Bad Oldesloe. Wer will, kann seine fünf bis elf Jahre alten Kinder nun impfen lassen. Wie Termine gebucht werden können, was Kinderärzte raten.

Bei der Zahl der Corona-Impfungen steht Schleswig-Holstein aktuell gut da. 2.152.607 Menschen sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) mit Stand 9. Dezember zweimal geimpft. 650.154 Personen haben im nördlichsten Bundesland bislang auch eine dritte Dosis erhalten. Beim Anteil vollständig Geimpfter liegt Schleswig-Holstein mit 74 Prozent auf dem vierten Rang, nach Bremen, dem Saarland und Hamburg.

Während Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren bereits seit einiger Zeit die Möglichkeit haben, sich immunisieren zu lassen, wurden jüngere Kinder bislang nicht geimpft. Das soll sich ab der kommenden Woche ändern: Am Dienstag, 14. Dezember, öffnet Schleswig-Holstein seine Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) plant neben der Möglichkeit einer Immunisierung in den Kinderarztpraxen verschiedene Angebote in den Impfzentren des Landes und bei offenen Aktionen. Das Abendblatt beantwortet zum Start die wichtigsten Fragen.

Wo gibt es Impfungen für Kinder in Schleswig-Holstein?

An der Impfkampagne für Kinder beteiligen sich sowohl die meisten Kinder- und Jugendarztpraxen, als auch die neuen Impfzentren des Landes. Darüber hinaus wird es verschiedene Angebote ohne vorherige Terminvereinbarung geben, ähnlich, wie es bislang bei den Jugendlichen und Erwachsenen der Fall war.

Von Dienstag, 14. Dezember, an sind zunächst landesweit offene Impfaktionen an täglich je zwei Standorten geplant. Der bislang einzige Termin in Stormarn ist für Sonnabend, 18. Dezember, in der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule (Soltausredder 28) in Barsbüttel geplant. Dort wird von 9.30 bis 17 Uhr ohne Anmeldung geimpft. Die weiteren Termine an anderen Orten sind unter www.impfen-sh.de einsehbar.

Am Sonntag, 19. Dezember, und am Sonntag, 9. Januar, sind zudem gesonderte „Kinderimpftage“ in allen Impfzentren des Landes, ausgenommen derjenigen in Norderstedt und in der Holsten-Galerie in Neumünster, geplant. Hierfür müssen Termine gebucht werden. Geimpft wird zwischen 10 und 16 Uhr. Am Donnerstag, 23. Dezember, starten die regulären Impfungen in den Impfzentren. Fortan sind wöchentlich die Zeitfenster dienstags und donnerstags von 17.30 bis 19.30 Uhr für die Immunisierung von Kindern vorgesehen. Am 23. Dezember werden bereits ab 15.30 Uhr Kinderimpfungen angeboten.

Wie kann ich einen Termin für mein Kind buchen?

Die Kindertermine in den Impfzentren werden, wie diejenigen für Erwachsene, über die Seite www.impfen-sh.de vergeben. Dort können Eltern einen Termin für ihre Kinder buchen. Die Buchung wird am Donnerstag, 16. Dezember, freigeschaltet. Auch die Termine für die beiden Sonderimpftage am 19. Dezember und 9. Januar können hier vereinbart werden. Dabei gibt es eine Besonderheit: Eltern, die ihr Kind begleiten, können ebenfalls geimpft werden, ohne dafür einen separaten Termin gebucht haben zu müssen.

Wie werden die Zweitimpfungen organisiert?

Bei der Buchung wird der Termin für die zweite Impfung direkt mit vergeben. Die zweite Dosis wird drei Wochen nach der Erstimpfung verabreicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Fünf- bis Elfjährige einen Abstand von drei bis sechs Wochen zwischen der ersten und zweiten Dosis.

Welcher Impfstoff kommt bei Kindern zum Einsatz?

Bislang ist in der Europäischen Union nur der Impfstoff Comirnaty der Unternehmen Biontech und Pfizer für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Mitgliedsstaaten die Zulassung nach einer Prüfung Ende November empfohlen. Das Vakzin ist allerdings nicht identisch mit jenem, das Jugendlichen und Erwachsenen gespritzt wird. Die Dosierung ist um ein Vielfaches geringer. Statt 30 Mikrogramm enthält eine Dosis für Kinder nur zehn Mikrogramm.

Empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung von Kindern?

Derzeit gibt es für Fünf- bis Elfjährige nur eine eingeschränkte Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO). Demnach sollten sich Kinder „mit verschiedenen Vorerkrankungen“ gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Liegen solche nicht vor, können Fünf- bis Elfjährige nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden, sofern ein individueller Wunsch der Kinder und Eltern oder Sorgeberechtigten besteht.

Die STIKO begründet das damit, dass für Kinder nach derzeitigem Wissensstand nur ein „geringes Risiko“ für eine schwere Erkrankung mit Covid-19 bestehe. „Zwar ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe sehr hoch, so dass man davon ausgehen kann, dass ohne Impfung ein Großteil der Fünf- bis Elfjährigen mittelfristig infiziert werden wird, allerdings verlaufen die meisten Infektionen asymptomatisch“, heißt es in einer Mitteilung der Impfkommission vom 9. Dezember.

Hinzu komme, dass das Risiko seltener Nebenwirkungen aufgrund der eingeschränkten Datenlage derzeit nicht eingeschätzt werden könne. Die schleswig-holsteinische Landesregierung begründet die Entscheidung, die Impfkampagne auch ohne Vorliegen einer generellen Empfehlung der STIKO für Kinder zu öffnen, damit, dass viele Eltern eine Immunisierung ihrer Kinder wünschten.

Auf Nachfrage dieser Redaktion sagt Marius Livschütz, Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums: „Es gibt ein berechtigtes Interesse von Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.“ Zudem sei der Impfstoff von Biontech/Pfizer für die Altersgruppe zugelassen. „Auf die bislang fehlende Empfehlung der STIKO weisen wir hin“, so Livschütz.

Was raten Kinderärzte?

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Schleswig-Holstein (BVKJ) folgt der Empfehlung der STIKO. „Kindern mit chronischen Vorerkrankungen raten wir dringend zur Impfung“, sagt Dr. Christian Thiel, Obmann des BVKJ für den Kreis Stormarn. Ebenfalls empfiehlt der Verband die Immunisierung von Fünf- bis Elfjährigen, die regelmäßig engen Kontakt zu Angehörigen einer Risikogruppe haben.

„Darüber hinaus ist es eine Ermessensentscheidung der Kollegen, ob sie auch impfen, wenn keines der Kriterien erfüllt ist“, sagt Thiel. Er selbst immunisiert in seiner Praxis in Ahrensburg auf Wunsch auch Kinder ohne Vorerkrankung. „Es ist richtig, dass das Risiko für eine schwere Erkrankung bei Kindern gering ist, aber aus meiner persönlichen Einschätzung heraus ist es dennoch größer als die Wahrscheinlichkeit, dass durch eine Impfung schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten“, sagt er.

Unabhängig davon appelliert Thiel eindringlich an alle Erwachsenen, die sich immunisieren lassen können, dies zu tun. „Ich ermutige alle Eltern, Erzieher und Lehrer dazu, sich impfen zu lassen, denn damit schützen Sie auch Ihre Kinder vor einer Infektion“, betont der Ahrensburger Mediziner.