Hamburg. Überraschende Nachricht: Im Norden und Westen der Stadt ist noch in diesem Jahr Schluss. Was das für Kunden und Mitarbeiter bedeutet.
- Insgesamt sind 31 Mitarbeiter von Schließung der beiden Standorte in Hamburg betroffen.
- Zukunft der beiden Grundstücke ist derzeit noch offen.
- Worauf sich Kunden wegen der beiden Thomsen-Schließungen einstellen müssen.
Wer mit offenen Augen durch Hamburg geht oder fährt, sieht nicht nur Leerstand im Einzelhandel, sondern auch dort, wo früher einmal Autos verkauft oder repariert wurden. In Kürze kommen zwei weitere solcher Adressen hinzu: im Westen und im Norden der Hansestadt. Doch was steckt dahinter?
Konkret geht es bei den neuen Schließungen um zwei Standorte der C. Thomsen GmbH, die bekannt ist vor allem als Händler der Automarken Toyota, Nissan, Seat, Cupra und MG. Bereits Ende November schließt die Filiale an der Osdorfer Landstraße, zwei Wochen später macht dann auch das Autohaus am Nedderfeld dicht. Betroffen sind insgesamt 31 Mitarbeiter, die recht kurzfristig von den Plänen durch eine Betriebsversammlung erfuhren.
Autohaus Thomsen muss zwei Standorte in Hamburg schließen: 31 Mitarbeiter betroffen
Allerdings stehen die Beschäftigten nun nicht plötzlich auf der Straße, sondern werden auf die anderen Betriebe von Thomsen in Hamburg und Umgebung verteilt. „Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen“, verspricht Michael Matuschek, einer der beiden Geschäftsführer, auf Abendblatt-Nachfrage. „Wir haben inzwischen mit allen Betroffenen persönlich vor Ort gesprochen und sie gebeten, jeweils zwei neue Wunschstandorte anzugeben.“
- Wegen Panne – Elektro-SUV von MG überzeugt nur teilweise
- Dello-Gesellschafter Kurt Kröger im Alter von 87 Jahren gestorben
- Einmaliges Konzept: VW-Autohaus zieht in Fußgängerzone
Diese würden dann bei der internen Versetzung priorisiert, für manchen Mitarbeiter könnten sich dadurch sogar kürzere Wege zur Arbeit ergeben. Allerdings nicht für alle, denn die verbleibenden Standorte liegen doch einige Kilometer von den nun schließenden Filialen entfernt. Vertreten ist Thomsen noch in Seevetal, Hamburg-Wandsbek, Norderstedt, Kaltenkirchen, am Stammsitz Halstenbek und in Itzehoe.
Autohandel: Anzahl der Filialen von Thomsen reduziert sich auf sechs – aber Expansion in Itzehoe
Zwar reduziert sich die Zahl der Filialen jetzt von acht auf sechs, im Gegenzug wurde aber in Itzehoe gerade expandiert. Dort hat die GmbH ein ehemaliges Ford-Autohaus übernommen und alles umgebaut, sodass nach dem Umzug dorthin statt 3200 nun 10.880 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter im ganzen Unternehmen beziffert Matuschek auf aktuell 227. In Stellenanzeigen werden weiterhin Mechatroniker gesucht, auch Initiativbewerbungen sind willkommen.
„Was wir mit den beiden Grundstücken machen, die nun frei werden, ist noch völlig offen, wir haben da auch gar keinen Druck.“
Das Beispiel Itzehoe zeigt, dass der Flächenbedarf eines Autohauses, das auch in Zukunft profitabel arbeiten will, durchaus groß ist. Und genau daran hat es in Hamburg zuletzt gehapert. „Wir haben massive Platzprobleme an den zwei Standorten, die nun nicht weitermachen. In Alt-Osdorf gibt es vor der Tür überhaupt keine Parkplätze. Und am Nedderfeld hat das Anwohnerparken die eh schon schwierige Situation zusätzlich verschärft“, sagt Hermann-Josef Poth, der andere Thomsen-Geschäftsführer. Er und Matuschek sind beide ebenfalls Gesellschafter.
Thomsen schließt zwei Standorte: Worauf sich Kunden einstellen müssen
Auch für die Kunden ergeben sich durch die kurzfristig anberaumten Schließungen neue Wege. Geht es um Toyota und Nissan, wird man vor allem Richtung Halstenbek und Norderstedt fahren müssen, bei Seat und Cupra stehen Wandsbek, Kaltenkirchen und Seevetal künftig im Fokus. Die Geschäftsführer hoffen aber, dass die meisten Kunden mitziehen. Rund 3500 Neuwagen und etwa 1100 Gebrauchte verkauft der Mehrmarkenhändler pro Jahr, rund 30.000 Werkstattleistungen werden im gleichen Zeitraum abgerechnet.
Konkretere Umsatz- und Gewinnzahlen behalten die Geschäftsführer lieber für sich. Finanzielle Engpässe scheint es aber nicht zu geben, trotz der „durchaus herausfordernden“ Transformation der gesamten Branche: „Was wir mit den beiden Grundstücken machen, die nun frei werden, ist noch völlig offen, wir haben da auch gar keinen Druck“, sagt Poth.
Wohnungsbau? Einzelhandel? Was aus Grundstücken wird, ist offen
Er könne sich „alles Mögliche“ vorstellen, vor allem in Alt-Osdorf, wo die Bebauungspläne etwas flexibler ausgelegt seien als am Nedderfeld, erklärt Poth. „Da kann man Wohnungen bauen oder ein Seniorenheim, vielleicht auch Flächen für den Einzelhandel.“
Einen Wald wird es dort aber eher nicht geben. Denn den hat Thomsen schon, weil seit einigen Jahren für jedes verkaufte Auto auf einem Gelände nahe Schleswig ein Baum gepflanzt wird. 16.000 stehen nun schon dort, und es sollen noch viele weitere hinzukommen.