Jan Philipp Gloger eröffnet mit „Fliegendem Holländer“ die Festspielsaison. Und schon eilt ihm der Ruf voraus, ein eher braver Regisseur zu sein

Bayreuth. Jan Philipp Gloger heißt der Newcomer der Festspielsaison 2012 auf dem Grünen Hügel in Bayreuth. Der junge Regisseur hat am 25. Juli seine große Feuertaufe mit einer Neuinszenierung von Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ zu bestehen – unter den Augen von Kanzlerin Angela Merkel und viel Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Showgeschäft. Für den 31-jährigen Schauspielregisseur ist es erst die dritte Opernarbeit überhaupt. Und schon eilt ihm der Ruf voraus, dass er eher der braven Riege von Regisseuren angehören soll.

Mit mehr Spannung wird die im vergangenen Jahr gefloppte „Tannhäuser“-Inszenierung des Berliners Sebastian Baumgarten erwartet. Und es wird gewiss der Sommer des Christian Thielemann, der als einer der besten Wagner-Dirigenten derzeit weltweit gilt. Gleich mit zwei Inszenierungen ist er am Start: Wie geplant mit dem „Holländer“, als „Einspringer“ nun auch noch mit „Tannhäuser“.

Selten liefen die Vorbereitungen der Festspiele so geräuschlos wie in diesem Jahr. Die Festspielchefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier sitzen fest im Sattel und können auf einen Aufführungskanon verweisen, der die unterschiedlichsten Regiehandschriften trägt.

Überschattet wird dieser Festspielsommer schon sehr vom kommenden Jahr, dem großen Wagner-Jubiläumsjahr: 2013 jährt sich der Geburtstag des Komponisten zum 200. und sein Todestag zum 130. Mal. Da wird es einen neuen „Ring des Nibelungen“ geben, das Opus magnum Wagners, in der Regie des ebenso verehrten wie gefürchteten Berliner Volksbühnen-Berserkers Frank Castorf.

Opern-Superstar Vogt erneut als Lohengrin

Längst Kult und Publikumsliebling der Festspiele ist Hans Neuenfels’ Inszenierung des „Lohengrin“. Im ersten Jahr noch verspottet ob der großen Rattenschar auf der Bühne, will diese ebenso liebe- wie anspruchsvolle Aufführung jetzt jeder sehen. Und mit den Sängern Klaus Florian Vogt und Annette Dasch steht das Traumpaar auf der Bühne, das das Publikum in der vergangenen Saison zu Tränen rührte: 20 Minuten Applaus – so viel wie keine andere Aufführung.

Man muss es den Wagner-Schwestern hoch anrechnen, dass sie den Superstar Vogt erneut für den „Lohengrin“ verpflichten konnten. Ist es doch sonst ein durchaus übliches Vorgehen, dass besonders populäre Sänger nur einen Sommer lang strahlen am Grünen Hügel – wie zuletzt Jonas Kaufmann in der Rolle des geheimnisvollen Schwanenritters. Doch seitdem Vogt als Lohengrin seine Elsa beschwört, ihn nie nach seiner Herkunft zu befragen, vermisst ihn niemand mehr.

Den Kartenvorverkauf mussten die Festspiele auf Druck des Landesrechnungshofes verändern. Der Anteil der Tickets im freien Verkauf soll nun von 40 auf 65 Prozent gestiegen sein. Und die einst so übergroße Nachfrage nach den gut 60.000 Karten einer Festspielsaison soll auch nicht mehr so groß sein, hört man hinter vorgehaltener Hand. Doch der Schwarzmarkthandel floriert einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge wie eh und je. Vier Wochen vor Beginn der Festspiele waren 524 Karten bei Ebay versteigert worden - das sind mehr als im gesamten vergangenen Jahr.

Kino statt Public Viewing

Mit dem so populären Public Viewing ist es ab 2012 erst einmal vorbei, nachdem Hauptsponsor Siemens ausgestiegen ist. Dafür gibt es erstmals Richard Wagner im Kino zu sehen: Am 11. August wird der bildgewaltige und hoch gerühmte „Parsifal“ in der Regie von Stefan Herheim live in rund 100 deutschen Kinos übertragen. In diesem Jahr ist übrigens auch diese Produktion, ebenso wie der „Tristan“ von Christoph Marthaler, zum letzten Mal auf dem Grünen Hügel zu sehen. (dapd)