Barsbüttel. Bürgermeister will Rathauschef in Ahrensburg werden. Politiker machen sich Gedanken über Nachfolge. CDU strebt Konsenskandidaten an.
Thomas Schreitmüller (52) plant den Absprung. Barsbüttels Verwaltungschef will am 1. Mai 2022 ins Ahrensburger Rathaus wechseln, wurde von der CDU als Kandidat für die Bürgermeisterwahl auserkoren. Das hatte diese Zeitung vor Kurzem exklusiv berichtet. In seinem jetzigen Umfeld machen sich einige Politiker schon Gedanken über eine mögliche Nachfolge und darüber, ob ihre Partei eigene Bewerber ins Rennen schickt. Hinter den Kulissen gibt es Spekulationen. Und eine Person aus dem Stormarner Süden mit reichlich Verwaltungserfahrung scheint zumindest nicht abgeneigt zu sein. Ernst wird es allerdings erst im Herbst 2021 nach dem Votum in der Schlossstadt, sollte es Schreitmüller tatsächlich schaffen.
Klaus-Jürgen Krüger favorisiert eine Frau aus der Wirtschaft
Davon geht zumindest Klaus-Jürgen Krüger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD in Barsbüttel, aus. „Die Vita spricht für ihn“, sagt der Politiker und berichtet, dass sich seine Partei noch nicht über das Thema Nachfolge unterhalten hat. Seiner Meinung nach wird es nicht leicht, einen adäquaten Ersatz zu finden. „In Sachen Attraktivität ist Barsbüttel nämlich nicht im obersten Drittel angesiedelt“, so Krüger und deutet damit auf das Einkommen des Verwaltungschefs hin. In Nachbarstädten wie Reinbek oder Glinde ist die Position wegen der höheren Einwohnerzahl besser dotiert.
Der Sozialdemokrat kommt mit Schreitmüller gut zurecht, in Vorbesprechungen zum Planungsausschuss, dessen Vorsitzender er ist, duzen sich die beiden Männer. Anders ist das bei öffentlichen Gremiumssitzungen. Krüger sagt über eine Neubesetzung an der Rathausspitze: „Die Person muss Visionen haben, wie sich unsere Gemeinde entwickeln soll.“ Er habe Vorstellungen und eine Frau ins Auge gefasst, die in Barsbüttel in der Wirtschaft tätig sei. Einen Namen will er nicht nennen. Auch habe es kein Gespräch gegeben, um herauszufinden, ob die Betroffene interessiert sei.
Henri Schmidt sucht gemeinsamen Nenner mit Fraktionschefs
Über den Flurfunk des Rathauses wird Henri Schmidt, seit 2018 Fraktionsvorsitzender der CDU, ins Spiel gebracht. Das wurde unserer Redaktion aus dem Umfeld mitgeteilt. Der 37-Jährige ist seit 2004 Parteimitglied und leitete früher das Büro des Wandsbeker Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke, der von 2002 bis 2017 die Interessen Hamburgs in Berlin vertrat. „Das ehrt mich zwar, kommt aber nicht infrage“, sagt Schmidt allerdings. Der Zeitpunkt ist für ihn zu früh. „In zehn Jahren würde ich es gern machen.“ Der Christdemokrat ist Mitglied der Geschäftsleitung eines amerikanischen IT-Unternehmens mit 700 Beschäftigten in Deutschland und glücklich mit seinem Job.
Er habe damit gerechnet, dass der Tag komme, an dem Schreitmüller eine neue Herausforderung suche. „Wir haben einen sehr guten Bürgermeister“, so Schmidt. Und er würde ihn ungern gehen lassen. Bei der Suche nach einem Kandidaten würde er sich mit den anderen Fraktionschefs austauschen und das Ziel verfolgen, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. „Allerdings hat die CDU Interesse, dass diese Person unserer Partei nahe steht.“
Sven Noetzel wollte 2016 Bürgermeister von Bargteheide werden
Das würde zum Beispiel auf Sven Noetzel zutreffen, der Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten in Bergedorf und seit neun Jahren Bauamtsleiter in Reinbek ist. Vor seiner Zeit in Stormarn war der 48-Jährige beruflich als Leiter des Zentrums für Wirtschaftsförderung Bauen und Umwelt in Wandsbek tätig. Er hat also reichlich Verwaltungserfahrung, kennt sich in der Region bestens aus – und wollte 2016 Bürgermeister in Bargteheide werden. Nominiert hatte ihn die CDU, allerdings verlor Noetzel die Wahl gegen Birte Kruse-Gobrecht deutlich. Die frühere Stormarner Gleichstellungsbeauftragte kam auf 63,4 Prozent der Stimmen.
„Herr Noetzel wäre eine Option“, sagt Schmidt. Er habe sich mit der Personalie aber noch nicht beschäftigt. Doch wäre der Bauamtsleiter überhaupt bereit, als Bürgermeisterkandidat in Barsbüttel anzutreten? Dort würde er eine Gehaltsstufe höher eingruppiert. „Es hat noch keine Gespräche gegeben, uninteressant wäre der Posten aber nicht“, sagt Reinbeks Bauamtsleiter.
Thomas Schreitmüllers dritte Amtsperiode endet offiziell 2025
Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), stärkste politische Kraft in der 13.883 Einwohner zählenden Gemeinde, beschäftigt sich noch nicht mit Personen, sagt Fraktionschef Rainer Eickenrodt. „Und ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass wir einen eigenen Kandidaten aufstellen.“ Sein Pendant von den Grünen, Angela Tsagkalidis, wäre „sehr traurig“, wenn sich Schreitmüller aus Barsbüttel verabschiedet. „Ich mag ihn sehr und wünsche mir deshalb, dass er es in Ahrensburg schafft.“ Für die Neubesetzung präferiert sie einen Menschen, der nicht in Barsbüttel lebt und bereits Bürgermeister ist. Tsagkalidis: „Wir haben in der Fraktion darüber geredet und sind zum Schluss gekommen, dass es gut wäre, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.“
Schreitmüller ist seit 2007 Barsbütteler Verwaltungschef. Er wuchs in Ahrensburg auf und engagierte sich für die CDU, ist aber mittlerweile ausgetreten. Nach der Verwaltungslehre in Großhansdorf und Leitung des dortigen Bauamts wurde er 2000 Bürgermeister in Tangstedt. Seine dritte Amtszeit in Barsbüttel endet offiziell 2025. Kommendes Jahr entscheiden die Ahrensburger also auch, ob die Bürgermeisterwahl in Barsbüttel vorgezogen werden muss.