Dirigent Daniele Gatti bemühte sich um den großen Bogen in dem fast fünfstündigen Werk. Unter den Beifall mischten sich vereinzelt Buhrufe.

Bayreuth. Tag vier der Premierenwoche bei den Bayreuther Festspielen : Nach der Eröffnung mit der ausgebuhten Neuinszenierung des „Lohengrin“ am Sonntag und zwei „Ring“-Abenden sind am Donnerstag vor allem die Sänger in Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ vom Publikum gefeiert worden. Susan Maclean lieferte in der Partie der Kundry indessen ein nicht vollständig überzeugendes Debüt auf dem „Grünen Hügel“ ab. Ihr an sich geschmeidiger warmer Mezzosopran klingt in der Höhe hörbar schrill.

Stürmisch beklatscht wurde hingegen Kwangchul Youn für seine stimmlich überragende Darstellung des Gurnemanz. Christopher Ventris war ein kraftvoller Parsifal. Detlef Roth gab einen stimmlich und darstellerisch ausdrucksstark leidenden Amfortas, Thomas Jesatko überzeugte als Klingsor, Diógenes Randes als Titurel.

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Der italienische Dirigent Daniele Gatti bemühte sich um den großen Bogen in dem fast fünfstündigen Werk. Seine getragenen Tempi und vielen Zäsuren lähmten jedoch mitunter den Spielfluss in Richard Wagners Partitur.

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Die Inszenierung von Stefan Herheim wurde vom Publikum wie schon in den beiden vorangegangenen Jahren überwiegend positiv aufgenommen. Unter den Beifall mischten sich aber auch vereinzelt Buhrufe. Der Regisseur siedelt die Handlung teils in der Festspielstadt selbst an. So dient als Kulisse Richard Wagners Wohnhaus Wahnfried.

Später werden Hakenkreuz-Fahnen aufgezogen, ehe die Nazi-Diktatur in Schutt und Asche versinkt. Die Erlösung des siechen Amfortas durch Parsifal findet ihre Entsprechung in der deutschen Nachkriegsdemokratie, dargestellt durch den Bonner Bundestag.

Die 99. Richard-Wagner-Festspiele dauern bis 28. August. Neben drei kompletten Aufführungen des vierteiligen „Ring des Nibelungen“ stehen dieses Jahr noch „Lohengrin“ und die „Meistersinger von Nürnberg“ auf dem Programm.