Glinde. Politik genehmigt Einführung von Energiemanagementsystem in Glinde. Der Verbrauch in städtischen Gebäuden soll sinken.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Ab 2022 wird Glinde seine städtischen Gebäude wie zum Beispiel Schulen ausschließlich mit Ökostrom und -gas betreiben. Das hatte die Politik vor geraumer Zeit beschlossen. Um die Klimaziele zu erreichen, muss jedoch wesentlich mehr getan werden. Unter anderem gilt es, die Energieverbräuche in den kommunalen Liegenschaften weiter zu reduzieren – etwa durch bessere Dämmung. Helfen soll dabei im kommenden Jahr ein sogenanntes Energiemanagementsystem (EMS). Es dienst der systematischen und kontinuierlichen Erfassung, Steuerung, Darstellung und fortlaufenden Verbesserung der energetischen Leistung. Dafür sprach sich der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz auf seiner jüngsten Sitzung aus. Das Projekt kostet 25.000 Euro. Von dieser Summe zahlt Glinde die Hälfte, generiert zudem Fördergeld.
Verwaltung arbeitet schon mit spezieller Software
„Jede Immobilie wird individuell inspiziert“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Es sei eine sehr kleinteilige Ebene. „Mittel- bis langfristig wollen wir eine Gebäudeleittechnik implementieren samt elektronischer Auslesung der Zählerstände. Man könne Heizungsanlagen auch zentral steuern, davon sind wir weit entfernt.“ Das Energiemanagementsystem umfasst auch die Außen- und Straßenbeleuchtung. Eine spezielle Software benötigt die Verwaltung nicht, arbeitet bereits mit einer solchen. „Was wir nun machen, ist mehr als das Erstellen einer Energiebilanz. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz“, so Zug.
Um die Zähler in die EMS-Software einzugeben, wird ein externer Dienstleister beauftragt. Die personellen Ressourcen im Rathaus sind begrenzt, Mitarbeiter in anderen Projekten involviert wie den Neubau einer Mensa an der Grundschule Tannenweg. Für das Energiecontrolling, eine Säule des EMS, werden aber Bauingenieure und Architekten, die bei der Stadt beschäftigt sind, zuständig sein.
Die Probleme zu erfassen, ist die eine Sache, Konsequenzen daraus zu ziehen eine andere. Soll heißen: Glinde muss Geld in die Hand nehmen, um Gebäude energetisch auf Vordermann zu bringen – oder welche abzureißen und zu ersetzen, weil es wirtschaftlicher ist. So sieht es auch die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke: „Eine Begutachtung ergibt nur Sinn, wenn wir dann auch investieren.“ Ähnlich argumentiert CDU-Fraktionschef Rainer Neumann: „Klimaschutz geht nicht ohne entsprechende Kosten. Natürlich müssen wir die finanziellen Ressourcen der Stadt dabei im Blick haben.“ Isolierungsmaßnahmen seien aber langfristig effizienter.
Gebäudeleittechnik zuerst im Schulzentrum am Oher Weg
Für die Gebäudeleittechnik hat sich die Verwaltung schon ein Pilotprojekt ausgeguckt. Dabei handelt es sich um das Schulzentrum am Oher Weg mit der Schadstoffsanierung. Auch ein Mensa-Neubau und die Erneuerung der Räume für Naturwissenschaftsunterricht stehen dort an.
Dass Glinde Tempo beim Klimaschutz macht und die Reduktion von Treibhausgasemissionen mit konkreten Vorschlägen und Aktionen forciert, kommt nicht von ungefähr. Im August 2020 stellte die Stadt mit Lisa Schill eine Fachkraft für das Thema ein, die mit externer Hilfe ein integriertes Klimaschutzkonzept erarbeitet. Einen Entwurf präsentierte sie im September der Politik, beschrieb Handlungsfelder und schlug 30 Maßnahmen vor.
Dazu zählen der Bau von Solaranlagen auf städtischen Immobilien, eine Kampagne, um auch private Haushalte von der Umrüstung zu überzeugen, die Reaktivierung eines ökologischen Erlebnispfads, Ausbau der Quartiersmobilität durch Car- und Bikesharing und ein Mobility Hub im Zentrum der rund 19.000 Einwohner zählenden Stadt.
Bund bezuschusst Stelle im Glinder Rathaus
Spätestens im Januar soll das Klimaschutzkonzept laut Zug von der Politik abgesegnet werden. Schills vorerst befristete Stelle wird vom Bund mit 65 Prozent bezuschusst. Expertin und Konzept samt Hilfe von Unternehmen kosten bis 2022 rund 200.000 Euro. Das Klimaschutzmanagement kann bis 2025 vom Projektträger mit dem Namen Jülich finanziell unterstützt werden, die Antragsunterlagen wird Glinde demnächst einreichen.
Bürgermeister Zug ist mit Schills Wirken sehr zufrieden. Er sagt: „Sie hat die Anforderungen erfüllt.“ Später soll die Stelle entfristet werden. Glinde würde die Personalkosten dann komplett übernehmen. Davor sollen aber noch zahlreiche Klimaschutzaktionen umgesetzt werden. Die Einführung des Energiemanagementsystems ist eine davon.