Hamburg. Beschäftigte „schockiert“ über Entscheidung, den Hamburger Standort des Kundenservices zu schließen. Was Gewerkschaft und Arbeitgeber sagen.
Trotz guter Geschäftszahlen sollen bei DHL in Hamburg Stellen gestrichen werden: Die angekündigte Betriebsstilllegung der DHL Express Customer Service (DECS) in Hamburg stößt bei den Beschäftigten und der Gewerkschaft Ver.di auf wenig Verständnis. Zum 31. Juli 2025 fallen 70 Arbeitsplätze am Standort Hamburg weg.
Die Gewerkschafter kritisieren die Entscheidung des Konzerns scharf. Unter dem Vorwand eines „Verschlankungsprozesses“ sollen die Arbeitsplätze in Hamburg gestrichen werden, obwohl der Konzern wirtschaftlich hervorragend aufgestellt sei, heißt es von Ver.di. „Die Konzernentscheidung zur Schließung des Hamburger Standorts ist angesichts der ausgezeichneten wirtschaftlichen Situation von DHL Express nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel“, sagt Lars-Uwe Rieck, Fachbereichsleiter Postdienste bei Ver.di Hamburg.
DHL Express streicht 70 Stellen in Hamburg: „Völlig inakzeptabel“
Eigentlich steht der Bereich DHL Express der Deutschen Post ziemlich gut da. In den ersten neun Monaten dieses Jahres machte DHL Express 18,3 Milliarden Euro Umsatz und erwirtschaftete einen Gewinn von zwei Milliarden Euro. Die DECS, also der Kundenservice, ist eine Tochtergesellschaft von DHL Express und betreibt neben dem Standort in Hamburg auch Niederlassungen in Monheim und Frankfurt am Main. Der Schwerpunkt liegt auf nationalen und internationalen Kundenservices.
Das Unternehmen bestätigte die Pläne, den Standort in Hamburg zum 31. Juli 2025 zu schließen, auf Abendblatt-Nachfrage. Die Aufgaben würden auf die beiden anderen Kundenservice-Standorte in Monheim und Frankfurt verlagert, so ein Unternehmenssprecher. Man befinde sich in Gesprächen mit dem Betriebsrat in Hamburg. Ein Stellenabbau sei unter dem Strich nicht vorgesehen. Zu den Gründen für die Entscheidung schweigt der Konzern.
„Ein Schock“: DHL schließt Hamburger Kundenservice-Standort
Für die 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Hamburg dürften die Aussagen des Konzerns ein schwacher Trost sein, denn in der Hansestadt fallen die Stellen schließlich weg. „Für die Beschäftigten war die Betriebsversammlung ein Schock“, sagt Lars-Uwe Rieck. „Das sind alles hoch qualifizierte Leute, die mehrere Sprachen sprechen.“ Besonders schockierend sei, dass die Betriebsstilllegung „ohne Not“ passiere. „Der Konzern steht gut da und zieht sich hier aus der Verantwortung.“
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Gewerkschaft und Betriebsrat verhandelten jetzt mit dem Konzern über einen Sozialplan und Interessenausgleich. Der Arbeitgeber habe den betroffenen Beschäftigten als Alternative eine Weiterbeschäftigung in Monheim oder Frankfurt am Main vorgeschlagen, dies sei für die meisten Beschäftigten aufgrund familiärer und logistischer Gründe nicht realisierbar, heißt es von der Gewerkschaft.
Hamburg: Ver.di fordert Homeoffice-Lösung für DHL-Beschäftigte
Am Donnerstag machten die Beschäftigten ihrem Ärger bei einer Kundgebung Luft. „Wir fordern den Konzern auf, die geplanten Schließungen zu überdenken und echte Alternativen zu schaffen“, sagt Lars-Uwe Rieck. „Die Arbeitsplätze können durch den konsequenten Einsatz von Homeoffice erhalten bleiben, ohne dass die Beschäftigten und ihre Familien ins soziale Abseits geraten.“
Auch wenn der Gewerkschafter sich kämpferisch gibt, bleibt er realistisch. „Die Hoffnung, dass es für die Beschäftigten eine Lösung in Norddeutschland gibt, ist extrem gering“, so Rieck. „Unser Ziel ist der Arbeitsplatzerhalt. Die letzte Lösung wären möglichst faire Abfindungen für die Beschäftigten.“