Die Festspielleiterinnen erschienen nicht zur Versammlung der „Freunde von Bayreuth“, die die Festspiele finanzieren. Die Mäzene sind brüskiert.
Bayreuth. Die Stimmung am „Grünen Hügel“ ist gereizt. Mit Unverständnis und Buhrufen quittierten die Mäzene von Bayreuth am Dienstag, dass weder die beiden Festspielleiterinnen noch „Lohengrin“-Regisseur Hans Neuenfels an der Mitgliederversammlung der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ teilgenommen haben. Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier begründeten ihre Absage mit gesundheitlichen Problemen – die eine hatte Nasenbluten, die andere Kreislaufprobleme. Neuenfels stellte zeitgleich sein neues Buch vor. Ungeachtet dessen signalisierten die Mäzene ihre Bereitschaft, die dringend notwendige neue Probebühne mitzufinanzieren. Die Kosten betragen gut fünf Millionen Euro.
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Die „Freunde von Bayreuth“ haben nach eigenen Angaben seit den 60er Jahren rund 55 Millionen Euro an Spenden und Mitgliedbeiträgen an die Festspielleitung überwiesen. „Das ist ein Zeichen unseres Engagements, und das wird auch so bleiben“, versicherte der neue Vorsitzende Georg von Waldenfels ungeachtet der Dissonanzen. Noch deutlicher wurde der Tenor Manfred Jung. „Ohne die Mäzene gäbe es keine Festspiele mehr; das Festspielhaus wäre längst in sich zusammengebrochen.“ Anhaltenden Beifall gab es für die wiederholt geäußerte Kritik, dass die Festspielleitung die langjährige Freundschaft heute nicht mehr so pflegt wie der im März gestorbene langjährige Festspielleiter Wolfgang Wagner.
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Der Vorsitzende des Kuratoriums der Freunde, Heribert Johann, würdigte Wagner in einer Gedenkminute als die väterliche Kerngestalt für die Künstler und als Theaterprinzipal im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir wurden alle von seiner Begeisterung für die Festspiele angesteckt; er hat unsere Herzen berührt“, sagte Johann.
Der frühere bayerische CSU-Finanzminister von Waldenfels und der ehemalige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) plädierten dafür, dass sich auch der Bund und der Freistaat Bayern an den Kosten für die Probebühne beteiligen. Beide sind wie die Stadt Bayreuth und die Mäzenaten-Gesellschaft zu je einem Viertel an der Festspiel-GmbH beteiligt.
Auf Initiative des langjährige Freunde-Chefs Karl-Gerhard Schmidt war zunächst ein städtebauliches Gesamtkonzept für die Neuordnung des Probenareals am „Grünen Hügel“ erstellt worden. Diese große Lösung wurde aber wegen der geschätzten Kosten von mehr als 20 Millionen Euro schnell wieder zu den Akten gelegt.
In der Gründung einer zweiten Fördergesellschaft mit dem Namen „Team der aktiven Festspielförderer“ (Taff) sehen die gut 5300 Mäzene offiziell keine Konkurrenz. „Jeder Cent, der für die Festspiele gesammelt wird, ist gut“, sagte von Waldenfels. Die neue Organisation, der auch Festspieldirigent Christian Thielemann angehört, will ihr Konzept in Kürze der Öffentlichkeit präsentieren.