Hamburg. Bis 2030 soll die Anzahl der Ladesäulen im öffentlichen Raum stark wachsen. Was der Senat konkret plant und wie Vattenfall & Co. helfen.
Bislang bleibt die Entwicklung der Elektromobilität in Hamburg hinter den Erwartungen zurück. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres sind die Neuzulassungen von E-Autos in der Hansestadt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 30 Prozent eingebrochen, im Oktober wurden lediglich 921 reine Elektroautos zugelassen. Nur etwa vier Prozent aller Autos fahren hier ausschließlich mit Strom.
Einer der Gründe für diese Entwicklung ist, neben dem Wegfall der E-Auto-Prämie, die bisher mäßige Ausstattung mit Lademöglichkeiten. Aktuell gibt es neben privaten Wallbox-Anlagen sowie wenigen leistungsstarken Stromtankstellen etwa von Aral oder Shell lediglich rund 850 Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten im öffentlichen Raum, also insgesamt rund 1700 derartige Ladepunkte in Hamburg. Nur 50 dieser städtischen Säulen, die vom Stromnetz-Hamburg-Nachfolger HEnW Mobil betrieben werden, sind Schnelllader mit einer Ladestromleistung von 150 kW, alle anderen geben nur maximal 22 kW ab.
Ladepunkte für E-Autos in Hamburg: Bis 2030 sollen es 10.000 werden
Die meisten öffentlichen Lademöglichkeiten für Elektroautos finden sich laut Senatsantwort vom Oktober im Bezirk Hamburg-Nord mit derzeit 179 Ladesäulen, es folgen Hamburg-Mitte mit 153 und Eimsbüttel mit 140 Ladesäulen. Am schlechtesten sieht es in Harburg mit 36 und Bergedorf mit 40 Ladesäulen aus (das Abendblatt berichtete). Das reicht bei Weitem nicht, um den Hochlauf der E-Mobilität zu forcieren. Deshalb sollen in den nächsten Jahren in Hamburg nun zahlreiche weitere Ladepunkte hinzukommen. Geplant sind für das Jahr 2030 insgesamt 10.000 Ladepunkte auf öffentlichen Flächen in allen sieben städtischen Bezirken.
Das Thema Ausbau der Ladeinfrastruktur ist im Hamburger Senat nicht der Verkehrsbehörde zugeordnet, sondern der Behörde für Wirtschaft und Innovation. Deshalb war es nun Senatorin Melanie Leonhard (SPD), die am Freitag zusammen mit Vertretern aus der Energiewirtschaft Details zur Errichtung weiterer Ladepunkte vorgestellt hat. Demnach fährt die Stadt mehrgleisig. Ein wichtiger Punkt dabei: Bis zum Jahr 2027 sollen von der Privatwirtschaft insgesamt 2500 neue Ladepunkte auf öffentlichem Grund errichtet werden, die dann mindestens acht Jahre lang konzessioniert betrieben werden.
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Aufgeteilt war diese Ausschreibung in fünf Lose zu jeweils 500 Ladepunkten. Den Zuschlag bekamen Vattenfall, enercity mobility, eze.network, Qwello Deutschland und ubitricity. Jede dieser Firmen wird nun über die Stadt verteilt 250 Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten errichten und diese dann betreiben. Was das Laden für den Kunden kosten wird, hängt vom jeweiligen Anbieter, dem Roamingverfahren und den Konditionen bei Direktabrechnung ab.
Im Schnitt dürften um die 50 Cent pro kWh fällig werden, ein gängiger Tarif an städtischen Säulen. Da fast alle der 1250 neuen Ladesäulen auf Wechselstromtechnik setzen, ist wie bislang schon bei den meisten städtischen Säulen Laden mit maximal 22 kW möglich. Je nach Lage kann es Unterschiede geben bei der zeitlichen Begrenzung der Ladevorgänge, nachts soll aber grundsätzlich keine Blockiergebühr erhoben werden. Die Standorte der vorhandenen und geplanten Ladepunkte sind online abrufbar.
Tausende neue Ladepunkte: Hamburg „nimmt richtig Fahrt auf“
Insgesamt plant Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard mit 7000 Ladepunkten im öffentlichen Raum bis 2027 und weiteren 3000 bis 2030. Was nicht von der Privatwirtschaft kommt, soll die städtische HEnW Mobil errichten. „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur nimmt in Hamburg jetzt nochmal richtig Fahrt auf. Künftig wird das Ladenetzwerk in Hamburg stärker wachsen als bisher, indem städtische und private Betreiber nun Hand in Hand verstärkt Ladeinfrastruktur aufbauen“, sagt die Senatorin.