Kommissar Krassnitzer ermittelt in der chinesischen Community in Wien: schlüssige, spannende Spurensuche entlang offener Fäden.

Wien. "So, was ham wa?“ – "Mehrere Tonnen Hühnerfüße, tiefgefroren, und drei nackte männliche Leichen, auch tiefgefroren." Als im Wiener Donauhafen das Kühlaggregat eines Containers versagt, kommen die Unglücklichen zum Vorschein. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um drei Chinesen handelt. Unweigerlich und auf makabre Weise erinnert die Konstellation an das bekannte Kinderlied: Da kam die Polizei, ja was ist denn das?

Das ist die Ausgangslage des "Tatort“-Teams der Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in ihrem neuen Fall. Doch bald brechen die Geschehnisse mit dem Reim, denn bereits am nächsten Tag wird die abgetrennte Hand eines weiteren Chinesen entdeckt. Mehrere durchsuchte Hinterhöfe und ein komplettes Set von Körperteilen später besteht Gewissheit, dass es sich bei dem wieder zusammengepuzzelten Mann um Tsao Kang (Johannes Ahn) handelt, einen Mitarbeiter desselben Fleischgroßhändlers (Martin Brambach), dem auch der Container gehörte. Da sind es also schon vier.

Ging es im letzten Fall des ungleichen Ermittlerduos noch um ein Netz von serbischen Kriegsverbrechern, tritt nun die chinesische Community Wiens in den Fokus der Geschehnisse, vor allem deren Teilhaber ohne Aufenthaltsgenehmigung. In dieser Folge wird zwar kein "Tatort“-interner Rekord aufgestellt – der besagte Vorgänger brachte es mit 15 Leichen auf einen morbiden Höchststand – doch möchte auch hier ein Fass bzw. Container aufgemacht werden, der bis zum Rand gefüllt ist mit Alterität aus einem gemeinschaftlichen Paralleluniversum.

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Der Mut, mit Hilfe von gesellschaftlich-politischen Verästelungen der gemäßigten Lust am ebenso gemäßigten Bösen vorzubeugen, ist zunächst einmal lobenswert – doch installiert dieses Vorhaben auch eine Reihe von recht anspruchsvollen Kriterien an die Darstellung, für deren Einhaltung es kein Patentrezept gibt. Stichwort: Klischees. Unterstellten eine Reihe von Kritikern dem letzten Wiener "Tatort“ serbische Gangster-Versatzstücke, liegt auch hier zumindest Unschlüssigkeit im Raum. Denn was dem Zuschauer gezeigt wird, ist einmal mehr die gleiche Restaurantwelt und Wohnungen voll goldglänzendem Plastik. Die kulturelle und menschliche Auseinandersetzung gewinnt so denjenigen Tiefegrad, der auch während einer Bestellung von Peking-Ente entsteht.

Dennoch gelingt davon abgesehen eine in sich schlüssige, spannende Spurensuche entlang vieler offener Fäden. Harald Krassnitzer überzeugt als vom Übergewicht geplagter Spürhund und erinnert in seinen Diät-Anstrengungen etwas an den Mankell-Kommissar Kurt Wallander, während Adele Neuhauser neben ihrem doch recht undurchdringlichen Kollegen eine sympathische Herzlichkeit verkörpert. Am Ende aber scheint doch das Lied zu obsiegen, denn beide singen: Drei Chinesen mit dem Kontrabass.

"Tatort: Falsch verpackt" So 25.3., 20.15 ARD