Hamburg. Für Wartung und Reparatur eines Elektroautos der Marke Tesla waren zuletzt weite Umwege nötig. Jetzt sollen Termine wieder möglich sein.
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Will man wissen, worüber sich Kunden eines Unternehmens gerade aufregen, führt der schnellste Weg zur entsprechenden Information in der Regel zunächst zu den öffentlich zugänglichen Onlinerezensionen. Dort findet man zum Beispiel in Bezug auf ein bekanntes Autohaus in Hamburg diese Wortmeldung: „Tesla ist anders, Tesla ist unmöglich und frech. Machen einfach mal ihr Service Center für ein paar Monate zu und halten es schlichtweg nicht für notwendig darüber zu informieren.“
Für den Kunden ein Vorgang mit Folgen: „Ab jetzt können Reifenwechsel dann mal eben in Kiel, Bremen oder sonst wo in Deutschland durchgeführt werden“, heißt es weiter. „Dumm, wenn man im Leasing das Reifenpaket gebucht hat und nun 40 bis 50 Tage auf einen Termin warten soll.“
Der Autobesitzer, ein Hamburger Geschäftsmann aus der Softwarebranche, war ziemlich verärgert. Und das aus gutem Grund. Denn tatsächlich hatte der Autohersteller vor einiger Zeit ohne große Ankündigung seinen Servicestützpunkt in Hamburg-Wandsbek geschlossen – und damit nicht nur den einen Manager verärgert, sondern auch zahlreiche weitere Tesla-Nutzer. Nun ist Besserung in Sicht. Ein Tesla-Sprecher zum Abendblatt: „Der Service ist wieder auf.“
Kein Tesla-Service in Hamburg: „sehr enttäuschende Erfahrung“
Was war zuvor passiert? Einer von den weiteren Betroffenen schrieb: „Leider eine sehr enttäuschende Erfahrung mit dem Tesla Service in Hamburg. Der Standort ist unangekündigt wegen Umbauarbeiten geschlossen, und niemand wurde im Vorfeld informiert. Weder auf der Website noch in der App gab es Hinweise. Besonders ärgerlich: Es gibt keinerlei Informationen darüber, wann der Standort wieder öffnet. So etwas sollte bei einem Service dieser Größenordnung einfach nicht passieren.“
Das fand auch Dirk Henningsen von emobility.de, der im Internet einen eigenen Youtube-Kanal rund um Elektromobilität betreibt und dort 23.400 Abonnenten hat. Er hatte das Thema als „Aufreger der Woche“ aufgegriffen. „Als ich die Information von einem langjährigen Tesla-Kunden bekommen habe, habe ich erst einmal meinen Ohren nicht getraut“, sagt er in dem Beitrag. Denn: In Hamburg gab es tatsächlich trotz des großen Einzugsgebietes keine andere Vertragswerkstatt von Tesla, sodass in der Hansestadt eine zeitlang nur Verkauf, Beratung und Auslieferungen möglich waren.
Traten mit dem Fahrzeug Probleme auf, die nicht von einem „Ranger“ (so heißen dort die mobilen Mechaniker, die zum Kunden kommen) oder über ein OTA-Software-Update gelöst werden konnten, mussten Kunden weite Umwege in Kauf nehmen. Im Norden gibt es einen Servicestützpunkt in Gettorf, das zwischen Eckernförde und Kiel liegt. Im Westen findet sich das Tesla Center Bremen Ottersberg, im Süden das Tesla Center Hannover und im Osten das Tesla Center Rostock-Nienhagen. Hin und zurück ist man beim Ausweichen aus der Hansestadt also mindestens 210 Kilometer unterwegs, um einen der anderen Servicestützpunkte ansteuern zu können. Und diese haben natürlich nicht immer gleich einen Termin frei.
Tesla: Hintergründe zum „Umbau“ in Hamburg deuten auf Streit hin
Henningsen berichtete auch über mutmaßliche Hintergründe der Schließung, die offiziell als „Umbau“ oder auch „Ausbau“ deklariert wurde. Das gesamte Servicepersonal in Hamburg habe auf einen Schlag gekündigt. Allerdings gibt es von einer weiteren Quelle die Aussage, dass die Mitarbeiter zuvor versucht hätten, einen Betriebsrat zu gründen, was unterbunden werden sollte und letztlich zu „einvernehmlichen“ Aufhebungsverträgen geführt habe, über deren Details nicht gesprochen werden dürfe.
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Das Abendblatt hatte im November bei Tesla nachgefragt, was die Gründe für die Schließung waren und wann mit Besserung im lokalen Service zu rechnen ist. Konkret wollte man sich zu Personalien nicht äußern, hat damals aber signalisiert, dass der Werkstattservice demnächst wiederaufgenommen werden soll, und zwar noch in diesem Jahr. Das ist nun offenbar geschehen.
Auch nach Wiedereröffnung läuft es nicht reibungslos im Tesla-Service
Allerdings noch nicht reibungslos, wie ein relativ neuer Eintrag bei den Google-Rezensionen zeigt. „Absoluter Knaller! Monatelang war der Servicebereich geschlossen und Kunden mussten extra nach Bremen oder Kiel fahren. Jetzt ist der Service wieder geöffnet, und es geht genauso katastrophal weiter, wie es aufgehört hat“, schreibt ein wütender Tesla-Nutzer.
„Termine werden erst verschoben, dann vorgezogen und dann eine Stunde vorher abgesagt, weil die benötigten Ersatzteile nicht vorhanden sind. Peinlich, unprofessionell und absolut uncool!“ Der Tesla-Sprecher hatte dem Abendblatt allerdings bereits vor einigen Wochen angekündigt, dass die Wiedereröffnung im Dezember schrittweise erfolge und der Vollbetrieb nicht vor Januar möglich sei.