Wentorf. Die Bürgermeisterwahl in Wentorf ist erst im September 2022. Aber schon jetzt gibt es zwei Kandidaten für das Amt.

Noch ist die nächste Wahl zum Bürgermeister in Wentorf ein knappes Jahr hin, doch die ersten Kandidaten haben schon ihren Hut in den Ring geworfen. Der amtierende Bürgermeister Dirk Petersen (64) hat angekündigt, für eine erneute Amtszeit zur Verfügung zu stehen. „Ich habe Freude an meiner Arbeit und möchte in weiteren sechs Jahren begonnene Projekte, wie den Feuerwehrneubau, die Schaffung neuer Kitaplätze sowie die dringend notwendigen Erweiterungen der Grundschule und des Gymnasiums zum Abschluss bringen“, sagt Petersen.

Es läuft nicht gut zwischen Verwaltung und Politik in Wentorf

Mit ihm kandidiert der derzeitige Bürgervorsteher Lutz Helmrich (CDU) um den obersten Verwaltungsposten, „um es besser zu machen, wie es jetzt läuft“, sagt Helmrich. Denn dass es nicht ganz rund läuft zwischen Politik und Verwaltung, das ist bekannt – und auch in der Bevölkerung angekommen.

Claus Gossler (83) lebt seit 45 Jahren in Wentorf und beobachtet die Entwicklung der Gemeinde mit Sorge. Hintergrund sind die offenen Zwistigkeiten zwischen Politik und Verwaltung, die dazu führen, dass es in Wentorf nicht voran geht. Die Schuld sucht Gossler beim Rathauschef selbst. „In meinen Augen macht der Bürgermeister keinen guten Eindruck als oberster Verwaltungschef.“ Er hofft auf die Bürgermeisterwahl im September 2022.

Die Führung der rund 110 Verwaltungsmitarbeiter traut sich der Diplom-Kaufmann zu

Einer, der meint, „es besser zu können“, ist Lutz Helmrich. Der 54-Jährige ist seit zwei Jahren Bürgervorsteher, kennt die Sorgen, Nöte und Wünsche der Wentorfer gut. „Da ist eine Kandidatur als Bürgermeister nur ein folgerichtiger Schritt“, sagt Helmrich.

Die Führung der rund 110 Verwaltungsmitarbeiter traut sich der Diplom-Kaufmann zu: „Ich habe 20 Jahre als Sanierungs- und Insolvenzverwalter gearbeitet, habe Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern geführt und kann mich gut auf Menschen einstellen“, sagt der gebürtige Buchholzer.

Helmrich hat zwei Testzentren in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft

2008 zog er mit seiner Familie nach Wentorf, die Heimat seiner Frau. Hier gehen seine zwei Kinder (11 und 15) aufs Gymnasium, hier engagiert er sich seit neun Jahren als Gemeindevertreter, hier ist er Zuhause. „Eine tolle Gemeinde, die ­finanziell gut da steht. Nur leider werden politische Beschlüsse zu zögerlich umgesetzt“, sagt Helmrich. Das würde er sofort ändern.

Zögerlich ist der Zweimetermann nicht: Innerhalb weniger Tage hat er das Testzentrum an der Hauptstraße aus dem Boden gestampft, das er neben einem zweiten in Bergedorf führt. Anpacken und sich trotzdem als Rathauschef dem politischen Willen beugen, das ist für Helmrich kein Widerspruch: Mit diesen Grundsätzen bin ich aufgewachsen“, sagt Helmrich. Sein Vater Herbert Helmrich war ein politisches Schwergewicht in Bonn und Schwerin.

Helmrich wirbt bei den Grünen um Unterstützung

Diesen Donnerstag wirbt Lutz Helmrich bei den Grünen um Unterstützung für die Wahl. Die Grünen sind auf Bürgermeister Petersen nicht sonderlich gut zu sprechen. Petersen, zuvor langjähriger Mitarbeiter der Hamburger Verbraucherzentrale, ist zwar mit ihrer Hilfe ins Amt gekommen, ist dann aber nach Differenzen aus der Partei ausgetreten. „Die Zusammenarbeit ist schwierig“, gibt Grünensprecher Holger Bartsch offen zu.

„Als Politiker habe ich oft das Gefühl, dass der Rathauschef die Entscheidungen selber trifft.“ Dabei sei seine Aufgabe, die Verwaltung zu führen und die Beschlüsse der Politik umzusetzen. „Wir hören jetzt, was Lutz Helmrich uns anzubieten hat, schließen aber nicht aus, einen eigenen Kandidaten aus dem Hut zu zaubern“, sagt Bartsch.

Bürgermeister Petersen weist alle Vorwürfe zurück

Die Vorwürfe der Politik weist ­Petersen zurück: „Wenn die Stimmung im Rathaus schlecht ist, dann liegt das an zu hohen Ansprüchen der Politiker. Dass wir hier alles für die Gemeinde tun, wird in meinen Augen zu wenig gewürdigt. Ich wünschte mir von der Politik mehr Verständnis“, sagt Petersen.

Die Fronten zwischen Verwaltung und den beiden größten Fraktionen sind verhärtet. So verhärtet, dass der Streit jetzt auch juristisch ausgetragen wird.

SPD will eine Frau zur Wahl stellen – aber noch fehlt die geeignete Kandidatin

„Ein Kandidat mit einem ausgleichenden Wesen muss her“, sagt Jan-Christoph Schultchen, Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes. Am liebsten würden die Genossen eine Frau zur Wahl stellen, lediglich an geeigneten Kandidatinnen mangelt es noch. Für Vorschläge und Bewerbungen sind die Genossen offen. Verwaltungserfahrung sei laut Schultchen kein Muss: „Gute Stimmung im Rathaus zu machen ist wichtiger als hartes Handwerk.“

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Einen eigenen Kandidaten wird die FDP nicht ins Rennen schicken, sagt Sprecher Kristof Jahn. „Das Thema Bürgermeisterwahl hat für uns derzeit keine Priorität. Die Schaffung dringend notwendiger Kitaplätze brennt uns viel mehr unter den Nägeln“, sagt Jahn.

Auch die Fraktion Zukunft Wentorf hat bislang keine Präferenz für Helmrich oder Petersen: „Das ­Allerwichtigste für uns ist ein respektvoller Umgang zwischen Verwaltung und Politik, um Wentorf ­voranbringen zu können“, sagt Jens Gehring.