Ahrensburg. Wie CDU-Kandidat Thomas Schreitmüller ankommt, was er gefragt wird und welche Rolle der Bund spielt – ein Ortstermin auf dem Rondeel.

Es ist Sonnabendmorgen, zehn Uhr, auf dem Ahrensburger Rondeel. Trotz regnerischen Wetters herrscht reges Treiben. Zahlreiche Leute tragen ihre Taschen mit den Einkäufen vom Wochenmarkt, der zeitgleich auf dem Rathausplatz stattfindet, andere eilen in die umliegenden Geschäfte. Der Sonnabend auf dem Rondeel ist seit Jahrzehnten ein Pflichttermin für jeden Wahlkämpfer in der Schlossstadt.

Wird der Bundestrend zur Bürde für Ahrensburger Bürgermeisterkandidaten?

Das weiß auch Thomas Schreitmüller. Der 53 Jahre alte amtierende Barsbütteler Bürgermeister möchte im Mai 2022 als Nachfolger von Michael Sarach den Spitzenposten im Rathaus seiner Heimatstadt übernehmen. Für den Stimmenfang auf dem Rondeel hat sich der gelernte Verwaltungsfachangestellte etwas Besonderes ausgedacht: Ahrensburger können ihre Wünsche und Ideen auf Notizzettel schreiben. Die Lübecker Illustratorin Martina Grigoleit erstellt daraus auf einer Flipchart nach und nach ein „Stimmungsbild“ für Ahrensburg.

Schreitmüller möchte sich Poster mit Bürgerwünschen ins Büro hängen

„Die Idee ist, dass am Ende eine Art grafischer Fahrplan für meine Amtszeit entsteht“, sagt Schreitmüller, der selbst parteilos ist, aber von der CDU unterstützt wird. Wenn er sich gegen seine Mitbewerber Christian Schubbert (Grüne) und Eckart Boege (SPD) durchsetzen kann, möchte der 53-Jährige sich das Werk in sein Büro hängen, „um die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger stetig vor Augen zu haben.“ Graphic Recording nennt sich das Dokumentieren von Ideen in zeichnerischer Form. „Normalerweise mache ich das im Wirtschaftskontext, etwa bei Tagungen“, sagt Grigoleit. Die Idee kommt an. „Die Aktion ist mal was Anderes“, sagt Michael Thielemann. „Parkplätze erhalten“, hat der Ahrensburger aufgeschrieben.

Pläne zum Abbau von Parkplätzen bereiten vielen Sorge

Nun verfolgt er fasziniert, wie Martina Grigoleit zwischen eine Schaukel und eine Wippe, die für neue Spielplätze stehen, den Bahnhof und zwei Fahrräder aus wenigen Strichen ein Auto und daneben ein Parkplatzschild zaubert. Von Schreitmüller wünscht er sich, dass dieser den Abbau weiterer Stellflächen im Zentrum verhindert. „Besonders die Pläne der Grünen, die Plätze an der Hamburger Straße und der Hagener Alle zu streichen, sehe ich kritisch“, sagt Thielemann. Er sei in einem Alter, da könne er vieles nicht mehr per Fahrrad erledigen. Das Auto dürfe nicht verdammt werden. „Ich denke, dass wir die Stellflächen erhalten müssen, gerade, weil die Innenstadt auf die Kunden von weiter weg angewiesen ist“, antwortet Schreitmüller. Die Parkplatzfrage ist eines der dominierenden Themen an diesem Vormittag auf dem Rondeel, und Schreitmüllers Haltung wird von vielen Bürgern geteilt.

Immer wieder ist CDU-Kanzlerkandidat Laschet Thema

Weniger recht dürfte dem 53-Jährigen das andere bestimmende Thema auf dem Rondeel gewesen sein: Kanzlerkandidat Laschet und die schlechten Umfragewerte der CDU im Bund. Immer wieder wird Schreitmüller damit konfrontiert, warum die Union den Rheinländer nicht doch noch durch Söder ersetze. Laschet sei ungeeignet, die CDU mit ihm nicht wählbar. Hier scheint es zur Belastung für Schreitmüller zu werden, dass Bundestag und Bürgermeister am selben Tag gewählt werden. Nachteilig kommt hinzu, dass der 53-Jährige sich seinen Wahlkampfstand mit den Christdemokraten teilen muss, die parallel um Stimmen für die Bundestagswahl werben. Und so ist Schreitmüller wiederholt damit beschäftigt, sich von dem CDU-Chef zu distanzieren. Immer wieder betont er, dass er als parteiloser Bewerber antrete, gerät dadurch in die Defensive.

Radwege und Erreichbarkeit der Verwaltung wichtige Kritikpunkte

Thomas Schreitmüller im Gespräch mit Kristel Brackenwagen. Die Ahrensburgerin ärgert sich über die schlechte telefonische Erreichbarkeit der Verwaltung.
Thomas Schreitmüller im Gespräch mit Kristel Brackenwagen. Die Ahrensburgerin ärgert sich über die schlechte telefonische Erreichbarkeit der Verwaltung. © HA | Filip Schwen

Punkten kann Schreitmüller hingegen bei stadtpolitischen Themen. „Ich wohne im Hagen. Die Fahrradwege dort sind uneben und eng und alles in allem eine Katastrophe“, sagt Kristel Brackenwagen. Die Seniorin hat gleich mehrere Anliegen, die sie dem Kandidaten vortragen möchte. „Die Erreichbarkeit der Verwaltung ist ein großes Manko“, sagt sie. Es nehme nie jemand den Hörer ab. „Ich habe mich deswegen schon beim Personalrat beschwert“, so die Seniorin.

Bei stadtpolitischen Themen kann der CDU-Kandidat überzeugen

Der gebürtige Ahrensburger Schreitmüller, der seit kurzem wieder in der Schlossstadt lebt, schildert dann gern eigene Erlebnisse aus seinem Alltag. Die Botschaft: Vieles nehme er als Bürger selbst wahr, er werde nachbessern, wenn er erstmal im Rathaus sitze. Für jedes Gespräch nimmt sich Schreitmüller ausführlich Zeit, andere müssen warten, auch wenn der Kandidat als Gesprächspartner begehrt ist. Der 53-Jährige will zuhören. Als Kristel Brackenwagen geht, ist sie zufrieden. „Der Herr Schreitmüller ist nach heute mein Kandidat“, sagt die Ahrensburgerin. Sie sei angenehm überrascht, wie bodenständig er sei.

Auch prominente Schlossstädter wollen sich am Wahlkampfstand informieren

Auch prominente Gesichter lassen sich an Schreitmüllers Wahlkampfstand erhaschen. Der Ahrensburger Kabarettist Horst Schroth ist mit seiner Frau Elke gekommen. Auch sie klagen über die schlechte Erreichbarkeit der Verwaltung. Ob es zu wenig Personal im Rathaus gebe, wollen sie wissen. „Auch in der Verwaltung gibt es einen Fachkräftemangel“, führt Schreitmüller daraufhin aus und verspricht: „Ich möchte das Rathaus als Arbeitgeber attraktiv machen, um dem entgegenzuwirken.“

Schreitmüller zieht positive Bilanz: Bürgermeisterwahl bleibt Personenwahl“

Ob Schreitmüller sie überzeugt hat, wollen die beiden nicht verraten. „Auch mit dem Herrn Schubbert hatten wir ein gutes Gespräch“, sagen sie. Schreitmüller hingegen zieht eine positive Bilanz des Wahlkampftages: „Natürlich spielt die Bundestagswahl eine Rolle“, sagt er, betont aber: „Am Ende ist und bleibt die Bürgermeisterwahl eine Personenwahl und Bundestrends haben da nur begrenzten Einfluss.“