Im Gespräch mit dpa zieht Günter Grass (81) eine negative Bilanz der deutschen Einheit. Grass über...
Im Gespräch mit dpa zieht Günter Grass (81) eine negative Bilanz der deutschen Einheit. Grass über ...
... die Feiern zur Einheit:
"Es ist vorauszusehen, dass das Misslingen der Einheit in vielen Bereichen, die auf keiner Einigkeit beruht, weggeschwindelt wird. Man tut so, als wäre sie eine gelungene Sache, dabei haben wir an den Folgen bis heute zu tragen. Damals begann die große Schuldenmacherei."
... über die Verfassungsfrage:
"Ich bin ja nicht gegen eine Vereinigung gewesen. Nur: Unsere Verfassung, das Grundgesetz, hat im Schlussartikel zwingend vorgeschrieben, dass im Fall einer Vereinigung dem deutschen Volk eine neue Verfassung vorgelegt werden muss. Das ist nicht geschehen."
... die Bilanz der Einheit:
"In manchen Bereichen sind meine negativen Prognosen übertroffen worden. Das Ausmaß der Enteignungen habe ich mir damals nicht vorstellen können. Ich hätte mir auch nicht ausmalen können, dass noch 20 Jahre nach dem Einheitsvertrag in Ost und West ungleiche Löhne und Gehälter gezahlt werden - bis hinab zu den Mindestlöhnen, die jetzt endlich zumindest in einigen Bereichen durchgesetzt wurden. Das ist ein Skandal in einem reichen Land! Natürlich ist auch viel gemacht worden. Zum Beispiel wurde nicht - wie in Westdeutschland nach dem Krieg - bei der Sanierung der Städte architektonisch gewütet."