Mit 50 Jahren Erfahrung ist er einer der wichtigsten Konzertveranstalter Hamburgs. Im Abendblatt spricht er über seine Liebe zur Musik und der Stadt.
Hamburg. Mit 50 Jahren Erfahrung in der Konzertorganisation ist Karsten Jahnke einer der wichtigsten Konzertveranstalter Hamburgs. In all diesen Jahren hat er weder seine Leidenschaft für diesen Beruf, noch seine Liebe zur Musik verloren. Er blickt auf eine lange Reihe von Künstlern zurück, mit denen er zusammengearbeitet hat und ist viel in der Welt herumgekommen. Im Interview erzählt er, was ihn immer noch in Hamburg hält und warum er die Konzertszene der Hansestadt so schätzt.
Herr Jahnke, erinnern Sie sich an Ihre erste Platte, die Sie jemals in den Händen gehalten haben?
Karsten Jahnke: Zufällig weiß ich das noch ganz genau, da meine Frau damals entsetzt war. Das war Lonnie Donegan mit der EP auf der unter anderem auch „Alabamy Bound“ drauf war. Das war prak-tisch die erste Platte, die ich mir jemals gekauft habe.
Können Sie in Ihrem Beruf die persönliche, musikalische Leidenschaft mit der Wirtschaftlichkeit verbinden?
Jahnke: Toi, toi, toi! Noch klappt es. Für mich war es natürlich einfacher, ich habe wesentlich früher angefangen, als die jungen Leute die heute in dieser Branche arbeiten. Allerdings gibt es viele musikalische Nischen, in denen das noch klappen könnte. Grade heute gibt es viele Bands, von denen ich noch nie gehört habe, obwohl ich eigentlich stets gut informiert bin. An Leidenschaft mangelt es den meisten jungen Leuten nicht, das Problem ist natürlich immer das Startkapital. Und wenn man dann gleich zu Anfang einen Flop erwischt, dann ist man selbstverständlich auch wieder schnell weg vom Fenster.
In ihrem Beruf sind Sie sicherlich schon viel herumgekommen. Was hält Sie da immer noch in Hamburg?
Jahnke: Einerseits ist Hamburg immer noch meine Heimatstadt. Andererseits – und das sagen natürlich viele Menschen von ihrer Heimatstadt – gibt es für mich keine schönere Großstadt in Deutschland. Diese Stadt ist unglaublich weltoffen – kulturell und auch kulinarisch. Außerdem finde ich das Hamburger Publikum hervorragend, weil sie sehr aufgeschlossen gegenüber neuer Musik sind. Das sind Dinge, die ich an diese Stadt einfach liebe.
Was unterscheidet das Hamburger Konzertpublikum von anderen Konzertszenen, die Sie bisher erlebt haben?
Jahnke: Vor allem die musikalische Prägung. Durch die Besatzung nach dem Krieg, hat es sich ergeben, dass die Menschen im Norden Deutschlands überwiegend durch britische Musik beeinflusst wurden, im Süden hingegen eher durch amerikanische Musik. Langsam lässt dieser Effekt natürlich nach und man findet Musik aller Art in ganz Deutschland, teilweise lässt sich diese alte Prägung aber noch heraus sehen.
Wie ist denn der Hamburger als solcher in der Musikszene unterwegs?
Jahnke: Der typische Hamburger ist immer sehr sachlich. Aber wenn er sich dann mal für etwas begeistern kann, ist er auch wirklich begeistert.
In welcher Location Hamburgs kann man Ihrer Ansicht nach ein Konzert am besten genießen?
Jahnke: Momentan wäre das vor allem das Schauspielhaus. Die Akustik dort ist sehr gut, auch für lautere Konzerte. Worauf man allerdings mit Spannung warten kann, ist der neue Mojo-Club, der im September 2012 nach Hamburg kommt. Das wird mit Sicherheit einer der besten deutschlandweit, wenn nicht sogar europaweit.
Was wünschen Sie sich als Konzertveranstalter von den Hamburger Fans?
Jahnke: Das sie vor allem ihr Interesse nicht verlieren, dass sie nach wie vor auch Konzerte besuchen, bei denen Künstler spielen, die in Deutschland unbekannt sind. Durch diese Neugier können Hamburger Fans solchen Gruppen eine Chance auf dem Musikmarkt geben.
Das Interview führte Patrick Siegels
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