Die Eröffnungsoper “Der Fliegende Holländer“ hatte im Voraus für einen Skandal gesorgt. Von der Kanzlerin gab es indes nur lobende Worte.
Bayreuth. Die Kanzlerin als Opernkritikerin: Die Eröffnung der Bayreuther Festspiele am Mittwochabend mit der Oper "Der Fliegende Holländer" ist bei Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Wohlgefallen gestoßen. Es sei außerordentlich gut gesungen und "sehr gut musiziert“ worden, sagte die CDU-Politikerin nach der Premiere. Zur Inszenierung äußerte sie sich nicht. Umfassendes Lob spendeten Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Außenminister Guido Westerwelle (FDP). "Eine phantastische Vorstellung“, kommentierte Rösler. Westerwelle schwärmte: "Es war ein einmaliges Erlebnis. Das kann nur Bayreuth.“
Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze der Prominenz sind die 101. Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth zuvor begonnen worden. Bei strahlendem Sonnenschein zeigte sich Merkel gut gelaunt an der Seite ihres Mannes Joachim Sauer und schrieb vor Beginn der Oper „Der Fliegende Holländer“ sichtlich entspannt einige Autogramme für die Schaulustigen. Die Eröffnungspremiere dirigierte Christian Thielemann, Regie führte Jan Philipp Gloger. Die Bayreuther Festspiele dauern bis zum 28. August.
Wenige Stunden vor der Premiere hatten die Bayreuther Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier einen Regie-Coup verkündet: Der skandalumwitterte Künstler Jonathan Meese soll 2016 die Oper „Parsifal“ inszenieren. Die Festspiele vertrauen damit einem Opernneuling, denn ein Musiktheaterstück hat der 42-jährige, der als Enfant terrible der Kunstszene gilt, noch nie erarbeitet.
Die diesjährige „Holländer“-Premiere war vom Tattoo-Skandal um den russischen Sänger Evgeny Nikitin überschattet, der sich in früheren Jahren Tätowierungen mit Nazi-Symbolen hatte stechen lassen und am Sonnabend aus Bayreuth abreiste. Für ihn übernahm kurzfristig der Südkoreaner Samuel Youn die Titelpartie des Holländers. Regisseur Gloger gab dem Holländer eine zeitgenössische Gestalt: Er trat im Anzug auf, Trolley-Koffer und Coffee-to-go-Becher waren die Requisiten des modernen, gehetzten Geschäftsmannes, der nur mit dem Anhäufen von Geld beschäftigt ist.
Zur Premiere in diesem Jahr kam neben zahlreichen Politikern und ihren Partnern auch Prominenz aus Film und Fernsehen: Veronica Ferres und ihr Partner Carsten Maschmeyer, Schauspielerin Michaela May und ihr Mann Bernd Schadewald oder auch Erol Sander und seine Frau Caroline Godet. Über den roten Teppich schritt auch Gloria von Thurn und Taxis.
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Kanzlerin Merkel hatte sich für eine türkisfarbene Abendrobe entschieden, ihr Outfit glich dem von 2008. Merkel ist seit Jahren Stammgast in Bayreuth, sie gilt als große Anhängerin der Wagner-Opern. Sogar auf dem Balkon des Festspielhauses zeigte sie sich.
Die Berliner Bundespolitik war zudem unter anderem vertreten durch Außenminister Guido Westerwelle und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (beide FDP). Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) lud später noch zum Staatsempfang. In den Freistaat gereist war auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wiesen unterdessen Vorwürfe zurück, sie würden die nationalsozialistische Vergangenheit der Festspiele nur unzureichend aufarbeiten. Sie hätten die ihnen zugänglichen Unterlagen zur wissenschaftlichen Untersuchung bereitgestellt, sagte Katharina Wagner: „Historiker sind dabei, das aufzuarbeiten.“ Der Münchner Staatsopernintendant Nikolaus Bachler hatte die Wagner-Halbschwestern zuvor heftig angegriffen. Sie zeigten mit dem Finger auf andere, „weil man mit der eigenen Geschichte ein Problem hat“. Auch Bayreuth-Regisseur Hans Neuenfels attackierte die Festspielleitung. Die Aufarbeitung der Vergangenheit liege noch im Dunkeln, sagte er dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“. In diesem Jahr wird in Bayreuth erneut Neuenfels' „Lohengrin“ gezeigt.