist Kunst“, erkannte die Jury und vergab den Preis für die „Programmmacher des Jahres“ an das Kunst- und Musikfestival Dockville und ehrte Regisseur Lars Jessen und das Trio Studio Braun mit Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger für die „Gestaltung des Jahres“, sprich den urkomischen Pseudo-Dokumentarfilm „Fraktus“. Ja, Teamwork zählt, das zeigte sich auch bei den Preisen für die „Herausragende Künstlerentwicklung“, die die Mannschaft um Samy Deluxe (toller Zylinder, tolle Reimrede) bekam, sowie für das „Label des Jahres“ Grand Hotel van Cleef, das dieses Jahr seinen 10. Geburtstag feierte. Seinen 75. Geburtstag beging vor wenigen Tagen Konzertveranstalter Karsten Jahnke: Er bekam den Sonderpreis der IHM für sein beeindruckendes Lebenswerk. Sein bisheriges Lebenswerk, wohlgemerkt. Da kommt noch mehr, viel mehr. "Keep swinging", wünschte Laudator Peter Urban stellvertretend für alle im Gruenspan.
Musiker und Macher und natürlich die Fans bestimmen Tag für Tag, Nacht für Nacht den Sound der Stadt, wie man auch im Rahmen der Gala bei den Live-Auftritten von Liedfett, Torpus & The Art Directors, Nils Wülker & Fjarill und Tonbandgerät.
Und Hamburg LIVE, das wöchentliche Magazin nebst täglicher Seite im Hamburger Abendblatt, sorgt gedruckt und online für den Überblick. Dafür gab es von der Jury und Laudator Thees Uhlmann einen Hans als „Medienformat des Jahres“. Das besonders durch Redaktionsleiter Jörg Malke von 1997 bis zu seinem viel zu frühen Tod im Februar 2012 aufgebaute und inspirierte LIVE "befeuert das Verlangen und die Sehnsucht junger Menschen und schlägt eine Schneise durch den Kultur-Dschungel", so Uhlmann. Danke, Hans, danke, Thees und danke, Jörg!