Christian Thielemann preist das Haus als „tollstes Theater“ der Welt und bekundet Respekt vor dem von Richard Wagner geplanten Gebäude.
Bayreuth. Stardirigent Christian Thielemann hat großen Respekt vor dem Bayreuther Festspielhaus. „Manchmal habe ich das Gefühl, das Haus lebt. Und wenn man es nicht gut behandelt, rächt es sich“, sagte Thielemann nach der Orchesterhauptprobe zur diesjährigen Festspiel-Neuproduktion „Der Fliegende Holländer“ am Mittwochabend. Wegen der Akustik sei bei der Erarbeitung eines Stücks höchste Sensibilität notwendig. „Wenn ein Regisseur darauf keine Rücksicht nimmt, kann es zu akustischen Unfällen kommen.“
Der „Holländer“-Regisseur Jan Philipp Gloger habe sich aber gut mit ihm abgesprochen, lobte Thielemann. Die Richard-Wagner-Festspiele beginnen am kommenden Mittwoch mit der „Holländer“-Premiere.
Thielemann formulierte ein klares Bekenntnis zu Bayreuth: „Das ist das tollste Theater, das es auf der Welt gibt.“ Der neue Chefdirigent der Staatskapelle Dresden fungiert in Bayreuth als musikalischer Berater der Festspielchefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. „Die Faszination des Ortes ist ungebrochen. Diese Tradition muss man mit allen Fasern bewahren.“
Die Proben zum „Holländer“ hätten ihm großes Vergnügen bereitet. „Wir haben noch keinen Krach gehabt – es ist noch kein böses Wort gefallen“, sagte er. Sogleich erntete er ein großes Lob von Adrianne Pieczonka, die die Partie der Senta singt: „Ich kniee zu seinen Füßen, ich finde ihn genial“, schwärmte sie. Er nehme Rücksicht auf die Stimmen der Sänger. „Er schaut auf uns, das ist toll“, sagte die in Toronto lebende Sopranistin.
Neben dem „Holländer“ wird Thielemann in diesem Jahr bei den Festspielen auch den „Tannhäuser“ dirigieren – 2011 stand hier noch Thomas Hengelbrock am Pult. Die Inszenierung vom Vorjahr von Sebastian Baumgarten erntete scharfe Kritik. Thielemann sieht den Wirbel um die Inszenierung gelassen. „Man muss das mit Humor nehmen. Ich springe ja ein, das ist ein besonderer Spaß.“
Komplizierter lief es beim „Holländer“: „Das ist das schwerste Stück, das ich hier bislang gemacht habe“, bekannte der Maestro. „Es ist nicht für den Graben bestimmt.“ Es habe schon seinen Sinn, dass Richard Wagner (1813-1883) die Aufführung seiner Jugendwerke im Festspielhaus abgelehnt hatte. Herausragendes Merkmal des Festspielhauses ist der mit einer Blende bedeckte Orchestergraben, der die Musiker für das Publikum unsichtbar macht. „Der Fliegende Holländer“ steht in Wagners Opernschaffen an der Schwelle hin zu den Spätwerken, die traditionell im Festspielhaus zur Aufführung kommen. (dpa)