Hamburg/Berlin. Selbst der Auktionator ist überrascht, was bei der Versteigerung geschah. Auch ein Hamburger Unternehmer wollte das ungewöhnliche Areal.

Es ist eine außergewöhnliche Immobilie, und ihre Versteigerung nahm einen ungewöhnlichen Verlauf: Ein mehr als drei Hektar großes Naturgrundstück auf Sylt inklusive See mit zwei Inseln wechselt für einen überraschend hohen Preis den Eigentümer. Zuvor hatte sich bei der Auktion eine Art Bietergefecht um das Areal gleich hinter dem Deich bei Keitum entwickelt.

„Es gab mehrere Bieter, drei davon haben es letztlich unter sich ausgetragen“, sagt Michael Plettner, Auktionator und Vorstand der Firma Deutsche Grundstücksauktionen AG in Berlin. Dort fand jetzt auch die Auktion statt, die drei Interessenten gaben ihre Gebote allerdings telefonisch ab. Dabei gingen sie gleich in die Vollen und ignorierten den Vorschlag des Auktionators, Gebote in 2000-Euro-Schritten abzugeben.

Sylt: Bietergefecht um Seegrundstück treibt Preis massiv in die Höhe

Stattdessen wurde der Preis mit jedem neuen Gebot gleich um 10.000 Euro, zuletzt 5000 Euro, nach oben getrieben. Ein Psycho-Trick, der finanzielle Stärke und große Entschlossenheit signalisiert. „Ein Bieter will den Konkurrenten damit zeigen, dass es ihm sehr ernst ist und dass die Mitbieter nicht damit rechnen sollten, das Objekt zum Schnäppchenpreis zu bekommen“, weiß Plettner aus jahrelanger Erfahrung.

Der Auktionator und der Eigentümer hatten ihrerseits etwas dafür getan, das Interesse an dem 33.500-Quadratmeter-Grundstück zu befeuern. „Es ist extrem schwierig, den Marktwert eines solchen Objekts zu ermitteln, weil Vergleichbares im Grunde nicht auf dem Markt ist.“ Plettner und der Anbieter entschieden sich daher für einen Mindestpreis von unter 10 Euro pro Quadratmeter. Aufgerufen wurde das außergewöhnliche Sylter Seegrundstück mit einem Mindestgebot von 250.000 Euro.

Sylt: So viel kostet den neuen Eigentümer das außergewöhnliche Grundstück

Zahlen muss der neue Eigentümer letztlich mehr als das Doppelte. Der frühere Eigner erhält 475.000 Euro, das Auktionshaus um die 34.000 Euro Aufgeld. Grunderwerbssteuer, Notar- und Grundbuchgebühren kommen noch obendrauf, also weitere mehr als 30.000 Euro. „So etwas kommt wirklich selten vor“, sagt Plettner über den immensen Abstand zwischen Mindest- und Zuschlagsgebot. Er glaubt, dass die Ursache auch „in der besonderen Auktionsdynamik“ mit drei fest entschlossenen Bietern liegt.

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Einer davon sei „ein Hamburger Unternehmer mit Immobilienbesitz in Keitum“ gewesen. Der Zuschlag allerdings ging an einen offensichtlich solventen Sylter. „Er will das Grundstück genauso nutzen wie der bisherige Eigentümer“, weiß Plettner. Als naturnahen Rückzugsort auf der bisweilen trubeligen Insel. Mehr ist auf dem See und an seinen Ufern auch gar nicht erlaubt.