Hamburg. Bei der Auktion stehen Immobilien auf Rügen, Usedom und Hiddensee zum Verkauf – und sanierungsbedürftige Schnäppchen ab 5000 Euro.
- Immobilien-Auktion im Reimarussaal der Patriotischen Gesellschaft beginnt am Donnerstag um 11 Uhr
- Ein reetgedecktes Haus mit drei Wohnungen auf Rügen wird zum Mindestgebot von 395.000 Euro angeboten
- Weitere Häuser und Grundstücke an der Ostsee werden versteigert
Die Preise für Häuser an der Ostseeküste und in deren Hinterland sind in den vergangenen zwei Jahren fast flächendeckend und teils deutlich gefallen. Mancherorts im zweistelligen Prozentbereich. Nun aber dreht sich der Trend, das zeigt eine aktuelle Studie. In besonders beliebten Regionen steigen die Preise wieder. Für Hamburgerinnen und Hamburger mit Geld auf der hohen Kante und Sehnsucht nach einem (Zweit-)Wohnsitz in eher ländlich-naturnaher Lage scheint es also ein günstiger Zeitpunkt zu sein, ihr Vorhaben zeitnah umzusetzen.
Auktion in Hamburg: Am Donnerstag werden Häuser an der Ostsee versteigert
Das Portfolio der örtlichen Makler abklopfen oder das Immobilienangebot in der Wunschregion selbst erkunden, sind die üblichen Wege, die zur Freizeitimmobilie führen. In Hamburg gibt es neuerdings eine weitere Möglichkeit, ein Haus oder eine Wohnung zu erwerben. Die Firma Norddeutsche Grundstücksauktionen (NDGA) veranstaltet in der Hansestadt regelmäßig Haus- und Grundstücksauktionen.
Die nächste findet Anfang September statt. Viele der Objekte, die dann unter den Hammer kommen, liegen in Mecklenburg-Vorpommern. Und hin und wieder ist das Mindestgebot überraschend niedrig. Selbst zwei Häuser im Osten für gerade mal 5000 Euro suchen neue Eigentümer.
Top-Objekt der Auktion: Das Reetdachhaus auf Rügen kostet ab 395.000 Euro
Die Top-Immobilie der Auktion am Donnerstag, 5. September (ab 11 Uhr) im Reimarussaal der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke spielt in einer anderen Preisliga. Mindestens 395.000 Euro soll das reetgedeckte Haus mit drei Wohnungen in Wiek auf Rügen dem Verkäufer einbringen. Für den künftigen Eigentümer kommen die Kauf-Nebenkosten und das Aufgeld für den Auktionator noch hinzu.
Das vermutlich 1997 errichtete Gebäude hat um die 240 Quadratmeter Wohnfläche und liegt auf einem 1100-Quadratmeter-Grundstück in Ostseenähe mit Erbbaurecht bis zum Jahr 2095. Viel spricht dafür, dass das Haus auf Rügen letztlich zu einem höheren als dem Mindestpreis den Besitzer wechselt. „Wir sind gut darin, hohe Preise für besonders begehrte Objekte zu erzielen“, sagt der NDGA-Vorstand und -Auktionator Kai Rocholl. Im Eifer des Bietergefechts können die Gebote sich auch mal in überraschende Höhen hochschaukeln.
Gut möglich, dass auch das Zweifamilienhaus nebst Bungalow in der Nähe des Kaiserbads Heringsdorf auf Usedom und eines Golfplatzes erheblich teurer verkauft wird als die mindestens geforderten 539.000 Euro.
Drei Dünengrundstücke auf Hiddensee werden zu Preisen ab 4000 Euro aufgerufen
Gleich zu Beginn der Versteigerung werden Positionen aufgerufen, die nur auf den ersten Blick ein Schnäppchen in Bestlage sind: Drei Grundstücke auf der Insel Hiddensee, zwischen 3700 und 8600 Quadratmeter groß, zum Preis zwischen 4000 und 6000 Euro. Der große Makel dieser Immobilien ist: Es handelt sich um Dünengrundstücke im Außenbereich. Der Besitzer darf dort absehbar noch nicht einmal ein Zelt aufschlagen.
Der Schwerpunkt auf Immobilien im Osten kommt nicht von ungefähr: Die NDAG hat ihren Sitz in Rostock. Dort fanden auch die je vier Auktionen pro Jahr lange Zeit statt, bevor sie im März dieses Jahres nach Hamburg verlegt wurden. „Wir haben Interessenten aus ganz Norddeutschland und wollen an einem zentralen Ort präsent sein“, sagt Rocholl. Für das Unternehmen ging die Rechnung auf. „Bei der Frühjahrs- und der Sommerauktion lag die Verkaufsquote bei 98 Prozent. Das ist ein absoluter Topwert. Ich habe es keine Sekunde bereut, nach Hamburg gegangen zu sein“, so der Vorstand.
Versteigerung am Donnerstag: Einige Objekte sind geradezu skurril
Zwangsversteigerungen führt die NDGA nicht durch. Die Auftraggeber sind sowohl Privatleute als auch kommunale und staatliche Grundstücksgesellschaften. Daher rührt der recht breite Mix der Objekte. Zu den 45 Immobilien, die im September aufgerufen werden, gehören auch solche, die auf den ersten Blick geradezu skurril und unverkäuflich erscheinen.
Etwa ein 200 Quadratmeter großes, bewaldetes Grundstück nahe der Lüneburg-Autobahn A 39 bei Stelle (Landkreis Harburg) im Landschaftsschutzgebiet Buchwedel zum Mindestpreis von 200 Euro. Knapp 500 Quadratmeter Strauchbiotop bei Kritzmow sind ab 400 Euro zu haben. Landwirte oder Firmen, die Naturausgleichsflächen benötigen, können mit sowas aber durchaus etwas anfangen.
Näher dran am Städter-Traum vom Leben auf dem Lande ist das wohl um 1750 errichtete und mit inzwischen reichlich vermoostem Reet gedeckte Fachwerkhaus im 30 Kilometer südlich von Greifswald gelegenen Örtchen Steinmocker. Die 180 Quadratmeter Wohnfläche könnte ohne Weiteres bezogen werden. Allerdings seien altersbedingt da und dort Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten notwendig, heißt es.
Auktion in Hamburg: Käufer von Häusern ab 5000 Euro sollten viel Mut mitbringen
Sehr viel Zeit, Handwerksgeschick und Mut sollte mitbringen, wer sich für die Schnäppchenhäuser bei der Auktion interessiert. Zum Mindestgebot von 5000 Euro wird da etwa das frühere, nach dem DDR-Minister und Schriftsteller Johannes R. Becher benannte, Kreiskulturhaus in Bandelin (Vorpommern-Greifswald) angeboten. Das Einzeldenkmal steht seit Jahren leer, sei „insgesamt sanierungsbedürftig“ und könne derzeit nicht genutzt werden.
Ähnlich steht es um das leer stehende Stadthaus in Grabow für ebenfalls mindestens 5000 Euro. Die Kleinstadt liegt südlich von Ludwigslust. Von Hamburg aus kommt man über die A 14 oder die B 5 in etwa 1,5 Stunden hin und ebenso schnell wieder weg. Positiv lässt sich über Grabow zudem sagen, dass der Fabrikverkauf des ortsansässigen Schaumkuss- und -waffel-Herstellers („Grabower Küsschen“) montags bis freitags durchgehend von 8 bis 18 Uhr geöffnet hat.
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Das Stadthaus aber wird für einen Neueigentümer zur Herausforderung: „Vermutlich gibt es aktuell keine brauchbaren Sanitär- und Elektroinstallationen und keine Heizung“, heißt es im Auktionskatalog. Gleichwohl ist NDGA-Auktionator Rocholl zuversichtlich, dass auch dieses Angebot Interessenten finden wird. Er sagt: „Für 60 Prozent aller Positionen der Auktion liegen uns bereits jetzt schriftliche Gebote vor.“