Hamburg. US-Fluglinie arbeitet an einem bisher einmaligen Projekt. Was genau geplant ist und womit die Amerikaner die spektakulären Pläne begründen.

  • Bei einem US-Unternehmen steht der kleine Jet von Airbus hoch im Kurs
  • Der A319 sei die „ideale Wahl für die Waldbrandbekämpfung“, heißt es von Neptune Aviation
  • Neptune Aviation beschäftigt insgesamt 225 Mitarbeiter

Für die meisten Fluglinien ist der A319 aus der Zeit gefallen. Zwar tauchen im Auftragsbuch von Airbus noch offene Bestellungen über 36 Maschinen des zweitkleinsten Mitglieds der A320-Familie auf. Ob diese aber jemals ausgeliefert werden, scheint offen. Angesichts der stetig steigenden Passagierzahlen geht der Trend zu größeren Jets. Insbesondere das mit 44,50 Meter größte Familienmitglied A321 erfreut sich bei den Bestellungen großer Beliebtheit.

Bei einem US-Unternehmen steht der kleine Airbus-Jet aber hoch im Kurs. Neptune Aviation Services kündigte an, den A319 in die Flotte aufzunehmen. Die Firma mit Sitz in Missoula im nordwestlichen US-Bundesstaat Montana teilte mit, zusammen mit dem Partner Aerotec & Concept begonnen zu haben, das Flugzeug für die Waldbrandbekämpfung umzurüsten.

Airbus-Jet löscht bald Feuer – wie das funktionieren soll

„Als führender Anbieter von Brandbekämpfungslösungen aus der Luft sind wir stets auf kontinuierliche Verbesserung bedacht“, sagte Neptune-Aviation-Chefin Jennifer Draughon. Derzeit werden für solche Operationen neun Flugzeuge vom Typ British Aerospace 146 (kurz: BAe 146) eingesetzt. Diese Jets wurden bis 2001 gebaut und sind je nach Version maximal 31 Meter lang.

Waldbrände in den USA
Auf die Bekämpfung von Waldbränden (Symbolfoto) ist Neptune Aviation spezialisiert. Künftig will die US-Fluglinie solche Einsätze mit Airbus-Jets vom Typ A319 fliegen. © picture alliance / AP Images | Ted S. Warren

„Obwohl unsere aktuelle Flotte von BAe 146-Flugzeugen zu den Besten der Branche gehört, haben wir bereits vor zwei Jahren mit der Planung dieser Modernisierung begonnen, um unseren Kunden die besten Lösungen zu bieten“, sagte Draughon. Die Entscheidung für den A319 sei nach intensiver Forschung und sorgfältiger Prüfung gefallen. Man habe monatelang Flugzeuge getestet sowie Abwürfe und ihre Folgen simuliert.

Airbus A319 soll pro Flug 17.000 Liter Löschmittel ausbringen können

Der A319 verbessere die Betriebseffizienz, erhöhe die Sicherheit der Besatzungen, der Feuerwehrleute am Boden und der zu schützenden Gemeinden. Das liege zum einen daran, dass der knapp 34 Meter lange A319 größer ist als die BAe 146, zum anderen an dem höheren maximalen Startgewicht. Airbus gibt dieses mit rund 75 Tonnen an, der britische Jet ist auf rund 44 Tonnen limitiert.

Neptune Aviation wird bei künftigen Einsätzen für die Waldbrandbekämpfung die Löschmittelkapazität von derzeit maximal 3000 Gallonen (etwa 11.356 Liter) auf mindestens 4500 Gallonen (17.034 Liter) um mindestens 50 Prozent steigern können. Der A319 habe zudem einen größeren Kerosintank, durch den die Fluglinie mit voller Nutzlast auch abgelegene Brände erreichen könne, die aktuell außerhalb des möglichen Einsatzgebietes liegen.

Airbus A319 wird laut Neptune Aviation erstmals für Löscheinsätze umgebaut

Laut der US-Airline ist man das erste Unternehmen, das den A319 für Löscheinsätze aus der Luft umrüstet. Das erste Airbus-Flugzeug soll voraussichtlich in der Waldbrandsaison 2027 einsatzbereit sein.

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    „Neptune beabsichtigt, eine Gesamtflotte von zehn bis 15 Tankflugzeugen bestehend aus A319 und BAe146 zu unterhalten“, sagte auf Anfrage unserer Redaktion Nic Lynn, der bei Neptune für den operativen Betrieb zuständig ist. Die Absicht sei es, mit jeder Einführung eines neuen A319 eine BAe 146 aus dem Verkehr zu ziehen. „In diesem Prozess werden wir ein bis zwei A319 pro Jahr eingliedern“, so Lynn.

    Neptune Aviation will ältere A319 auf dem Gebrauchtmarkt kaufen

    Derzeit werden die Ingenieursdienstleistungen erledigt, die für den Umbau abgeschlossen sein müssen. Man werde die Flugzeuge erwerben, die auf dem Gebrauchtmarkt zu dem benötigten Zeitpunkt erhältlich seien, so Lynn. Im Anschluss beginne der Umbau der Passagier- in Tankflugzeuge.

    Der A319 sei die „ideale Wahl für die Waldbrandbekämpfung“, sagte Johan Clochet. Er ist Chef der Toulouser Firma Aerotec & Concept, die den Umbau erledigen soll. Dank der umfassenden Erfahrung mit Flugzeugmodifikationen sei man zuversichtlich, dass man Neptunes Fähigkeiten zur Brandbekämpfung aus der Luft verbessern werde.

    Neptune Aviation kooperiert mit US-Behörden

    Dass der Umbau nicht von Airbus, sondern in diesem Fall in Eigenregie von einem Kunden durchgeführt werde, sei nichts Außergewöhnliches, sagte Airbus-Sprecher Heiko Stolzke auf Anfrage. „Entsprechend zugelassene und qualifizierte Betriebe können solche Modifikationen vornehmen.“

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    Neptune beschäftigt 225 Mitarbeiter und ist nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren Hauptanbieter von Feuerlöschdiensten für den United States Forest Service, die US-Waldbehörde. Man habe mit dieser und weiteren Partnern die Aufrüstung der Flotte besprochen. Es hieß, jede dieser Behörden habe ihre Begeisterung für die neue Flotte zum Ausdruck gebracht und freue sich darauf, dass die landesweite Flotte zur Waldbrandbekämpfung erweitert werde.