Glinde. Neue Fachkraft im Rathaus erarbeitet mit externer Hilfe integriertes Konzept. Entwurf soll Politik im August 2021 präsentiert werden.
Es war ein Beschluss mit symbolischem Charakter, als die Glinder Stadtvertretung im Oktober vergangenen Jahres die Eindämmung des Klimawandels zur Aufgabe von höchster Priorität erklärte. Inzwischen hat das Thema so richtig Fahrt aufgenommen in der rund 19.000 Einwohner zählenden Stadt im Süden des Kreises Stormarn. Eine in der Verwaltung angestellte Managerin hat den Dienst angetreten, die für die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts zuständig ist. Zudem wurde ein spezieller Ausschuss gegründet. Auch außerhalb von Verwaltung und Politik sind Menschen aktiv. So haben drei Frauen eine Initiative installiert, die Mitbürger animiert, ihr Verhalten für eine bessere Umwelt zu überdenken.
Regionale Bietergemeinschaft erhielt Zusage
Dass Glinde Ernst macht in Sachen CO 2 -Reduktion, dafür ist im Rathaus seit August Lisa Schill zuständig. Die 28-Jährige konnte sich gegen 30 Mitbewerber durchsetzen und hat eine Vollzeitstelle als Klimaschutzmanagerin. Diese ist vorerst befristet und wird mit 65 Prozent vom Bund bezuschusst. Das soll sich aber spätestens 2025 ändern. Die gebürtige Flensburgerin hat Nachhaltigkeits- und Umweltwissenschaften studiert, war zwei Jahre in Neuseeland und begleitete dort ein Projekt, bei dem es um ein Verbot von Plastiktüten ging. Berufliche Erfahrung sammelte sie bereits beim Umweltschutzamt in Kiel.
Schill erstellt unter anderem eine Energie- und Treibhausgasbilanz, stellt klimarelevante Themen in den politischen Gremien vor. Am kommenden Donnerstag präsentiert sie im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz einen Sachstandsbericht und gibt den Vertretern der Parteien Auskunft über den Kooperationspartner, der beim Konzept unterstützt. Die Zusage erhielt eine regionale Bietergemeinschaft, bestehend aus dem Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (Zebau) und der Averdung Ingenieurgesellschaft. Schill hat das Projekt bereits dem Zweckverband Südstormarn sowie dem Wirtschaftsverband VSW erläutert.
Schills Engagement wird in höchsten Tönen gelobt
Die Berater haben nach dem Auftaktgespräch am 21. Oktober die Arbeit aufgenommen, Schill begann damit, Daten zu sammeln – zum Beispiel, wie viel Energie die städtischen Gebäude verbrauchen. Sie sagt: „Wir tauschen uns regelmäßig aus, sind binnen eines Jahres fertig.“ Bürgermeister Rainhard Zug will der Politik im kommenden August einen Entwurf vorlegen. Im September oder Oktober soll die Stadtvertretung das Klimaschutzkonzept beschließen. Expertin und das Werk inklusive Hilfe von dem externen Dienstleister kosten bis 2022 rund 200.000 Euro.
Brigitte Mattigkeit von der Glinder Klimaschutzinitiative lobt Schills Wirken in höchsten Tönen. „Bei unserem Gründungstreffen im August war sie gerade im Amt und gleich dabei. Frau Schill ist sehr hilfsbereit“, berichtet die Seniorin. Mattigkeit, die auch Ortschefin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist, hat die Gruppe zusammen mit zwei Frauen aufgebaut. Die Aufgaben sind klar verteilt: Daniela Andersch fungiert in erster Linie als Netzwerkerin. Sie hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg gemacht, aus dieser Zeit noch viele Kontakte zu Institutionen und Personen, die sich mit Umweltschutz befassen. Dagmar Coordts organisiert und plant Aktionen, während Mattigkeit die Verbindung ins Rathaus und damit auch zum Bürgermeister sowie der Klimaschutzmanagerin hält.
Öffentliche Beteiligung des Konzepts beginnt bald
Jene holte bei der Stadtradeln-Aktion im September ein Elektro-Lastenbike des ADFC-Kreisverbands für fünf Tage nach Glinde. Bürger konnten es kostenlos leihen. „Das Rad wurde leider nur sehr verhalten angenommen“, sagt Schill. Sie hofft auf eine bessere Auslastung im kommenden Frühjahr. Dann soll das für Großeinkäufe prädestinierte Gerät erneut für einen noch nicht bestimmten Zeitraum den Glindern gratis zur Verfügung stehen.
Schill holt auch Informationen zu Anträgen von Parteien ein, hat bereits Solar- und Gründachkataster-Anbieter zwecks Preisgestaltung kontaktiert. Und sie intensiviert die Zusammenarbeit mit den Klimaschutzmanagerinnen der Nachbarkommunen Reinbek und Wentorf. Am Mittwoch, 16. Dezember, beginnt mit einem Wochenmarkt-Auftritt die öffentliche Beteiligung des Klimaschutzkonzepts. Dann geht es mit einer Online-Befragung sowie einer Mitmach-Postkartenaktion weiter.
Reinbek hat bereits seit 2017 ein Klimaschutzkonzept
Im kommenden Jahr sind Glinder aufgerufen, Ideen bei Workshops einzubringen. „Es hat sich viel bewegt in den vergangenen Monaten. Was wir machen, ist schlüssig und folgt einem roten Faden. Und es freut mich, dass Politik und bürgerliches Engagement beim Klimaschutz zusammenkommen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Vorreiter in der Region ist Glinde allerdings nicht. Reinbek verfügt bereits seit 2017 über ein Klimaschutzkonzept mit definierten Maßnahmen.
Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz Glinde, Donnerstag, 3. Dezember, 19 Uhr, Marcellin-Verbe-Haus (Markt 2).