Beim Eurovision Song Contest kam Lena auf den zehnten Platz. Es gewann Aserbaidschan. Aber auch die Deutsche darf sich als Siegerin fühlen.

Hamburg. Es war erst die vierte Teilnahme Aserbaidschans am Eurovision Song Contest (ESC). Und es war die erfolgreichste am Sonnabend in Düsseldorf. Mit einem Vorsprung von 32 Punkten machte das Duo Ell/Nikki mit der eingängigen Popballade "Running Scared" im Grand-Prix-Finale das Rennen. Die deutsche Vorjahressiegerin Lena landete mit "Taken by a stranger" auf dem zehnten Platz beim Grand Prix, der das erste Mal seit 28 Jahren wieder in Deutschland stattgefunden hatte - und überreichte den neuen Gewinnern die Trophäe. 25 Konkurrenten waren in der Endrunde angetreten.

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Auf den zweiten Platz kam mit einem Jazzsong überraschend Italien, das nach 14 Jahren Pause wieder beim ESC dabei war. Sänger Raphael Gualazzi erhielt 189 Punkte. Der 29-Jährige sagte, er hoffe, dass dieses gute Ergebnis die Popularität des ESC in Italien zurückbringen werde.

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Dritter wurde der Schwede Eric Saade mit dem Popsong "Popular". Er bekam 185 Punkte. Lenas Auftritt wurde mit 107 Punkten bedacht. Sie sei mit ihrem Abschneiden "super zufrieden". Es sei ein "Riesenstein" von ihr abgefallen und sie sei sehr froh, dass nun alles vorbei sei, sagte sie in der ARD. Nun wolle sie ordentlich feiern. Und "jetzt geht es richtig los", versprach die 19-Jährige ihren Fans.

Lenas zweiter Start beim Eurovision Song Contest brachte der ARD eine Top-Quote. 13,83 Millionen Zuschauer sahen im TV zu. Das war fast jeder zweite Fernsehzuschauer (49,3Prozent). Damit reichte die Zuschauerzahl nahezu an den Wert des vergangenen Jahres heran, als die Lena-Manie der ARD 14,69 Millionen Zuschauer beschert hatte. Der erste Grand Prix in Deutschland nach 28 Jahren war auch einer der besten: Nur 1980 (17,35 Millionen), 1984 (14,23 Millionen) und beim Lena-Sieg im vergangenen Jahr gab es mehr Zuschauer als diesmal.

+++5000 Menschen feiern auf dem Spielbudenplatz+++

Aserbaidschan und Schweden waren von Experten recht hoch eingeschätzt worden. An der Spitze bei britischen Buchmachern hatten allerdings der französische Opernsänger Amaury Vassili und die schrillen irischen Zwillingsbrüder Jedward gelegen, die als Favoriten galten. Jedward landete auf dem achten Platz, Vassili wurde 15. Die Schweiz landete mit lediglich 19 Punkten auf dem letzten Platz.

Mit Fassungslosigkeit reagierte das Duo Ell/Nikki auf seinen Sieg. "Ich kann es noch immer nicht glauben", sagte der 1989 geborene Sänger Eldar Gasimov am frühen Sonntagmorgen. Mit dem überraschenden Grand-Prix-Gewinn sei ein großer Traum wahr geworden. Auf der Bühne habe das Duo, zu dem auch die 30-jährige Nigar Jamal gehört, lediglich einen guten Auftritt und einen guten Song zeigen wollen.

Durch den Sieg des Duos wird Aserbaidschan im kommenden Jahr Ausrichter des ESC, der dann wohl in der Hauptstadt Baku stattfinden wird. Angesprochen auf eine schwierige politische Situation in dem Land, zeigte sich Sänger Gasimov überzeugt, dass sich die ESC-Fans nächstes Jahr in Aserbaidschan wohlfühlen werden. Seine Heimat sei ein europäisches Land und werde sich seinen Gästen auch dementsprechend präsentieren. Auch die große homosexuelle Anhängerschaft des Song Contests werde willkommen sein. Das Auswärtige Amt bezeichnet die Demokratie- und Menschenrechte in Aserbaidschan als schwierig. Homosexuelle Paare könnten zudem festgesetzt und erst gegen Zahlung eines Geldbetrages wieder freigelassen werden.

Es ist erst die vierte Teilnahme von Aserbaidschan am Song Contest. Die Teilnehmer des Landes hatten immer gute Plätze belegt. 2008 sprang ein achter Platz heraus, 2009 ein dritter Rang, und 2010 wurde es Platz fünf.

Optisch wurde den Zuschauern in der Düsseldorfer Arena und vor den Fernsehbildschirmen eine tolle Show geboten. Besonderer Hingucker war die über 1.000 Quadratmeter große LED-Leinwand hinter der Bühne. Sie gestaltete das Bühnenbild mit bunten Animationen und visuellen Effekten entscheidend mit. Zudem gab es immer wieder Pyrotechnik, Feuerfontänen und Konfettiregen.

Betont schlicht war der vom Publikum viel bejubelte Auftritt von Lena mit dem Song "Taken by a stranger". Passend zu dem etwas mystischen Song war Lena rund um die Augen dunkel geschminkt und trug einen schwarzen Einteiler mit einem breiten schwarzen Gürtel. Die drei Tänzerinnen und zwei Sängerinnen im Hintergrund steckten hingegen in hautengen silbernen Ganzkörperanzügen.

Anders als in den Jahren zuvor waren dieses Mal nur wenig folkloristisch geprägte Songs dabei. Viele Songs waren konventionelle Popnummern wie die des Schweden Eric Saade oder der aus Estland stammenden Getter Jaani, die zuvor ebenfalls hoch gehandelt worden war, aber nur den 24. Platz erreichte.

Die größte Unterhaltungsshow Europas wurde in 55 Länder übertragen, schätzungsweise rund 120 Millionen Fernsehzuschauer saßen vor den Bildschirmen. In der Arena jubelten etwa 36.000 Menschen den Sängern zu, viele schwenkten Fahnen und kamen kostümiert. Moderiert wurde die Show von Anke Engelke, Judith Rakers und von Lena-Mentor Stefan Raab.

Wie viele Punkte vergeben wurden, entschieden zu 50 Prozent das Fernsehpublikum und zu 50 Prozent eine nationale ESC-Jury. Für ihr eigenes Land konnten die Zuschauer nicht votieren. Unter anderem in Lenas Heimatstadt Hannover und in der ESC-Stadt Düsseldorf schauten tausende Fans bei Public-Viewing-Veranstaltungen das Finale.

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