Die zwei Hauspremieren “Don Carlos“ sowie “Falling Man“ und verschiedene Gastspiele bestimmen zwei Wochen die Lessingtage am Thalia.
Hamburg. Was wäre das Zusammenleben von Menschen, Gesellschaften und Völkern ohne die Freundschaft? Sie ist ein hohes Gut, aber auch bedroht von Verrat und gesellschaftlicher Abschottung. Der Marquis von Posa versucht bei Schiller, die Geschehnisse zum Wohle seines Freundes, des Kronprinzen Don Carlos, zu lenken, und setzt dafür sogar sein Leben aufs Spiel. Freundschaft steht auch im Zentrum der zweiten Ausgabe der Lessingtage, die sich im vergangenen Jahr aus dem Stand als Festival am Thalia-Theater unter Intendant Joachim Lux etablieren konnten.
Das Programm bietet erneut zwei Wochen geballtes Theater, inklusive zweier Hauspremieren. Sandra Strunz inszeniert am 21. Januar die Uraufführung von Don DeLillos 9/11-Roman "Falling Man" zur Wiedereröffnung der Studiobühne in der Gaußstraße. Einen Tag später legt Jette Steckel mit Schillers "Don Carlos" im großen Haus nach. Steckel konzentriert sich auf den Aspekt, dass es vielfach verstrickte Menschen sind, die Politik betreiben.
Hinzu kommen Gastspiele aus China, Russland, Brasilien, Estland, Kolumbien genauso wie hochkarätige Produktionen der deutschsprachigen Theaterszene, Lesungen und Stadtführungen. Es gibt ein Wiedersehen mit Regisseur Stephan Kimmig und seiner Inszenierung "Die Jüdin von Toledo" (25./26.1., jew. 20.00, Thalia-Theater) vom Burgtheater Wien unter anderem mit Ex-Thalia-Ensemblemitglied Peter Jordan. Regisseur Lev Dodin vom St. Petersburger Maly Drama Theatre richtet "Leben und Schicksal" (31.1., 1.2., jew. 19.30, Thalia-Theater) für die Bühne ein, einen epochalen Großroman des Kriegsberichterstatters Wassili Grossman um Phänomene des Nationalsozialismus und Stalinismus. Von der Schaubühne Berlin kommt die gefeierte Arbeit der argentinischen Choreografin Constanza Macras "Megalopolis" (4.2., 20.00, Thalia-Theater). Mit ihren Tänzerinnen und Tänzern lotet sie die Beziehung zwischen Körper und chaotischer Metropole aus.
In der Gaußstraße ist unter anderem das Berliner Ballhaus Naunynstraße mit dem Migrationsstück "Verrücktes Blut" (23.1., 20.00, 24.1., 11.00, Thalia in der Gaußstraße) zu Gast. Von dem komplizierten Alltag in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá erzählt "La Intitulada" (29.1., 20.00, 30.1., 18.00, Thalia in der Gaußstraße) vom Ensemble Wuatapuy. Vierzehn Darsteller zwischen 12 und 66 Jahren präsentieren eine Collage ihrer Erfahrungswelten.
Aus Brasilien reisen die bekannten Regisseure Enrique Diaz und Cristina Moura mit ihrer Arbeit "Otro (or)weknowitsallornothing" (2./3.2., jew. 20.00, Thalia in der Gaußstraße) an. Die Lebenswege von Einwanderern und Einheimischen kreuzen sich in dem urbanen Koloss Rio de Janeiro. Wie schon im vergangenen Jahr bildet die "lange Nacht der Weltreligionen" (5.2., 18.00, Thalia-Theater) einen Höhepunkt. Ganz schön aktuell, dieser Lessing.
Um alles in der Welt - Lessingtage 2011 21.1. bis 6.2. im Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor und im Thalia in der Gaußstraße (S Altona), Gaußstraße 190, Karten unter T. 32 81 44 44 oder www.thalia-theater.de