Wentorf. 52-Jähriger ist Andreas Heins Nachfolger und Experte für Zahlen.
Gestern schloss er zum ersten Mal sein Büro im Rathaus auf, der erste Termin für ein eisernes Brautpaar diese Woche ist auch schon verabredet: Lutz Helmrich (CDU) ist Wentorfs neuer Bürgervorsteher. Zwölf von 22 Gemeindevertretern haben ihm jetzt ihre Stimme gegeben. Er tritt die Nachfolge von Andreas Hein an, der im Juni überraschend gestorben war.
„Ich habe nicht laut Hurra, ich mach’s, gerufen“, erklärt der 52-Jährige. „Ich hätte eigentlich von zwei, drei anderen meiner Fraktion erwartet, dass sie antreten. Aber sie wollten nicht.“ In der Gemeindevertretung war er gerade erst für Andreas Hein nachgerückt. Daher habe er sich bereit erklärt. „Denn ich habe mein Büro jetzt im Haus, kann mir meine Zeit frei einteilen“, berichtet der selbstständige Steuerberater. Einen Gegenkandidaten habe es nicht gegeben und so sei er nicht überrascht gewesen, als es klappte.
Von Haus aus politisch
Dass er sich politisch engagiert, stand für den Familienvater allerdings außer Frage. „Ich bin von Haus aus sehr politisch“, erzählt er. Mit Unterbrechungen sei er seit 1983 in der Politik aktiv. Schon sein Vater Herbert Helmrich war Bundestagsabgeordneter für die CDU (1976 bis 1992), von 1992 bis 2001 Justizminister in Mecklenburg-Vorpommern. „Bei seinem ersten Wahlkampf 1976 war ich neun Jahre alt“, sagt sein Sohn. „Der hat mich geprägt.“ Auch in der Wahlperiode zuvor war Lutz Helmrich von September 2015 bis Mai 2018 Gemeindevertreter.
Viele Wentorfer kennen ihn auch, weil er und seine Frau, die Lerntherapeutin Nicola Helmrich-Krüger, zweimal versucht haben, in Wentorf eine Privatschule zu gründen: Dies scheiterte daran, dass man sich mit den Immobilieneigentümern nicht einigen konnte.
Das Interesse des Ehepaars an einer privaten, verlässlichen Schule rührte nicht allein daher, dass sie Eltern eines heute 13-jährigen Sohnes und einer neunjährigen Tochter sind oder daher, dass Nicola Helmrich-Krüger als Lerntherapeutin weiß, dass viele Kinder eine besondere Förderung brauchen. Auch ihr Mann kennt sich mit Spezialbegabungen aus. Gesegnet mit einem Intelligenzquotienten von 138 und einer mathematischen Hochbegabung ist er zudem Legastheniker. Das Schreiben vermeidet er, wo er kann. Doch er litt niemals unter seiner Schreibschwäche: „Ich hatte ein ziemlich dickes Fell.“ Als seine Mitschüler ihn wegen seiner ersten 6 trösten wollten, lachte er nur.
An erster Stelle steht die Feuerwehr
Klar ist für ihn heute auch: „Wenn ich nichts bewegen wollte, würde ich ein solches Amt nicht antreten.“ An erster Stelle steht für ihn die Feuerwehr. Bisher ist die Entscheidung Ertüchtigung der alten oder Neubau einer neuen Feuerwehr noch nicht gefallen. Doch er hat sich von der Idee eines Umbaus wegen der Wirtschaftlichkeit mittlerweile verabschiedet. An zweiter Stelle steht der Straßenausbau in Wentorf. „Auch das wird teuer, denn wir haben keine Ausbaubeiträge mehr“, sagt der Finanzexperte. Andererseits ist er zuversichtlich, was die Gemeindefinanzen angeht. „Seit 2014 warnt die Verwaltung stets, wir würden in drei Jahren pleite sein“, berichtet er. „Aber zwischen Anfang 2014 und 2019 sind unsere liquiden Mittel von 10,4 auf 18,8 Millionen Euro gestiegen.“ Beste Voraussetzungen, um etwas zu bewegen.