Hamburg. Ein Hamburger dokumentiert, wie sein Rotklinker-Gebäude von 1930 durch eine vergleichsweise einfache Maßnahme energetisch optimiert wurde.

Überlegt hatte Jonas Brandes (Name geändert) es sich schon lange. Doch erst als nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 tatsächlich die Gaspreise in die Höhe schossen, setzte er sein Vorhaben um und kontaktierte nach einigen Recherchen eine Spezialfirma in Hamburg. Das Ziel: Seine Immobilie, ein Rotklinker-Endreihenhaus Baujahr 1930 im Norden der Stadt, sollte besser gedämmt werden, um Energie zu sparen.

Aber: Es durfte dabei nicht sein Aussehen verändern. Und das Ganze sollte auch nicht so viel kosten, dass sich der Aufwand später kaum refinanziert. Deshalb war schnell klar, dass nur eine Methode für die nachträgliche Isolierung der Außenwände infrage kommt: die der sogenannten Einblasdämmung.

Heizkosten sparen: Im Norden geht das oft per Einblasdämmung

„Bei diesem Verfahren werden Dämmstoffe über kleine Löcher direkt in die Luftschicht von zweischaligem Mauerwerk eingebracht. Solche Mauern findet man im Süden nur selten, im Norden wurde hingegen früher oft so gebaut“, erklärt Lars Hansen, Inhaber und Geschäftsführer der HTH Hyperdämm & Bautechnik GmbH mit Sitz in Hamburg. Die Firma mit inzwischen 14 Mitarbeitern gilt eigenen Angaben nach in ihrem Metier als Marktführer in der Hansestadt und hat als Fachbetrieb mit fast 50 Jahren Erfahrung im Bereich der minimalinvasiven Dämmung inzwischen über 25.000 Häuser ertüchtigt. Daneben ist man inzwischen auch im vorbeugenden Brandschutz tätig.

Nachdem Brandes sein Interesse signalisiert hatte, schickte Hyperdämm zunächst einen Bauingenieur vorbei, um sich die Sache vor Ort anzusehen. Der nahm die Maße auf, bohrte ein paar Probelöcher und sah sich mit einem Endoskop die Hohlräume an. Mitunter liegt dort nämlich der eine oder andere Unrat, der eine spätere Dämmung erschwert. Zudem musste festgestellt werden, wo eventuell noch problematische Kältebrücken entstehen könnten.

Vor der Einblasdämmung wird der Zustand des Mauerwerks geprüft

Auch der Zustand des Mauerwerks wurde begutachtet. Alte Häuser weisen allerlei kleine Undichtigkeiten auf, welche die Auswahl der verwendbaren Dämmstoffe mitunter einschränken. „Grundsätzlich eignen sich bei der Einblasdämmung verschiedene Materialien“, sagt Hansen. In den Anfängen habe auch seine Firma zum Beispiel Perlite verwendet, ein vulkanisches Gestein mit glasartigen Eigenschaften. Das wird kurzzeitig extrem erhitzt und bläht sich dann auf. Möglich seien zudem Einblasdämmungen mit organischen Dämmstoffen wie Holzfasern, Hanf oder Kork, allerdings nur dort, wo es nachhaltig trocken ist, also eher bei Zwischendecken. Ein weiterer Dämmstoff für Trockenbauteile wie der Geschossdecke oder dem Dach, ist Zellulose aus Altpapier.

Einblasdämmung
Auch Mineralwolle lässt sich in zweischaliges Mauerwerk einblasen. Das Material ist wasserabweisend und eine Alternative zu den oft verwendeten Styroporkugeln. © PR | Hyperdämm

Weit verbreitet in Sachen Dämmung sind heute expandiertes Polystyrol (EPS), im Volksmund Styropor genannt, sowie Mineralwolle. EPS, das bei Außendämmung in Platten aufgebracht wird, kann in Form kleiner Kügelchen auch zur nachträglichen Kerndämmung verwendet werden. Es ist dann sehr rieselfähig, was das Füllen der Hohlräume erleichtert. Will man später noch einmal das Mauerwerk öffnen, zum Beispiel um ein Fenster einzubauen, kann so eine Dämmung allerdings leicht wieder austreten. Zudem ist das Material unbehandelt brennbar, deshalb wird es in der Regel mit Flammschutzmittel behandelt und ist nicht unbedingt frei von Schadstoffen. Auch stellen EPS-Kügelchen womöglich bei weiteren Umbauten ein Entsorgungsproblem dar.

EPS und Mineralwolle kommen außen am häufigsten zum Einsatz

Brandes folgte deshalb dem Rat von Hyperdämm, auf ein Material namens Cavity Wall des Herstellers Knauf zu setzen. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der an Watte oder Baumwolle erinnert, tatsächlich aber ein nicht brennbarer und nicht verrottender Mineralwolle-Dämmstoff ist, der über Schläuche und Düsen direkt in die Hohlräume eingeblasen wird. Die dafür nötigen Maschinen sind teurer als bei der EPS-Einblasdämmung. Hergestellt wird der Dämmstoff aus Altglas und enthält laut Hersteller keine Zusatzstoffe wie Bindemittel, Farbstoffe, Borate oder Brandschutzmittel.

Mit 24 Euro netto pro Quadratmeter zu dämmender Fläche erschien Brandes dieses Material zudem vergleichsweise günstig, sodass er schließlich den Auftrag erteilte. Die Arbeiten, die etwa 10 Wochen später erfolgten, waren innerhalb eines Tages erledigt und haben keine relevanten Spuren oder Verschmutzungen hinterlassen. Einziger Wermutstropfen für Brandes war, dass er an einer der Wände ein Gerüst aufbauen lassen musste, das noch einmal Zusatzkosten in Höhe von 1059 Euro verursacht hat. Dort gibt es einen Erker, der mit den Hyperdämm-Leitern nicht zu überwinden ist.

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Bei der Abschlussrechnung gab es keine bösen Überraschungen, alles war wie zuvor kalkuliert. Mit 4175 Euro inklusive Mehrwertsteuer zuzüglich Gerüstkosten blieb das Projekt im Rahmen, sodass sich Brandes nun in den nächsten zwei Jahren nachrechnen konnte, ob das alles denn genug gebracht hat. „Wir sagen den Kunden, dass sie je nach Gebäudezustand, also hauptsächlich Fenstern, Dach und Türen, mit 15 bis 25 Prozent Einsparung rechnen können. Zudem werde sich das Raumklima ad hoc verbessern“, sagt Hansen.

Brandes schätzt, dass bei ihm mindestens 20 Prozent erreicht sind, vielleicht sogar mehr. Der jährliche Gasverbrauch ist um rund 5000 kWh gesunken. Bei einem Gaspreis von derzeit knapp 10 Cent pro kWh wird also eine Ersparnis von 500 Euro pro Jahr erzielt. Bei unveränderten Preisen und ohne weitere Effekte hätte sich das Vorhaben also nach gut zehn Jahren amortisiert.

Geld zurück: Wie Einblasdämmung steuerlich gefördert wird

Tatsächlich kann man die Arbeiten zusätzlich als Sanierungsmaßnahme von der Steuer absetzen. Der Entlastungsbetrag beträgt dabei 20 Prozent, bis zu einem Maximum von 40.000 Euro. Der Betrag wird über drei Jahre verteilt, im Jahr der Fertigstellung werden 7 Prozent von der Steuerschuld abgezogen, ebenso im Jahr darauf. Im dritten Jahr sind es dann 6 Prozent. Alles in allem bringt das Brandes also gut 1000 Euro wieder in die Kasse, sodass sich die Investition unter dem Strich schon nach acht Jahren rechnet, nicht sinkende Gaspreise vorausgesetzt. Diese werden vermutlich aber eher steigen, auch wegen höherer CO2-Abgaben und Netzentgelte.

Einblasdämmung: Erst Gasverbrauch runter, dann Wärmepumpe?

Ein Punkt, den Brandes derzeit noch nicht abschließend beurteilen kann, ist die Frage, wie sich die Immobilie bei sehr starkem Frost verhält. In diesem Winter will er erstmalig versuchen, dauerhaft mit einer eingestellten Vorlauftemperatur der Heizung unter 60 Grad auszukommen. Klappt das auch bei minus 10 Grad oder weniger, wäre später auch der Einbau einer elektrischen Wärmepumpe in seinen Altbau kein Problem mehr. Für ungedämmte Altbauten ist eine Wärmepumpe hingegen keine sinnvolle Option.